A review by paperlove
Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft by Christina Lamb, Malala Yousafzai

informative fast-paced

3.0

Vorweg muss ich vorausschicken, dass sich meine Bewertung und nachfolgende Rezension natürlich nicht auf Malalas Leben und dem, was sie erlebt hat, bezieht, sondern die Art und Weise, wie es in diesem (Hör-)Buch erzählt wird.

Dieses Buch stand schon sehr lange auf meiner Leseliste und ich war überrascht, dass es bereits zehn Jahre her ist, seitdem es erschienen ist. Damals war Malalas Geschichte in aller Munde und durch den Tötungsversuch der Taliban ist ihre Erzählung durch die Medien um die Welt gegangen. Auch an mir ist Malala damals nicht komplett vorbeigegangen. Und nun wollte ich doch noch mal etwas mehr Einblick in die damaligen Geschehnisse bekommen, da ich nur wusste, dass sie einen Anschlag überlebt hat und sich für Bildung einsetzt - also das, was auch der Untertitel dieses Buches bereits verrät.

Tatsächlich muss ich aber festhalten, dass das Buch nicht viel mehr Informationen liefert, als man bereits aus der Presse kennt. Die erste Hälfte des Buches befasst sich vor allem mit historischen Ereignissen in Pakistan, der Erwähnung verschiedener Gruppierungen und der Herleitung, wie die Taliban an die Macht gekommen sind und dafür gesorgt haben, dass Mädchen plötzlich nicht mehr zur Schule gehen durften. Eines dieser Mädchen war Malala, die bereits in jungen Jahren sehr wissbegierig war und diesen Umstand nicht einfach so hinnehmen wollte. Auch ihr Vater hatte bereits damals für mich überraschend fortschrittliche Ansichten und sich ebenfalls für die Belange seiner Tochter starkgemacht und sich damit auch für das Recht von Frauen eingesetzt.
Wie man weiss, hat aber genau dieses Engagement Malala fast das Leben gekostet. Denn eines Tages wird sie unerwartet von den Taliban angeschossen. Malala überlebt diesen Mordversuch glücklicherweise und wird in der Folge nach England gebracht, wo sie die notwendige medizinische Versorgung erhält. Die zweite Hälfte des Buches befasst sich dann hauptsächlich mit ihrer Genesung und ihrem Aufenthalt im Krankenhaus, sowie der Hilfe, die sie durch den Westen erhält.

Obwohl ich es sehr schätze, wenn historische Ereignisse zum besseren Verständnis der Erzählung in eine Biografie eingebettet werden, war mir die Erzählung im ersten Teil schon zu sehr darauf bezogen, und man hat wenig Persönliches über Malala erfahren. Die zweite Hälfte befasst sich dann zwar spezifischer mit Malalas Situation, aber auch hier blieb die Erzählung überraschend oberflächlich.

Nach Beendigung des Buches habe ich nicht den Eindruck, dass ich nun viel mehr weiss, als vor dem Buch. Und das, obwohl ich die Ereignisse von damals wirklich nur am Rande mitbekommen habe. Alles, was hier berichtet wird, kann man vermutlich auch kurz bei Wikipedia nachlesen. Und das fand ich schade, denn eine Autobiografie sollte für mich inhaltlich schon mehr in die Tiefe gehen, als Wikipedia- oder Presseartikel.

Die Sprecherin des Buches war dagegen wieder sehr angenehm, aber das allein tröstet leider auch nicht darüber hinweg, dass ich vom Inhalt mehr erwartet hätte.

Was mich noch erstaunt hat, war, dass sich der Westen so sehr für das Überleben eines einzigen Mädchens einsetzt. Natürlich ist es schön, dass Malala und ihre Familie Hilfe und Sicherheit erhalten haben, aber für mich ist nicht ganz klar, warum gerade sie so viele Privilegien bekommen hat und in England fast schon königlich versorgt wurde - sei es durch medizinische Behandlungen, oder auch durch Aufenthaltsbewilligungen und/oder Jobchancen, die ihrer Familie gewährt wurde. Dieses VIP-treatment hat mich etwas irritiert. Nicht, weil es Malala nicht verdient hat, sondern eher, weil es vermutlich zig tausenden anderen Menschen in Pakistan ähnlich ergeht, und die meisten keine solchen Privilegien aus dem Westen erhalten. Aber das ist keine Kritik an Malala oder dem Buch, sondern einfach ein Grundgedanke, der mich beim Hören immer wieder irritiert hat.

Fazit:
Malalas Geschichte ist vor zehn Jahren um die Welt gegangen. Ihr Leben und ihr Mut sind wirklich bewundernswert und es ist schön, dass sie ihre Bekanntheit dafür einsetzt, für mehr Bildungsrechte in Pakistan zu kämpfen. Dennoch hätte ich mir von diesem Hörbuch inhaltlich mehr erhofft. Leider erfährt man hier jedoch nichts, was man vermutlich nicht auch durch einen Wikipediaartikel über Malala erfahren könnte und das finde ich für eine Autobiografie sehr schade. Ich hätte mir mehr persönliche Einblicke und Tiefe gewünscht. Deshalb gibt es von mir durchschnittliche 3 Sterne.