A review by raspberryicedtea
Frankissstein by Jeanette Winterson

3.0

Ich habe mich noch nicht ganz entschieden wie ich das Buch letztendlich finde, aber schwanke eigentlich zwischen 3 und 4 Sternen.
Es war super geschrieben und flüssig lesbar und zumindest der Handlungsstrang mit Mary Shelley wurde gut erzählt. Allerdings hatte der zweite Plot, der in der nahen Zukunft spielt, nicht so viel zu bieten, handlungsweise. Er war zwar interessant und hatte gute Ansätze, allerdings wurden diese nie richtig umgesetzt und es war alles ein wenig verwirrend.
Eine der Hauptfiguren aus diesem Handlungsstrang, Ry, ist ein Trans* Mann und der Umgang mit ihm im Buch war mir teilweise recht unangenehm.
Er ist relativ androgyn und sieht sich selbst auch eher als "zwischen den Geschlechtern". Das verwirrt die Menschen um ihn herum und er wird fetischisiert und missbraucht, was alles leider sehr realistisch ist und für mich daher kein großes Problem war.
Was mich allerdings ziemlich gestört hat ist, dass Ry nicht nur von den Figuren sondern auch der Narrative scheinbar extrem feminisiert wurde und es anscheinend niemanden gibt, nicht einmal Ry selbst, der ihn einfach als Person sieht.
Sein Transsein wurde nur verwendet um seltsame Metaphern und Analogien zwischen Menschen und künstlichen Intelligenzen/Cyborgs zu schaffen. Das wird nie richtig hinterfragt und alles scheint nur darauf hinauszulaufen, dass Ry eine Frau war aber dann seinen Körper verändert hat, um sich selbst näher zu kommen.
Aber na ja, Transgender ist nicht Äquivalent zu Posthumanismus.
In diesem Teil des Plots wirkten alle Figuren ein wenig als wären sie lediglich mouthpieces für Statements die die Autorin machen will ohne aber zu einem wirklichen Schluss zu kommen. Das Ende war sehr abrupt und ich stelle mir jetzt schon die Frage was die Autorin uns eigentlich damit sagen wollte.
Aber wie gesagt, den Plotteil mit Mary Shelley in der Vergangenheit fand ich super erzählt und die Verbindung von den Handlungssträngen fand ich gut gelungen. Die Überlegung Frankensteins Monster mit moderner künstlicher Intelligenz fand ich sehr spannend (auch wenn das Monster letztendlich gar nicht so eine große Rolle spielt) und die ganzen Gedanken der Geschichte waren sehr interessant.