A review by missbookiverse
28 Tage lang by David Safier

3.0

3.5

Mit David Safier und seinem “miesen Karma” habe ich vor Jahren schon mal die Erfahrung gemacht, dass der Humor des Autors nicht mit meinem zusammenpasst. Deshalb war ich ungläubig und skeptisch als ich von seinem Zweiter-Weltkrieg-Roman hörte, aber auch neugierig. Maria Koschny (deutsche Hörbuch- und Film-Synchronstimme von Katniss Everdeen) hat mir den Einstieg ins Hörbuch deutlich leicht gemacht. Protagonistin Mira war mir auf Grund der Katniss-Assoziation sofort sympathisch. Lustigerweise gibt es zahlreiche Parallelen zwischen Mira und Katniss: raue Schale, jüngere Schwester, Alleinversorgerin der Familie, grausame Lebenszustände und die Qual der Wahl zwischen zwei jungen Männern. Wirkt fast ein bisschen abgeguckt oder man könnte District 12 zu einer Drittes-Reich-Metapher interpretieren. Wie dem auch sei, obwohl ich die Figuren und die Handlung direkt spannend fand, fiel mir immer wieder der plumpe Schreibstil auf. Vieles, was offensichtlich ist, wird extra formuliert und Mira erzählt einiges seltsam reflektiert, als würde sie von heute auf damals zurückblicken und nicht als wäre sie noch mitten im Geschehen. Glücklicherweise bessert sich diese Holperei irgendwann (oder ich habe mich dran gewöhnt). Am Ende fiel sie mir nur noch in Form des pathetischen letzten Absatzes auf. Generell hat mich die Geschichte am Schluss ein wenig verloren. Es ging sehr chaotisch zu und obwohl Mira von einer gefährlichen Situation in die nächste stolpert, fehlte es ein wenig an Spannung.

Ich glaube, es gibt kein Buch über die Nazizeit, das einem nicht Angst und Bange werden lässt. Der Schrecken, den die Nazis damals verbreitet haben, war in 28 Tage lang jederzeit präsent und grauenerregend. Ich hatte oft Angst um Mira und Verluste bleiben ihr definitiv nicht erspart. Es wird auch dem Unglauben darüber, wozu Menschen fähig sind Platz eingeräumt. Ich ertappe mich selbst manchmal dabei wie ich mir nicht richtig vorstellen kann, dass Menschen tatsächlich andere Menschen grundlos vergast und reihenweise erschossen haben. Ein bisschen warmes Licht verbreitet die Geschichte der 777 Inseln, die Miras kleine Schwester ihrer Familie jeden Abend erzählt. Die Abenteuer von Kapitän Karotte und seiner Crew sind herzerwärmend und kreativ. Neben den 777 Inseln gibt es viele weitere Momente der Hoffnung und des Widerstands, die bitter nötig waren in einer Zeit wie jener.

Insgesamt also keine stilistische Glanzleistung, aber inhaltlich so ergreifend und erschreckend wie es Bücher zu diesem Thema nun mal an sich haben.