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nellum 's review for:

Faust - Der Tragödie erster Teil by Johann Wolfgang von Goethe
3.0

Ich habe dieses Buch in der Schule schon gelesen und von vorne bis hinten durchinterpretieren dürfen. Es war eines der wenigen aus der Menge der uns auferlegten Pflichtlektüre, die mir damals gefallen hatten.
Jetzt, ein paar Jahre später, hatte ich spontan Lust auf einen Klassiker und mich dazu entschieden, dieses Buch nochmal zu lesen, gespannt darauf, wie sich meine Meinung (vielleicht) ändern würde.

Nachdem ich es jetzt nochmal gelesen habe bin ich immer noch davon beeindruckt wie das Buch geschrieben ist und dass es sich trotz der Verse samt Reimerei doch so gut und angenehm lesen lässt. Auch die Geschichte und Handlung an sich sind interessant (die Interpretationsmöglichkeiten und -versuche lasse ich mal aus, das habe ich in der Schule schon genug durchexerziert). Mir ist aber beim erneuten Lesen ein großer Punkt ins Auge gesprungen, der mir damals so nicht bewusst war: Faust ist ein furchtbar unsympathischer Charakter. Anders als damals in der Schule finde ich es schwer seine Handlungsweise nachzuvollziehen oder ihn als Helden zu betrachten, der er wahrscheinlich eh nicht sein soll. Das macht es mir aber auch nicht leicht auf das Lösen seines Problems zu hoffen und mitzufiebern.
Ich habe seit meiner Schulzeit auch eine starke Aversion gegen das Bild des amoralischen Wissenschaftlers und das damit fast zwangsläufig einhergehende Kritisieren des Forscherdrangs und das Unterstellen einer Alles-Ist-Erlaubt-Im-Namen-Der-Wissenschaft-Einstellung entwickelt. Auch das macht es mir schwer das Buch zu genießen.

Alles in allem ist Faust eine angenehm zu lesende und spannende Geschichte mit - für mich - zwei großen Abers.