A review by aramsamsam
Klingsors letzter Sommer by Hermann Hesse

2.0

Phew. I wouldn't have made it through had this been a full-length novel. Glad it wasn't. While I enjoyed [b:Narziß und Goldmund|1210298|Narziß und Goldmund|Hermann Hesse|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1387176893l/1210298._SY75_.jpg|955995], Klingsor was just a bit too much. A painter whose life is all over the place and who can't get enough of it. Definitely Hesse's alter ego, but not mine for sure.

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Klingsors letzter Sommer erzählt von den letzten Bildern, die Klingsor, ein fiktiver Maler, in Italien malte. Er ist gefangen zwischen Lebensgier und Lebensmüdigkeit und dem Verlangen, ein perfektes Bild zu malen, das nicht einfach nur die Natur nachahmt, sondern sie perfekt abbildet, ihr Innerstes wiedergibt.

Typisch Hesse. Klingsor ist eindeutig ein alter ego des getriebenen Künstlers. Wie Klingsor lebte Hesse einige Zeit in Italien, wo er, wie Klingsor, sich von einer schwierigen Beziehung zu einer Frau erholte. In dem warmen Land fand Hesse neue Kraft, neue Liebe und schrieb Klingsors letzter Sommer.

Sprachlich hat mir die Erzählung gut gefallen: Der Text strotzt vor Farbadjektiven und synästhetischen Beschreibungen und überhaupt wird man mit vielen visuellen Eindrücken versorgt.

Sommer hauchte heiß über den Berg, Licht floß senkrecht herab, Farbe dampfte hundertfältig aus der Tiefe herauf.

Hesse, der selbst auch gemalt hat, hat die Weltanschauung des Malers Klingsor meisterhaft zu Papier gebracht. Was ich in diesem Büchlein aber weniger nachvollziehbar fand, war Klingsors wechselhaftes Wesen. Die ganze Geschichte ist eine Orgie aus Farben, Eindrücken und Gefühlen, fast wie ein impressionistisches Gemälde.

Klingsors letzter Sommer bietet einige (scheinbar Hesse-typische) Motive: Der Zusammenhang von Tortur und Kunst, das Verzweifeln an dem Wandel der Zeit und das Leben im Augenblick, ein paar fernöstliche Anklänge und viel Wein und Weib. Besonders ein Absatz über Zeit hat mir gefallen und verkörpert für mich Klingsors unersättliches Gemüt:

Gott im Himmel, so viel tausend Dinge warteten, so viel tausend Becher standen eingeschenkt! Kein Ding auf der Erde, das man nicht hätte malen müssen! Keine Frau in der Welt, die man nicht hätte lieben müssen! Warum gab es Zeit! Warum immer nur dies idiotische Nacheinander, und kein brausendes, sättigendes Zugleich?

Das Ende der Erzählung hat mich sowohl an Lenz von Georg Büchner als auch an Das Bildnis des Dorian Gray erinnert.
SpoilerKlingsor malt ein Selbstporträt, in dem er es scheinbar schafft, sich wahrhaft abzubilden, ohne rein photographisch vorzugehen. Er bringt sein Wesen auf die Leinwand. Danach erscheint er grau, als sei sein ganzer Lebenssaft in das Bild geflossen. Im Vorwort heißt es, er sei wenige Wochen danach gestorben, dies sei sein letztes Bild gewesen.


Wirklich gefallen hat mir die Erzählung leider nicht, [b:Narziß und Goldmund|1210298|Narziß und Goldmund|Hermann Hesse|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1387176893l/1210298._SY75_.jpg|955995], das ich letztes Jahr gelesen habe, war da irgendwie besser nachzuvollziehen. Die Themen sind ähnlich, aber geordneter, weniger rauschhaft.