A review by missbookiverse
Wondrous Strange by Lesley Livingston

4.0

Wondrous Strange ist nicht nur Lesley Livingstons Debütroman sondern auch der erste Teil der gleichnamigen Trilogie. Obwohl ich nicht der größte Fan der Feenwelt bin, hat mich dieses Buch verzaubert und begeistert.

Kelley ist eine 17jährige Theaterschauspielerin. Momentan spielt sie die Hauptrolle in Shakespeares Mitsommernachtstraum. Als sie eines Abends durch den Park spaziert und einem ertrinkenden Pferd zur Hilfe eilt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Das erwähnte Pferd folgt ihr von da an fast so penetrant wie der gutaussehende Fremde Sonny.
Sonny ist bestens vertraut mit der Welt der Feen und obwohl er in den Tagen vor Samhain eigentlich das Tor zwischen Menschen- und Feenwelt bewachen soll, lässt er sich lieber von der süßen Kelley den Kopf verdrehen. Beide ahnen nicht, dass hinter ihrer Begegnung weit größere Geheimnisse und Verschwörungen lauern als ihnen lieb ist.

Bereits nach den ersten paar Minuten habe ich mich stark an [a:Holly Black|25422|Holly Black|http://photo.goodreads.com/authors/1261867163p2/25422.jpg]s Feenuniversum erinnert gefühlt. Beide Geschichten spielen in New York, wo es auch ein Tor zwischen den Welten gibt. Dann wäre da noch der un/seelie court und das Kelpie bzw. Karussellpferd. Ich glaube allerdings nicht, dass die Autorinnen sich untereinander die Ideen wegklauen sondern eher, dass sie ihre Geschichten auf den gleichen Erzählungen und Legenden basieren. Außerdem ist mir ein Spaziergang durch Holly Blacks Ideenwelt wesentlich lieber als ein Wiedersehen mit [a:Maggie Stiefvater|1330292|Maggie Stiefvater|http://photo.goodreads.com/authors/1268241579p2/1330292.jpg]s Feen. Nichts gegen Maggie, aber ihre Feenwelt ist einfach nicht mein Stück Kuchen.
Demnach bin ich wirklich froh und begeistert von der Welt, die Lesley Livingston in ihrem Roman vorstellt. Die Handlung spielt zwar in New York, aber ich hatte nie das Gefühl mich in einer dreckigen, kalten Großstadt zu befinden. Stattdessen konnte ich in eine märchenhafte Atmosphäre eintauchen, die einerseits durch das Theater und das Shakespeare-Stück verbreitet wurde und andererseits durch die magischen Wesen und Vorgänge im düsteren Central Park.

Die Autorin hat ein Händchen für liebenswerte, interessante Charaktere. Protagonistin Kelley ist süß, quirlig und vor allem selbstsicher. Obwohl sie bei ihrem ersten Treffen mit Sonny angetan von dem Fremden ist, reagiert sie in darauffolgenden Szenen realistischerweise eher erschrocken und abweisende, da sie befürchtet er würde sie verfolgen. Sonny selbst ist ein netter Junge, der mir ehrlich gesagt bisher noch etwas zu langweilig ist. Ich konnte nur in Umrissen etwas aus seiner Vergangenheit erfahren, was seiner Charaktertiefe geschadet hat.
Nebencharaktere wie Bob haben gleichzeitig zur Erheiterung als auch zur Herzerwärmung beigetragen. Die schrecklichen Herrscher der vier Höfe, von denen in diesem Buch nur zwei auftreten, kommen durchweg böse rüber. Auch bei ihnen wünsche ich mir für die kommenden Teile mehr Komplexität und Informationen. Eine gute Grundlage dafür ist auf jeden Fall vorhanden.

Womit dieses Buch noch besticht, ist sein schlagfertiger Humor. Kelley ist keinesfalls auf den Mund gefallen und hat meistens die passenden Worte auf Lager. Ihre Mitbewohnerin Tyff ist sogar noch einen Zacken schärfer und bringt die trockensten und besten Bemerkungen ein.
Ebenso amüsiert war ich über Lucky, das Pferd, dass es sich in Kelleys Badewanne bequem macht, sich nur von Frühstücksflocken ernährt und aus lauter Langeweile lernt, wie es mit Hilfe von Shampoo Blasen aus seinen Nüstern pusten kann.

Storytechnisch liegt Wondrous Strange in einem guten Mittelfeld. Es handelt sich hierbei um keine komplizierten Krimiverstrickungen, aber es gibt einige Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen, obwohl sie im Nachhinein nicht allzu überraschend sind. Auf jeden Fall reichen sie aus, um die Geschichte spannend zu machen und durch das angenehme Erzähltempo kommt keine Langeweile auf.
Natürlich entwickelt sich auch eine Liebesgeschichte. Hier stimmt das Tempo ebenfalls (obwohl ich die drei großen Worte viel zu schnell erwähnt finde... in dem Zusammenhang, in dem sie gesagt werden, war es allerdings passend und wirkte nicht zu bedeutend), aber so richtig klick hat es bei mir noch nicht gemacht. Wahrscheinlich weil ich für Sonny bisher nicht mehr als freundschaftliche Gefühle entwickelt habe.

Einen Minipluspunkt gibt es übrigens für die ganzen Halloweenkürbisse. Ich liebe diese Dinger und habe mich gefreut wie eine Herbstkönigin, dass die Autorin ihre Kulisse damit geschmückt hat.

Zu guter letzt möchte ich Lesley Livingston noch für ihre Leseleistung loben. Sie trägt das Hörbuch nämlich selbst vor und macht einen grandiosen Job. Vielleicht auch kein Wunder, da sie unter anderem Schauspielerin ist. Besonders gut haben mir die Dialekte mancher Charaktere gefallen.

Alles in allem ist Wondrous Strange ein toller Auftakt für die Trilogie. Der Schreibstil ist fantastisch und die Charaktere liebenswert. Die Geschichte bleibt bis zum Ende spannend und zwischendurch gibt es immer wieder den ein oder anderen Lacher. Ich warte bestimmt nicht lange bis ich Teil 2 - [b:Darklight|6543755|Darklight (Wondrous Strange, #2)|Lesley Livingston|http://photo.goodreads.com/books/1275611172s/6543755.jpg|6736027] - lesen werde.

Trivia
Wer noch wissen will, warum das Buch so heißt wie es heißt, werfe einen Blick auf folgendes Zitat:
"Mmm..." The tip of the Siren's pink tongue ran across the edges of her kitten-sharp teeth. "I heard her music. Pretty pretty music," she mused, remembering. She hummed a bit of the tune. Sonny felt a stab of longing and could almost see Kelley’s face in his mind.
"Wonderful. Strange and wondrous..." The temptress opened her eyes and glanced sideways at him. "Too pretty to let die."