A review by julesh28
The Secret History by Donna Tartt

dark emotional mysterious reflective sad slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

5.0

Leute, die mit den Charakteren aus The Secret History sympathisieren und nach dem Motto “Richard is me, I am Richard” leben: bitte sucht euch dringend Hilfe. Der ganze Freund:innenkreis ist dermaßen out of touch mit der Realität, es ist unfassbar. 

Jetzt etwas ausführlicher zu den MCs:
Einen seiner besten Freunde umzubringen, weil er zufällig dahinter gekommen ist, dass man einen unschuldigen Mann versehentlich bei einem abgedrehten Ritual umgebracht hat, bei dem das Ziel ist, sich in einen drogenartigen Rausch zu bringen, der einen Fiebertraum gleicht, ist einfach nur KRANK. Mausis, der einfachere Weg wäre gewesen, Abstand von Bunny zu halten. Klar, es besteht die Gefahr, dass Bunny sich verplappert und die ganze Misere ans Licht kommt, aber dann wäre es halt zu einem Trial gekommen. Bei dem hättet ihr dann vielleicht auch zugute gehalten bekommen, dass ihr zum Tatzeitpunkt einfach nicht zurechnungsfähig gewesen seid.
Die Argumente, die unser lieber Henry bringt, warum der Trial nie fair und objektiv abgelaufen wäre -nach dem Motto “Wir werden sowieso für reiche Typen gehalten und die Locals mögen uns nicht” ….frag dich mal wieso…..- ziehen für mich auch einfach nicht. Das sind alles Ausreden.
Ich bin fest überzeugt, dass das alles für Henry nur ein Spiel ist, bei dem irgendein archaischer Instinkt bei ihm getriggert wurde und ihm das den Kick gibt.
Seine Freund:innen da reinzuziehen und konstant zu manipulieren, ist einfach nur menschlich gesehen abstoßend. Dass Leser:innen diesen Typen schon fast religiös vergöttern, ist besorgniserregend und irgendwo geht es dann auch damit zu weit, mit villains zu sympathisieren. Augen auf im Straßen Verkehr.

Mit Richard, unserem first person narrator, habe ich sowieso schon abgeschlossen. Zu Beginn habe ich noch gerne darüber erfahren, wie er nach Hampden gekommen ist. Seine Hintergrundgeschichte hat mich schon fast gefesselt. Das Image der Greek Class war ja auch noch heile. Aber sobald dann der Winter kam und er seine Zeit in Hampden beschrieben hat, war es mit ihm vorbei. Mach doch mal den Mund auf und frag nach Hilfe, anstatt den lieben langen Tag nur Lügen zu erzählen und dann fasst wegen der Kälte draußen abzukratzen. Und das dann noch in so ein melodramatisches Licht zu rücken ahhhhhh HILFE. Von wegen “Das hat noch Auswirkungen auf mein heutiges Dasein, meine Knochen sind immer noch anfällig” BLA BLA BLA. Please stop. Please get help. 
Für mich ist es auch einfach der Fakt, dass ihm jegliches moralisches Urteilsvermögen fehlt. Hallo, dir hat gerade jemand erzählt, dass er einen Mord begangen hat *versehentlich*, den er aber nicht der Polizei melden wird…und schlägt dann auch noch vor, euren gemeinsamen Freund zu ermorden, weil der es rausbekommen hat. 
Also y r u gay? Diggi, sagen, dass Camilla aussieht wie ein Junge, ahemmmm ein kleiner noch dazu (…I’m calling the police) und dann drei Sätze später, dass du sie liebst? Something sounds off here? Und dass auch Richard abusive Züge an sich hat, ist unbestreitbar.

Zu Francis habe ich nicht ganz so viel zu sagen. Für den Großteil des Buches typischer Mitläufer halt. Zum Ende mochte ich ihn aber, weil er mit Richard eine Art schlichtende Position versucht hat einzunehmen. Stellenweise war sein Dasein auch unterhaltsam (Krankenhausbesuche, usw.). 

Camilla sehen wir nur durch die Augen von Richard, das heißt wir kriegen nicht viel Gehaltvolles von ihr mit und lesen lediglich wie Richard sie auf Oberflächliches reduziert. Ich war immerhin froh, dass sie gegen Ende endlich mal vor Charles in Sicherheit gegangen ist. Aber so richtig wehren tut sie sich auch gegen nichts und niemanden?

Bunny ist klar kein Sympathieträger, das muss ich nicht ausführend…homophob, rassistisch, misogynistic, uvm. Aber ihn deshalb umbringen? Weiß ich ja nicht…

Die einzige vielleicht halbwegs sane Person ist Charles… bis es am Ende mit ihm bergab geht. Aber selbst bei dem muss man sich oft genug an den Kopf greifen. Inzest? Physical & sexual abuse? Alkoholiker? Wobei, wenn ich Teil dieser Gruppe wäre, würde ich das auch nicht sober ausbakten. Mein Beileid. 
Das soll sein Verhalten nicht entschuldigen, aber man muss dazu auch sagen, dass er die ganze Schei*e nach Bunnys Tod ausbaden musste und zum Zielobjekt der öffentlichen Behörden wurde, da wundert es mich auch nicht, dass er so einen krassen Absturz hatte, die anderen haben auch leicht reden, die mussten da nicht durch.
Wenigstens war Charles unschlüssig, als es darum ging, Bunny zu töten. Leider beläuft sich seine Durchsetzungsfähigkeit dabei aber auf kleiner gleich null.
Meiner Meinung nach war Charles aber auch die einzige Person, die sich aufrichtig um Richard gesorgt hat, dafür verdient er meinen Respekt.


Die Storyline und der Schreibstil:
Es beeindruckt mich, dass Donna Tartt es geschafft hat, ein Buch zu schreiben, das mich so derartig anwidert, aber gleichzeitig mit seiner Beschaffenheit vom Hocker haut. Auch wenn dieses Buch, wenn es hochkommt, nur einen einzigen Sympathieträger für mich hatte, war es trotzdem eine sehr guter Read! 
Der Anfang hat mich sehr gefesselt und die ersten 100 Seiten oder so hatte ich sehr schnell hinter mich gebracht. Die Mitte zog sich hingegen arg, wobei das Ende dann wieder mehr Tempo aufnahm und ich wieder begeistert war.
Ich kann den ganzen Booktokern nur eingeschränkt zustimmen, dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen kann, aber es hat sich trotzdem für mich gelohnt, mich durch die extrem slow pace Passagen zu zwingen. Es steht für mich außerdem fest, dass ich dieses Buch noch einige Male lesen werde und muss.

Tartts Schreibstil ist unbestreitbar einzigartig und sehr beeindruckend. Gerade der Fakt, dass die Spannung nicht total abflacht, obwohl der erste Satz schon Bunnys Tod preisgibt, zeigt wie genial das Buch konstruiert ist. Ich sehe mich durch TSH durchaus dazu bewegt, The Goldfinch ebenfalls in Angriff zu nehmen.

Alles in allem would not recommend to people that have difficulties reading a lot, aber hardcore readers genießen es definitiv.

Wollte erst nur 3.75/5⭐️ geben, weil die Charaktere so nervig sind, aber die Storyline und Ausarbeitung der Charaktere sowie der Schreibstil sind genial, deswegen 5/5⭐️
Liebe Tartt!

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