A review by corallig
Wie wir lieben: Vom Ende der Monogamie by Friedemann Karig

informative reflective slow-paced

3.25

"Das Gute ist: Das ist völlig okay. Wir alle sind unsicher. Wer sicher tut, will meistens nur seine Unsicherheit verbergen. Und wie soll angesichts von so etwas Schönem und Großem wie der Liebe nicht unsicher sein? Sie bleibt ein riesiges Planschbecken- und wir Nichtschwimmer. Manchmal geht einer unter. Mancher schafft einen Salto vom Rand. Und manche schwimmen sich ein bisschen
freier als andere."

"Aber vielleicht sind Regeln auch nur da, um gebrochen zu werden. Vielleicht ist Angst nur da, um überwunden zu werden. Vielleicht müssen wir einmal blind sein [...], um wirklich zu vertrauen. Um einander wirklich zu sehen."

"Aber Gefühle? Kann man wirklich immer nur eine Person lieben? Und was qualifiziert diese Person für das vermeintliche Monopol? Was muss sie leisten oder bringen, um exklusiv geliebt zu werden? Welchem Anspruch muss sie genügen, damit neben ihr niemand bestehen kann? Und geht es denn in einer Beziehung um ein Genügen im Sinne von »ansonsten brauche ich nichts und niemanden mehr«?"

"»Ich hätte mit 16 gern gewusst«, antwortete die Bestsellerautor Cornelia Funke auf die Frage des ZEIT-Magazins, »dass das Einzige, was zwischen uns und dem Leben steht, die eigene Angst ist, und dass man sie nicht füttern darf, indem man ihr nachgibt, ich hätte gerne gewusst, dass es keine Veränderung gibt, ohne dass man dafür mit Angst bezahlen muss, und wie wunderbar glücklich und frei es macht, Dinge zu tun, vor denen man sich fürchtet.«"

"Teilen gehört dazu. Immer. Wir teilen jeden Menschen, egal, wie nah wir uns ihm fühlen. Niemand, der bei geistiger Gesundheit ist, kann und will einen Menschen ganz und gar für sich haben. Jeder von uns braucht eine gewisse Autonomie vom Partner, egal, wie verliebt er ist. [...] Die richtige Wahl ist vielleicht gar nicht so sehr die richtige Wahl eines Menschen. Sondern eines Umgangs mit ihm oder ihr. "