A review by missbookiverse
Clean by Amy Reed

4.0

Lang und breit
Amy Reed hat einen Schreibstil ganz nach meinem Geschmack. Clean liest sich wie eine Box voll loser Zettel. In dieser Box befinden sich fünf Protagonisten, von denen zwei relativ abwechselnd vom Geschehen aus ihrer Perspektive erzählen. Dazwischen gibt es Gruppentherapiegespräche, die sich wie ein Dialogdrehbuch lesen und Essayantworten (natürlich zum Thema Drogen), die in abwechselnden Bruchstücken von allen fünf Protagonisten beantwortet werden.
Zugegeben, das klingt jetzt leicht verwirrend, war es aber gar nicht. Ich konnte die drei Mädchen und zwei Jungen schnell auseinander halten, da sie sich nicht nur charakterlich sondern auch in ihrem Schreibstil unterscheiden (Eva verfasst zum Beispiel all ihre Essay-Antworten in einer sehr poetischen Sie-Perspektive). Außerdem steht ja über jedem Absatz oder Kapitel groß der Name der erzählenden Person.

Ich fand alle fünf Protagonisten interessant. Ich habe gern mehr über ihre Hintergründe erfahren, wie sie in die Drogensucht abgerutscht sind und wie das ihr Leben verändert hat. Jeder bringt seine ganz eigene Geschichte mit. Auch wie sie sich während der Therapie entwickeln, habe ich gern mit angesehen.
Das Buch ist sehr kurz (knapp 300 Seiten mit viel Weißraum), hat es aber trotzdem geschafft mich mitzureißen und in die Charaktere hineinzuversetzen.

Der Ausgang des Buches hat mich ein bisschen enttäuscht. Ich verrate keine Details, aber wer sich null spoilern lassen will, sollte jetzt mal fest die Augen zukneifen.
SpoilerFür alle gibt es nämlich einen harmonischen Ausklang. Es hat zwar nicht jeder ein perfektes Leben vor sich, aber insgesamt haben sich alle fünf Protagonisten entwickelt und wollen nun gegen ihre Sucht ankämpfen. Die Chancen stehen sogar für jeden ziemlich gut. Das kann man natürlich darauf schieben, dass sie „rich white kids“ sind, so wie es im Roman selbst auch angesprochen wird, aber dass fünf abhängige Teenager allesamt mit der gleichen positiven Stimmung aus einem Klinikaufenthalt gehen, halte ich für unrealistisch.


Kurz und knapp
Ein Buch, das durch seinen kreativen Schreibstil Abwechslung bietet. Das Thema Drogen und Entzugsanstalt ist interessant aufgearbeitet und bietet einen tollen Einblick. Kelly, Eva, Jason, Christopher und Olivia sind ganz normale, sehr verschiedene Teenager, die ihre Probleme nicht anders bewältigen konnten und die ich gern kennen gelernt habe.