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A review by lisa_blablubb
The Jungle Books by Rudyard Kipling

4.0

Die Kolonialismusdebatte um die Dschungelbücher und Kipling schob sich manchmal beim Lesen wie ein unschöner Schatten vor die einzigartige, brutale, faszinierende erzählte Welt und ließ mich unbehaglich und mit der Frage, welche Agenda hinter bestimmten Passagen steckt, zurück. Besonders bei den Geschichten um und über Mowgli. Er, der Mensch, ist von Natur aus den anderen Dschungelbewohnern überlegen, inhärent durch sein Menschsein. Sobald er erwachsen, mündig ist, ist er natürlicherweise der Gebieter des Dschungels, dem sich alle unterwerfen. Wer seine Herrschaft nicht anerkennt, muss sterben. Widerspruchslos nehmen die Übrigen ihren Platz zu seinen Füßen ein.

Sicherlich ist es zu einfach die Kolonialherren mit Mowgli gleichzusetzen. Auch wird man dem schriftstellerischen Können Kiplings so nicht gerecht. Ein Nachdenken über Herrschaft, Kultur vs. Natur und nicht zuletzt den Platz der Menschen unter anderen, nichtmenschlichen* Tieren regt die Lektüre allemal an.

Obwohl ich mich mit der zugrundeliegenden Denkweise und Weltsicht nicht anfreunden kann und möchte, wertschätze ich diese Erzählungen enorm. Besonders: The White Seal, Rikki-Tikki-Tavi, Quiquern.

*vgl. Vogel, Mikael: Tier. Verlagshaus Berlin, 2020.