ba_ru 's review for:

Save Me by Mona Kasten
1.0

Anmerkung: Rezension basiert auf einer gekürzten Hörbuch-Fassung

Was für eine gewagte Geschichte: Junge Frau aus ärmeren (Mittelschichts-) Verhältnissen, mit einer ansonsten perfekten Familie lernt in einer britischen Elite-Schule einen arroganten Macker kennen. Er ist natürlich Erbe eines Millionen-Unternehmens, der sich dann nach Irrungen und Wirrungen als empfindsam erweist. Und seine bösen Eltern sind natürlich gegen diese unstandesgemäße Beziehung mit einer jungen Oxford-Anwärterin. Die gute Ruby will natürlich nichts vom Vermögen wissen, sondern ist gar ganz abgestoßen davon und hält sich auf Distanz zu den bösen Reichen. Will aber trotzdem unbedingt nach Oxford und liebt tolle Ballkleider. Am Rande, aber wirklich nur ganz am Rande werden dann sogar noch Themen wie Homosexualität oder Affären mit Dozenten und Teenie-Schwangerschaften gestreift. Und traumatische Erfahrungen tauchen sogar auf ... und werden schnell wieder vergessen. Der Roman hätte selbst in den 60er nichts Besonderes geboten und er tut es erst recht nicht im Jahr 2018.

Die wenigen Details, die der Roman nennt, wirken so, als hätte man sie einfach bei der Bearbeitung schnell dazugeschrieben, ohne sich Gedanken um die Auswirkungen zu machen. Wir erfahren halbwegs prominent bei der Selbstvorstellung, dass "Ruby" sehr gerne Mangas liest. Und sie wird noch einmal gefragt, was denn ihr Lieblingsmanga ist. (Total spektakulär, es ist ... Deathnote. Da hat die Autorin bestimmt eine Minute gegoogelt.) Vergleicht Ruby Situationen mit Geschichten aus Mangas? Macht Sie Anspielungen? Vergibt sie Spitznamen darauf basierend? Liest sie in der ganzen Zeit ein Manga? Fehlanzeige. Sie hatte als junges Mädchen zusammen mit ihrem Vater ein Bootsunfall. Ihr Vater ist seidem querschnittsgelähmt. Wann erfahren wir davon? Wenn sie auf einer Party in den Pool geschubst wurde und sie von James (Wie anders könnte das Loveinterest hier heißen ... ) in den Armen gehalten wird. Spielt danach auch wieder gar keine Rolle. Vater und Tochter sprechen nicht darüber.

So simpel wie der Inhalt und die Ausgestaltung und die Protagonisten, so simpel ist auch die Sprache gehalten. Dass hier zwei angehende Oxford-Studenten aus der Ich-Perspektive erzählen, kann man nur an zwei sehr erzwungenden Stellen ansatzweise erahnen.

Einzig ganz am Ende, auf den letzten Seiten bzw. in den letzten Minuten beim Hörbuch, wagt die Autorin zur Rechtfertigung einer Fortsetzung einen etwas radikaleren Ansatz. Immer noch von Klischees geprägt, aber nicht in einer Liebesgeschichte. Schade, dass solche Ansätze nicht von Beginn an gewagt wurden, es wäre ein spannenderes und besseres Buch geworden. Aber wahrscheinlich auch nicht so erfolgreich.