A review by muyelinh
Der Pfad der Adlerkrieger: Roman by Jin Yong

adventurous inspiring medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Mit dem dritten Teil seiner berühmten Adlerkrieger-Saga beschritt Jin Yong weiter einen Weg, der sich leider zunehmend von der großartigen Handlungsstruktur des ersten Bandes entfernt.
Für die ersten zweihundert Seiten minimiert sich der Kreis der Figuren stark, weil Guo Jing, Huang Rong und der Bettlerfürst gemeinsam mit ihren Feinden Ouyang Feng und Ouyang Ke auf einer einsamen Insel gestrandet sind. Leider ist dieses im Folgenden sehr breit ausgewalzte Szenario ziemlich witzlos, da zumindest mir schon relativ früh klar war, dass keiner der Fünf abkratzen würde und deswegen alle Kämpfe bis fast zur Hälfte des Buches total unnötig waren. Dazu gehört auch, dass plötzlich das Mantra, böse Personen auf keinen Fall zu töten und sich stattdessen von Ihnen immer wieder angreifen zu lassen, obwohl man sich ihrer schon längst hätte entledigen können, sehr oft benutzt wird, um Antagonisten am Leben zu erhalten. Das nimmt ihnen jedoch sehr viel von ihrer Bedrohung, und im ersten Band war das noch nicht so.
Dazu muss sehr negativ angemerkt werden, dass Ouyang Ke und Ouyang Feng über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg am laufenden Band verwechselt werden, sodass man sogar droht, den Überblick zu verlieren. Da war das Korrektorat total im Tiefschlaf, Schnitzer, die einem so renommierten Verlag niemals passieren dürfen. 

Des Weiteren macht es die Welt auch um Einiges uninteressanter, dass es jetzt 4 überkrasse Meister gibt, die jedem anderen total überlegen sind. Wo früher die Kämpfe total spannend und mitreißend waren, sind Figuren von damals, wie die Sieben Sonderlinge oder das Gefolge Wanyan Honglies, nun totale Stümper und die Kämpfe oftmals zu einseitig.

Zum Ende hin wird es wieder besser. Qiu Qianren bekommt eine Charaktertiefe, die ein paar Fragen aufklärt und der Story guttut. Die Kämpfe in Niu sind auch ziemlich gut, vor allem konsequent und auch spannender beschrieben als die der Meister, die durch ihr Kung-Fu-Fachchinesisch zu entrückt erscheinen. Yang Kang ist mittlerweile sowieso so etwas wie der einzige ambivalente Charakter und gefällt mir wieder gut.

Die Fortsetzung ist keine Verbesserung zu Band 2. Mal schauen, wie der Showdown so wird. Ich erwarte nicht mehr allzu viel, denn Stand jetzt müssen die beiden Helden und ihre Mitstreiter eigentlich nur noch Ouyang Feng fürchten, der aber allein gegen die verbündeten Meister auch keine Chance hätte. Hoffentlich taucht nur nicht wieder irgendwer wegen Missverständnissen plötzlich auf der anderen Seite auf, wie in diesem Band mehrfach geschehen...