A review by buecherangelegenheiten
Hippocampus by Gertraud Klemm

3.0

Gertraud Klemms Roman „Hippocamous“ ist ein feministischer Roadtrip durch den Männer dominierten Literaturbetrieb. Im Mittelpunkt steht Helene Schulze, eine feministische Autorin. Ihr erster Roman wurde hochgelobt, doch nach dem sie eine Familie gegründet hat, verschwindet sie in der Bedeutungslosigkeit. Sie schreibt weiterhin, aber keiner scheint sie noch wahrzunehmen. Erst ihr Tot sorgt wieder für Aufmerksamkeit und das so sehr, dass ihr Roman „Drohnenkönig“ Postum veröffentlicht werden soll und für den deutschen Buchpreis nominiert ist.

Hier kommen die beiden Protagonisten von „Hippocamous“ ins Bild. Der freischaffende Kameramann Adrian, der den Begriff Feminismus noch nie gehört hat und Elvira eine Alt-68er-in, die Helenes Freundin war und sich jetzt in der Verantwortung sieht den Literaturbetrieb auf die Frauenignoranz aufmerksam zu machen. Bei einem Interviewtermin lernen sich die Beiden kennen und schnell sind sie gemeinsam in einem alten Bus unterwegs quer durch die österreichische Provinz, um an Denkmälern und Museen dem Literaturbetrieb Denkzettel zu verpassen.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Die einzelnen Kapitel werden im Wechsel zwischen den beiden Protagonist:innen erzählt. Besonders gefallen hat mir der lakonische Schreibstil von Klemm, der einen beim Lesen durch das Buch trägt. Die Kritik, die im Buch geäußert wird, dass der Literaturbetrieb zu männlich dominiert sei, ist eine sehr wichtige. Sind es nicht fast immer Männer, die die großen Preise abräumen und die Regale der Buchhandlungen füllen. Natürlich hat sich das im Laufe der letzten Jahrzehnte schon ein bisschen geändert, aber der Kanon der Literatur ist weiterhin Männer dominiert.

Obwohl der Roman ein wichtiges Thema anspricht, ist er trotzdem nicht sehr gut. Die Geschichte ist stellenweise viel zu vorhersehbar. Hinzukommt, dass ständig von dem Roman „Drohnenkönig“ gesprochen wird, der viel Interessanter klingt als die eigentliche Geschichte die wir gerade lesen. Das Problem, das dieses Buch meiner Meinung nach hat, ist dass es ein herausragendes Essay hätte werden können, aber leider kein herausragender Roman.

Ein Buch, das man lesen kann, jedoch nicht muss.
Note: 3-