A review by notizhefte
Reiches Erbe by Donna Leon

3.0

Tatsächlich zum ersten Mal gelesen bzw. gehört. Ich war seinerzeit nach dem achtzehnten Fall ausgestiegen, weil ich fand, daß es zunehmend um Mißstände gehe und nicht um einen Kriminalfall. Außerdem wurde mir der Ton zu belehrend-aktivistisch. Das ist hier anders. Die Mißstände - Gewalt gegen Frauen und der Umgang mit alten Menschen - werden mit einer allgemeinen Behörden- und Staatskritik verblendet, ohne unangenehm aufs Ohr zu fallen. Der Ton ist aber auch nicht resigniert.

Wie das Mordopfer tatsächlich zu Tode gekommen ist, wird weniger ermittelt als schließlich vom Täter erzählt. Dadurch ist alles wenig spannend, und das Buch liest sich mehr als Venedig-Roman denn als Kriminalroman.
Was mir beim Hören auch auffiel: Die Beschreibungen sind ungeheuer kleinteilig. Brunetti trat zum Tisch, zog den Stuhl zurück und setzte sich - so in dem Stil. Offenbar lese ich darüber leichter hinweg.