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schreibratte 's review for:

Die Stadt der wilden Götter by Isabel Allende
3.0

Eines dieser Jugendbücher, das ich sehr gern hatte, und deshalb mal wieder lesen wollte, um zu wissen, wie es mir heute damit erging.

Was soll ich sagen? Ich kann verstehen, was ich mochte, einiges war noch immer spannend, anderes störte mich heute extrem. Es ist das erste Jugendbuch von Isabel Allende, und das merkt man ihm ganz deutlich an. Sie ist unsicher, wie sie diese Zielgruppe ansprechen soll. Der Stil ist an einigen Stellen furchtbar, genau wie die Formulierungen und ich weiß nicht, was davon die Übersetzung verschuldet hat und was sich im Original so findet. Ich meine, welcher fünfzehnjährige denkt irgendwann an "sein Prachtexemplar von Großmutter"? Dann gibt es ziemlich viele plakative Einstellungen und sehr, sehr oberflächliche Charakterisierungen.

Da Alex 15 ist, gehe ich davon aus, dass das auch so ungefähr die Zielgruppe des Buches ist. Und dann jemandem zu sagen "Indianer können nur bis zwei zählen" und andere Behauptungen aufzustellen, finde ich die Sache ziemlich vereinfacht. Überhaupt sind die (wenn vorhandenen) Charakterisierungen hanebüchern und ich erinnere mich, dass ich auch damals keine Identifikation mit Alex möglich fand.

Was das Buch dann wieder lesenswert macht, ist ein spannender Plot mit einem Hauch Magie und ein exotisches Setting am Amazonas, wo die Nebelmenschen und das Auge der Welt einem deutlich vor Augen stehen. Damals wie heute habe ich mir gewünscht, auch so eine Großmutter zu haben, die mich mit auf eine Expedition in unbekanntes Terrain mitnimmt, denn dieser Erzählstrang ist sehr gelungen. Man muss nur hin und wieder ein Zusammenzucken in Kauf nehmen, wenn die Autorin wieder irgendwelche Allgemeinplätze über Indianer von sich gibt.