A review by lauregul
The Jackal of Nar by John Marco

2.0

Prinz Richius, auch der Schakal genannt, schlägt Schlacht für Schlacht im Grenzland von Lucel-Lor. Er tut dies jedoch nicht für seinen Vater, den König, sondern für den Imperator, sein Land unterworfen hat und ein fragwürdiges Bündnis mit dem Herrscher von Lucel-Lor einging, um seine eigenen Interessen voranzutreiben. Als Richius sich dann auch noch verliebt, schwindet sein Glaube an den Krieg mehr und mehr.

[b:The Jackal of Nar|908330|The Jackal of Nar (Tyrants and Kings, #1)|John Marco|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1403171748l/908330._SY75_.jpg|1368875] ist der erste Band der Reihe Tyrants and Kings. Grundsätzlich lässt sich das Buch wohl am besten in das Subgenre Military Fantasy einordnen. Dabei nehmen die Schlachten und der Krieg zwar eine zentrale Stellung in der Handlung ein, vorangetrieben wird diese allerdings – zumindest auf Richius Seite, der nun mal der Hauptcharakter ist – nur durch die Liebesgeschichte.

Richius ist ein inkompetenter General und Prinz, der zwischen seinen Pflichten als Prinz und General und seinen persönlichen Interessen hin- und hergerissen ist. Er gibt immer wieder vor, dass seine Pflichten als Prinz und General wichtiger sind. Trotzdem trifft er permanent Entscheidungen, die nur seinen persönlichen Interessen entsprechen, während sie seinem Land, seinen Untertanen und sogar seinen eigenen Soldaten schaden. Zwar wird wiederholt erwähnt, wie kompetent Richius als General ist, gezeigt wird es jedoch kaum – im Gegenteil, in den meisten Fällen erscheint er eher inkompetent. Mir war Richius extrem unsympathisch, wobei sich das gegen Ende des Buchs etwas besserte.

Leider gibt auch die Liebesgeschichte nicht viel her und wirkt unglaubwürdig. Urplötzlich verliebt sich der Prinz in eine Frau, die ihm zuvor vollkommen unbekannt ist – und das so sehr, dass er direkt bereit ist, sein Leben, das seiner Freunde sowie das Bestehen seines eigenen Landes aufs Spiel zu setzen. Noch dazu kommt die andere Seite der Liebesbeziehung. Die Frau, in die er sich verliebt, hasst Richius und das, wofür er steht.
Spoiler Obendrein zahlt er bei dem Bordell, in dem sie Zuflucht sucht, dafür, ihre Jungfräulichkeit zu nehmen – was in ihrer Religion vor der Ehe ein Sakrileg ist und sie auch definitiv nicht möchte. Obwohl er sie also vergewaltigt und ihr ohnehin schon unsympathisch ist, verliebt sie sich nach nur wenigen Tagen unsterblich in ihn, weil er versucht, sie vor dem Mann zu beschützen, den sie fürchtet und der sie zur Frau nehmen möchte. Klar, der Feind meines Feindes ist mein Freund, aber das geht meiner Meinung nach zu weit.


Das Worldbuilding ist soweit solide. Die verschiedenen Länder und Fraktionen werden ausführlich genug dargestellt und wirken alle spannend. Besonders Nar, die Schwarze Stadt, hat mir gut gefallen und die Beschreibung lässt die Stadt innerhalb der Welt besonders außergewöhnlich erscheinen. Leider erhält sie weniger Zeit im Rampenlicht, als ich mir wünschen würde.

Auch die verschiedenen Fraktionen und Charaktere auf den unterschiedlichen Seiten des Krieges gefallen mir äußerst gut. Ihre Motviation ist glaubwürdig, sie wollen nicht einfach nur die Welt erobern, sondern verfolgen persönliche Ziele, die den Konflikt für sie zu einer Notwendigkeit macht. Es ist zwar klar, wer in dem Konflikt im Unrecht, also der Bösewicht, ist, jedoch gibt es kein klares Schwarz-Weiß-Schema – beide Seiten tun Dinge, die falsch bzw. böse sind, und auch die Handlungen der Bösen sind logisch nachvollziehbar.

Leider hat mir The Jackal of Nar nicht besonders gut gefallen. Erwartet habe ich eine Geschichte mit klarem Fokus auf militärische Aspekte in einem groß angelegten Konflikt. Obwohl das Buch von dieser Erwartung deutlich abweicht, ich Richius nicht ausstehen kann und ich die Liebesgeschichte katastrophal fand, habe ich noch Hoffnungen für die restlichen Bände der Reihe. Sollten diese den Konflikt vernünftig weiterführen und ausbauen sowie Richius sich vernünftig weiterentwickeln, während die unglaubwürdige Liebesgeschichte in den Hintergrund tritt, würde mir die Reihe wahrscheinlich noch viel Spaß bereiten.