A review by emilayana
Tram 83 by Fiston Mwanza Mujila

5.0

Tram 83

Genre: Gegenwartsliteratur
Autor: Fiston Mwanza Mujila
Verlag: Zsolnay
Preis: 20 €
Seiten: ca. 200

1. Handlung: Eine heruntergekommene Großstadt in Afrika, wer hierher kommt, hat ein Ziel: Geld zu machen, egal wie. Das „Tram 83“ ist der einzige Nachtclub der Stadt, ihr pulsierendes Zentrum. Verlierer und Gewinner, Profiteure und Prostituierte, Ex-Kindersoldaten und Studenten, sie alle treffen in dieser Höhle aufeinander, um sich zu vergessen. Hier, an diesem von Kriegen, Korruption und Globalisierung gezeichneten Ort, sehen sich auch zwei ungleiche Freunde wieder: Lucien, der Schriftsteller, findet auf der Flucht vor Erpressung und Zensur Schutz bei Requiem, der sich durch das Leben gaunert.
2. Schreibstil: Der Schreibstil des Autors ist unglaublich einzigartig. Ich habe in meinem Leben noch nie ein solches Buch gelesen. Um davon einen guten Eindruck zu bekommen werde ich nun eine Stelle zitieren: (S. 27 ff.)
Die ersten Europäer, die die Gegend in Beschlag nahmen, starben wie gewohnt an den Folgen der
>>Lebt ihr allein?<<
>>Ja.<<
>>Wir verstehen uns aufs Blasen.<<
prekären hygienischen und klimatischen Bedingungen.
So wie dieser Ausschnitt ist das ganze Buch geschrieben. Es gibt Sätze die eine Seite lang sind und eine ewige Aufzählung bilden. Zudem zieht sich der Satz: „Was sagt die Uhr?“ durch den ganzen Roman, was eigentlich Kurzgeschichtentypisch ist. Der Autor verfügt zudem über eine ungeheure Wortgewalt und Vielfalt. Außerdem schreckt er vor keinen Begriffen zurück und schildert die harte Wahrheit auf harte Weise. So ist der erste Satz in dem Buch den man liest: „Im Schweiße deiner Titten sollst du essen.“
3. Charaktere: Die Charaktere werden sehr interessant in die Geschichte eingeführt und entwickeln sich. Man begleitet mehrere Charaktere innerhalb des Buches, kann sich allerdings am meisten mit dem Schriftsteller Lucian, dem Bruder von Requiem, identifizieren. Vor allem beobachtet man wie sich die Beiden verhalten, nämlich extrem unterschiedlich. Auch die Vergangenheit wird anhand von Geschichten beleuchtet, von denen man allerdings nie weiß ob diese auch wirklich wahr sind. Es gibt auch einige Nebencharaktere von denen einige weniger beleuchtet werden als andere, die allerdings alle für sich stehen. Sie sind aus allen Schichten der Gesellschaft und
4. Umsetzung: Die Tram 83, die man auch schon fast als Charakter bezeichnen kann, da sich in ihr die unterschiedlichen Kulturen vereinen, ist der Hauptschauplatz der Handlung, die alles andere als stringent aufgebaut ist. Man erlebt wie die Diva die Menge in den Bann zieht und auch wie Lucian keine Chance hat gegen den Willen der Menge. Man bekommt ein Gefühl für die vonstattengehenden Korruption und das einfache Volk. Es ist allerdings nicht alles positiv. Man kommt nur schwerlich in das Buch hinein, da der Schreibstil und die seitenlangen Aufzählungen am Anfang sehr stören können und auch das ende des Buches zieht sich nach dem finalen Streich von Requiem ein wenig.
5. Cover: Ich finde das Cover wunderschon und auch passend. Mich erinnern die Formen darauf ein wenig an den oft beschriebenen Bahnhof. Übrigens wird dieser bis zu den letzten Seiten immer mit den gleichen Worten und Phrasen beschrieben.
6. Ende: Das Ende des Buches lässt sich nicht gut in Worte fassen. Im Grunde geht das Buch zu Ende wie es angefangen hat. Es hat sich fast nichts in der Stadt verändert obwohl so viel geschehen ist. Die Korruption nimmt weiter ihren Lauf und die Musik in der Tram 83 spielt immer noch lustig weiter und begleitet einen durch die Nacht.
7. Bewertung:

1. Handlung: 35 / 40
2. Schreibstil: 15 / 15
3. Charaktere: 18 / 20
4. Umsetzung: 8 / 10
5. Cover: 5 / 5
6. Ende 7 / 10

88 / 100

Gesamtwertung: 8.8 P
Genrewertung: 9 P

Ein absolut grandioser Debütroman eines afrikanischen Autors der die unbeschönigte Wahrheit zeigt und schon mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.