A review by muyelinh
Die Drachenkämpferin: Die komplette Trilogie by Licia Troisi

adventurous dark inspiring fast-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.75

Es gibt da eine Figur aus meiner Kindheit, die mein Fantasy-Herz zum Schlagen gebracht hat und die Harry Potter oder Eragon, die ich ungefähr zur selben Zeit gelesen habe, in meiner Erinnerung ziemlich in den Schatten gestellt hat. Das ist Nihal aus dem Land des Windes, eine Halbelfe mit blauen Haaren, violetten Augen, einem ziemlich überhitzten Trotzkopf und irgendwann dann auch einem Drachen, der dieser Trilogie ihren Namen verleiht.

Der eine Grund, der mich zu diesem Buch zurückgezogen hat, ist das wundervolle Cover des ersten Bandes (https://www.google.com/search?sca_esv=584247228&sxsrf=AM9HkKm_hEsC-LjkOhZBEhHsxRxStyDfOQ:1700561464433&q=die+drachenk%C3%A4mpferin+im+land+des+windes&tbm=isch&source=lnms&sa=X&ved=2ahUKEwjAhYaQ7dSCAxWHTaQEHTpJAo4Q0pQJegQIDBAB&biw=412&bih=784&dpr=2.63#imgrc=lx4-CBvGt5gESM), welches leider für diese sehr kostengünstige Ausgabe nicht übernommen wurde. Der andere ist die bereits angesprochene Protagonistin. Ich kann durchaus nachvollziehen, wenn jemand bei Nihals ständigem Hang zur Selbstzerstörung frustriert die Augen verdreht, aber ich liebs einfach. Dass dieses Mädchen für lange Zeit zwar eine durchaus mit sich hadernde Person, aber trotzdem eine forsche Draufgängerin verkörpert, hat mich mit 12 richtig abgeholt, und tut es zu einem gewissen Grad noch heute.

Zunächst zur Story: Nihal lebt mit ihrem Vater, einem Schwertschmied, recht unbeschwert in einer Turmstadt, während drumherum ein Krieg der "freien Länder" gegen den "Tyrannen" tobt. Sie freundet sich mit einem Magier namens Sennar an, und als ihre Stadt in einem verheerenden Angriff zerstört wird, versucht sie, Aufnahme im Orden der Drachenritter zu finden, um den Tyrannen zu stürzen.
Das alles geht in einem sehr ansprechenden und ziemlich flotten Schreibstil vonstatten, bei dem die Kampfaction sehr viel ausmacht. Die Reihe war perfekt, um sie, während man krank auf dem Sofa liegt, innerhalb einiger Tage komplett wegzulesen. Und auch, wenn mich der leise Verdacht beschleicht, dass ich damals aus Unkenntnis nur den ersten Band gelesen habe, ist mein Bedürfnis nach Nostalgie befriedigt worden. Es hat durchaus viel Spaß gemacht!

Nichtsdestotrotz muss ich natürlich bekennen, dass diese Reihe einige, teilweise massive Schwächen aufweist. Natürlich ist hier sehr viel Klischee im Spiel. Die toughe Protagonistin ist natürlich die letzte ihrer Art, und nicht nur äußerst stark und geschickt, sondern auch wunderschön. Im Kontrast dazu ist der Tyrann, der erst ziemlich zum Schluss auftritt, das pure Böse, der selbst geschaffene Ungeheuer namens Fammin in den Kampf schickt und die eroberten Landstriche total verwüstet, sodass dort nichts mehr gedeiht. Insgesamt hat die ganze Geschichte einen sehr düsteren Ton, jedoch macht das blindwütige Zerstören des Tyrannen aus rationaler Sicht halt keinen Sinn. Auch Nihals Lehrmeister, der Gnom Ido, fügt sich auf sehr verbrauchte Weise in die Rolle der Entwicklungsfigur ein, die unserer hassenden Furie beibringt, dass man stattdessen lieber aus Liebe kämpfen sollte.
Und natürlich kann die Rettung dann nur über ein einzigartiges Artefakt kommen, dessen Aktivierung man durch acht MacGuffins vollziehen muss, deren Suche den Großteil des letzten Teils einnehmen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Drachen keine besonders große Rolle spielen, wie man dem Titel entnehmen könnte. Zunächst einmal trägt Nihals Drache den Namen Oarf, was klingt, als könnte jemand sein Mittagessen nicht bei sich behalten, des weiteren sind Drachen hier nach meinem Empfinden eher Werkzeuge als eigenständige Figuren. Das hat Eragon dann doch wesentlich facettenreicher hinbekommen.

Was außerdem sehr stört ist die Tatsache, dass Nihal zu Beginn der Geschichte in einen Ritter verschossen ist, der altersmäßig fast ihr Vater sein könnte und obendrein mit ihrer Magiermeisterin zusammen ist. Das war ein Plotpoint, der total fragwürdig war und den ich absolut nicht ernst nehmen konnte. Vielleicht bin ich ja das Problem, aber für mich denken Teenager halt einfach nicht so. Um auszudrücken, dass Nihal wegen Zurückweisung traurig und Sennar auf ihren Schwarm eifersüchtig ist, hätte ein gleichaltriger Protagonist, ein Schüler von der Drachenakademie, genau so gut herhalten können. Stattdessen diese weirde Schwärmerei für einen deutlich Älteren... Ich fands einfach dämlich.

Mit dieser Geschichte hat die italienische Autorin Licia Troisi sicherlich nicht das Rad neu erfunden oder ein zeitloses Meisterwerk geschaffen. Erfahrene Leser des Genres werden hier vielleicht nicht auf ihre Kosten kommen. Ich hingegen hab mein Ziel, etwas abzuschalten und mich in meine frühe Lesephase zurückzuversetzen, erreicht.