A review by ladymoonlight
Die Auswahl by Ally Condie

5.0

"Die Auswahl" ist der erste Teil der "Cassia & Ky" Trilogie von Ally Condie. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Zukunft, in der "die Gesellschaft" an der Macht ist und das Leben der Menschen diktiert. Es ist fest vorgegeben, zu welchem Zeitpunkt Menschen sterben und heiraten, sogar der "ideale Partner" selbst wird vom "System" ausgewählt. Es werden nur Menschen miteinander "gepaart" die wirklich gut zusammenpassen. Überall sieht man glückliche Familien. Was die Paarung anbelangt scheint das System niemals Fehler zu machen, auch in allen anderen Angelegenheiten scheint nahezu alles perfekt zu sein. Alle Menschen bekommen Arbeit, Nahrungsvorräte und Kleidung von "der Gesellschaft". Keiner muss Hunger leiden und niemand wird krank. Alle Menschen tragen je nach Status oder Funktion in der Arbeitswelt das gleiche. Auf den ersten Blick scheint es eine utopische Welt zu sein, in der jeder genug zu essen hat und niemand an schwerer Krankheit leidet oder stirbt. Jeder stirbt erst an seinem 80. Geburtstag. Diese Utopie entpuppt sich für den Zuhörer jedoch schnell als dystopische (düstere) Zukunftsvision.

Als Cassia mit 17 Jahren erfährt, dass bestimmt wurde, dass sie einmal ihren besten Freund Xander heiraten wird, hat sie Vertrauen zum System. Es ist ja schließlich allgemein bekannt, dass das System keine Fehler macht. Außerdem hat sie großes Glück, dass gerade Xander als ihr Partner ausgewählt wird. Immerhin kennt sie ihn ja schon richtig gut und so etwas kommt sehr selten vor. In den meisten Fällen sind die jeweiligen Partner sich vorher nämlich noch nie begegnet. Als dann aber auf dem Mikrochip (den alle "gepaarten" mit genaueren Informationen zu ihrem Partner bekommen) plötzlich statt Xanders Bild das Gesicht von Ky auftaucht, wundert sich Cassia sehr. Ky kennt sie ebenfalls, er wohnt in ihrer Nachbarschaft. Obwohl ihr von "der Gesellschaft" versichert wird, dass es sich nur um einen technischen Fehler handelt, wird Cassia skeptisch. Sie fragt sich wie das passieren konnte und beginnt nach und nach daran zu zweifeln, dass Xander der richtige Partner für sie ist. Der mysteriöse Ky bringt Cassias Gefühle nämlich schnell durcheinander. Langsam beginnt sie einiges zu hinterfragen und sich ihre eigene Meinung über das System zu bilden. Immer mehr wünscht sie sich eine Welt herbei, in der sie selbst über ihr Leben bestimmen kann.

In der Geschichte kommt auszugsweise ein Gedicht vor, welches eine große Rolle spielt:
Dylan Thomas - Do not go gentle into that good night
Auf Deutsch heißt das Gedicht "Geh nicht gelassen in die gute Nacht". Das Gedicht wurde (wie fast alle anderen Gedichte auch) im Buch von "der Gesellschaft" verboten. Cassia schöpft daraus Mut und beginnt sich aufzulehnen.

Ich möchte aber über die Handlung nicht zu viel verraten.
Wie sich die Dreiecksgeschichte zwischen Cassia, Xander und Ky entwickelt, könnt ihr euch dann ja selbst anhören. Das Buch regt einen durchaus zum Nachdenken an.
Wollen wir nicht alle lange leben, ohne jemals krank zu sein? Wer wünscht sich nicht, dass alle Menschen Arbeit haben und es keinen Hunger mehr auf dieser Welt gibt? Aber wie hoch ist der Preis dafür, wenn diese Wünsche plötzlich jemand erfüllt? Lohnt sich dieses Leben, welches man im Prinzip gar nicht mehr genießen kann, weil man selbst kaum noch Einfluss darauf hat?

Ally Condie hat mit "Die Auswahl" wirklich eine faszinierende Welt geschaffen. Man ist sofort gefangen von der Geschichte und verfolgt interessiert die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Im ersten Teil dieser Trilogie wird diese "fremde Welt" mit all ihren Charakteren erst einmal detailreich beschrieben. Die Lesung ist deswegen auch nicht durchgehend fesselnd, es könnte eventuell bei manchen Zuhörern zwischendurch Langeweile aufkommen. Es ist eben eine "leise" Geschichte, die sehr aufregend endet. Trotzdem finde ich sie nicht langweilig. Am Ende wartet man bestimmt sehr gespannt auf die Fortsetzung. Meiner Meinung nach ein wirklich gelungener Auftakt einer Trilogie. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzungen.

Vorgelesen wird das Buch von Josefine Preuß.
Die Sprecherin hat eine sehr jugendlich klingende, einfühlsame Stimme. Vor allem zur Protagonistin Cassia passt diese wirklich sehr gut. Man weiß zwar immer genau, wer gerade spricht, merkt aber nicht immer den Unterschied zwischen Cassias Gedanken und Worten, was mich leider manchmal etwas verwirrt hat. Ich musste ab und zu sogar zurückspulen. Dass dieses Hörbuch gekürzt wurde, merkt man leider teilweise am Szenenübergang. Manchmal ging mir das irgendwie zu schnell und ich hatte das Gefühl, zwischendurch einiges versäumt zu haben. Deswegen habe ich mir vorgenommen, das Buch auch noch zu lesen, um "die Lücken" zu füllen.