A review by pascalthehoff
Der neue Wirtschaftskrieg by Maurice Höfgen

informative medium-paced

5.0

Die ernstzunehmenden Medien und Meinungsbildenden vertraten 2022 beim Thema Sanktionen gegen Russland eine sehr homogene Meinung (was nicht gleichbedeutend ist mit Staatslenkung oder Zensur). Die restlichen Stimmen legten es darauf an, zu polarisieren, statt einen förderlichen Diskurs anzuregen. Das machte es schwer, im normalen Alltag einen umfassenden, reflektierten Überblick über den sehr facettenreichen Themenkomplex Russlandsanktionen zu bekommen. 
 
Bestimmte politische Akteur*innen überraschten mich in dieser Aufarbeitung der Geschehnisse mit ihren Aussagen und Ideen. Nicht zuletzt, weil der staatliche Umgang mit der Krise 2022 doch oft eher hemdsärmelig schien. Manche Akteure wiederum waren exakt so borniert wie erwartet (allem voran natürlich Hemmschuh Nr. 1 Christian Lindner). 
 
Doch auch die Klimabewegung bekommt hier Kritik, da ihr Aktivismus im Kontext der Russlandsanktionen und Energiekrise häufig die falschen Gegner mit erschreckend konservativen Ansätzen beackerte. Kein Wunder, dass das die Gesellschaft spaltet – vor allem, wenn der Autor naheliegende, plausible, zielführende Alternativansätze vorschlägt, die nicht die ärmsten Bevölkerungsgruppen buchstäblich kalt lassen. 
 
Vor allem wird beim Lesen aber deutlich, dass gewisse Kollateralschäden beim Ansatz, den Europa gewählt hat – gerade bei der gegebenen Ausgangslage – unvermeidbar waren. Aber auch, dass hier viel Ideologie im Spiel war – sowohl außenpolitisch, als auch wirtschaftswissenschaftlich. 
 
Spannend ist also nicht nur, welche Aspekte des Sanktionierungsansatzes quasi mit Ankündigung ins Chaos führten, sondern auch, wie wir aus vermeidbaren wie unvermeidbaren Problemen gleichermaßen wieder herauskommen.