A review by tizzlango
A Backpack, a Bear, and Eight Crates of Vodka: A Memoir by Lev Golinkin

2.0

Eine interessante Geschichte eines jüdischen Mannes, der als Kind in den 90ern mit seiner Familie aus der UdSSR geflohen ist, als diese auf ihr Ende zulief. Er erzählt von antisemitischer Diskriminierung, Korruption und den Schwierigkeiten ihrer Flucht.
Es ist eine interessante Erzählung seiner persönlichen Erfahrung, mit den Menschen, die seine Familie getroffen hat, und seiner persönlichen Entwicklung, in der er seine Identität erst wirklich als Erwachsener finden konnte, als er zurückreist und mit Menschen redet.

Auf der anderen Seite fällt auf, dass der Author, obwohl er aus der Perspektive seiner Kindheit schreibt, natürlich viele Informationen im Nachhinein eingeholt hat und nun an vielen Stellen retrospektiv seine erwachsene Perspektive dazumischt. Das fällt vor allem an manchen Stellen auf, in der er gewisse Dinge über die Sovietunion sagt, z.B. wenn er es "Evil Empire" nennt oder von Dingen erzählt, die teilweise historisch keinen Sinn ergeben, z.B. Gulags in den 80ern. Ich denke man kann davon ausgehen, dass er einfach als Kind diskriminiert wurde und seine Familie aus schlechten wirtschaftlichen Zusammenhängen der frühen 90er geflohen ist und er dann im Nachhinein in den USA seine Ansicht über die UdSSR aufgebaut hat, was man ihm nicht verübeln kann. Es liest sich nur teilweise etwas komisch, wenn der Autor z.B. davon erzählt, wie seine Familie Radio Free Europe gehört hat, um von den Verbrechen des Regimes zu hören, während man heutzutage weiß, dass es sich dabei ausdrücklich um CIA-Propaganda-Kanäle handelt und der Autor darüber scheinbar keine Reflexion hat.
Ich habe gesehen, dass er jetzt ein Journalist in USA ist und was er schreibt sieht ziemlich vernünftig aus, vor allem ist er sehr kritisch gegenüber der starken Präsenz von Nazis in der Ukraine, die mit der NATO zusammenarbeiten, was auch Sinn ergibt, da er selber Jude ist und aus der Ukraine kommt.
Alles in allem eine nette Geschichte, aber teilweise fühlt sich ein wenig durchsetzt an, doch es ist ein persönlicher Bericht und das ist nunmal sein gutes Recht. Es gibt vieles sehr interessantes über Identitätsfindung zu lesen, sowie ein Beitrag zur berechtigten Kritik an der UdSSR, wenn es um den Umgang mit Religion geht.