A review by missbookiverse
Das Blut by Guillermo del Toro, Chuck Hogan, David Nathan

2.0

Kurz und knapp
Nur etwas für eingefleischte Untergangsszenariofans. Die Charaktere sind relativ eindimensional und die Geschichte wird papierdünn ausgewalzt und ausgeschmückt. Das Hörbuch lohnt sich dank des talentierten Sprechers David Nathan, aber man sollte lieber zur gekürzten Fassung greifen.

[2 STERNE]

Lang und breit
Wie schon bei Die Saat habe ich mich zu Beginn vieler Szenen an unbekannten Orten mit einer unbekannten Person wiedergefunden. Erst nach und nach konnte ich herausfinden, um wen es sich bei der Person handelt bzw. für welchen Sachverhalt sie noch eine Rolle spielen wird. Es war zwar immer wieder beeindruckend, wie sich aus einer orientierungslosen Szene ein passendes Handlungselement entwickelt hat, aber meistens hat mich die ständige Neuorientierung genervt.
Atmosphärisch ist die Geschichte wirklich gut erzählt. Die Welt kurz vor der Apokalypse kommt genauso düster und gruselig herüber wie es sich für ein gutes Untergangsszenario gehört.

Am liebsten war ich in New York mit Zack – Ephs Sohn – unterwegs. Wahrscheinlich hat mir die Sichtweise des Jungen am besten gefallen, denn er hat über die Epidemie nicht wie ein Erwachsener nachgedacht und den Konflikt, den er aufgrund seiner Mutter mit sich austrägt, fand ich gleichsam tragisch und spannend.
Auch den neueingeführten Alten (sozusagen Urvampire) habe ich gerne über die Schulter geschaut und ihren Geschichten gelauscht. Leider war ihr Handlungsreportoire eher begrenzt und ehe ich überhaupt lernen konnte sie auseinanderzuhalten, sind sie auch schon wieder höchst unspektakulär von der Bildfläche verschwunden.

Generell hat dieser Roman von allem zu viel: zu viele Seiten, zu viele Charaktere, zu viele unnütze Beschreibungen und zu viele überflüssige Szenen.
Wozu war denn zum Beispiel Vasilys Blog gut? Er schreibt ungefähr zwei Mal einen Eintrag darin, in dem nichts Neues erwähnt wird. Später wird der Blog nie wieder aufgegriffen. Unnötiges in-die-Länge-Ziehen. Das gilt auch für den Rest des Buches. Alles wird viel zu langatmig und ausführlich erzählt. Viele Szenen hätte ich gern komplett übersprungen (z.B. als Setrakian sich erinnert wie er damals in Holland unterwegs war und einen Vampir ausgelöscht hat) oder sie wenigstens radikal gekürzt. Es war lange Strecken über einfach unheimlich langweilig.

Ab und an sind mir auch stilistische Patzer aufgefallen. Gut vorbereitet wie ich bin, habe ich mir natürlich keinen einzigen gemerkt, aber ich weiß noch, dass oft Verben mit unpassenden Adjektiven beschrieben wurden, also dem Verb wurden Eigenschaften angehängt, die es gar nicht haben kann.

Wie bereits beim Vorgänger fand ich die Blutwürmer wieder super eklig. Vor allem als beschrieben wurde, dass die Charaktere sich Gummibänder um die Kleideröffnungen schnüren, damit die Würmer ihnen nicht darunter kriechen. Igitt!

SpoilerInhaltlich hat mich am meisten die Frage beschäftigt, warum Eph Nora und Zack wegschickt. Das ist doch selten dämlich. Sein Sohn ist das Wichtigste, was es für ihn gibt und in einer Zeit der Vampirepidemie lässt er ihn aus den Augen, um ihn an einen Ort zu schicken, von dem nicht mal sicher ist, dass es dort ungefährlich ist? Wie blöd kann man sein? War doch klar, dass das schief geht.


Die Kameraden
Band 1: Die Saat (The Strain)
Band 2: Das Blut (The Fall)
Band 3: noch kein deutscher Titel (Eternal Night)
Band 1 fand ich ja noch ganz cool, aber nach dieser sterbenslangweiligen Fortsetzung habe ich keine Lust mehr auf das Finale. Keiner der Charaktere ist mir so wichtig, dass ich unbedingt von seinem Überleben oder Sterben wissen muss. Das Einzige, was mich reizen könnte, ist dass wohl einige Charaktere als Vampire zurückkehren könnten. Das wäre durchaus spannend, aber ich glaube auch um solche Tatsachen schaffen Del Toro und Hogan es eine ausufernde, endlose Geschichte zu spinnen.
Eternal Night werde ich mir, wenn überhaupt, nur in gekürzter Fassung anhören.

Das Hörerlebnis
Sprecher: David Nathan
Länge: 12 Std. 03 Min. (ungekürzt)
Wenn David Nathan dieses Buch nicht gelesen hätte, hätte ich bestimmt schon nach wenigen Stunden aufgegeben. Aber seine Stimme höre ich mir einfach gern an, weil sie einen so wunderbaren Klang hat und er im richtigen Tempo liest und betont.

Die Unbeantworteten
Wozu so viele überflüssige Informationen?
SpoilerSehen wir Setrakian wieder?
Ist Zack bereits ein Vampir?


Die Optik
Wie schon beim Vorgänger gewinnt das deutsche Cover haushoch gegenüber dem englischen. Was haben sich die amerikanischen Verlage nur dabei gedacht? Del Toro ist doch kein Name, der sich nicht verkauft und daher kein vernünftiges Cover verdient.
Das deutsche Cover sieht vor allem in echt richtig schick aus, weil es da noch schimmert und strahlt. Aber auch ohne Glanzeffekte kommt es durch das dunkle Rot und den kräftig gesetzten Titel gut rüber. Schöner Hingucker im Regal. Für den finalen Band sage ich die Farbe Schwarz voraus.