A review by laelyn
Die Geschichte eines Lügners by John Boyne

5.0

"Die Geschichte eines Lügners" ist ein weiterer faszinierender Roman von John Boyne. Dieses Mal erzählt er die Geschichte eines Schriftstellers, gespickt mit vielschichtigen Charakteren, mehreren Erzählperspektiven, amüsanter Kritik am Literaturzirkus und mehr als einem unerwarteten Moment, der mir den Atem geraubt hat.
Die Übersetzung ist hervorragend, der Schreibstil beeindruckend.

Das Buch ist gegliedert in aufeinanderfolgende Teile, die alle eher ruhig und unschuldig anfangen, aber mehr und mehr Spannung aufbauen und am Ende mit einem derartigen Knall enden, das man sofort weiterlesen muss. Maurice Swift ist ein faszinierender Charakter, der noch mehr Tiefe bekommt durch Boynes Entscheidung, seine Geschichte nicht nur aus der eigenen Perspektive erzählen zu lassen. Erst das letzte Drittel des Romans wendet sich Swifts Ich-Perspektive zu, zuvor lernt man ihn aus der Sicht anderer Charaktere kennen. Gerade dieser Mix aus Perspektiven - respektive geschrieben in der dritten Person, zweiten Person und ersten Person Singular - entfaltet ein Bild von Maurice, dem man sich nicht entziehen kann. Und das immer wieder schockiert. So wird "Die Geschichte eines Lügners" zu einer ruhigen, teils verstörenden Charakterstudie eines Mannes, der für den eigenen Erfolg wortwörtlich über Leichen geht. Ein Mann, den man absolut verabscheuen muss, dessen Geschichte man aber trotzdem immer weiterverfolgen will. Und der umgeben ist von nicht minder faszinierenden Charakteren, die seiner manipulativen Erfolgssucht ausgesetzt sind und zum Opfer fallen.

Insgesamt also ein großartiger Roman, der von Beginn an zu fesseln weiß und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.