A review by missbookiverse
Pure by Julianna Baggott

4.0

Lang und breit
Es gibt sie noch! Die Dystopie-Trilogie-Auftaktbände, die mehr können als hohle Figuren durch eine halb erdachte Welt der Zukunft zu schicken, damit sie sich am Ende aus unerklärlichen Gründen verlieben. Julianna Baggott, ihrerseits keine Debütautorin mehr, hat all das richtig gemacht, was die ganzen anderen Neuerscheinungen momentan kaum noch auf die Reihe kriegen.

Es geht mit der Welt los. Die Geschichte spielt in der Zukunft, in einer so genannten Dom-Gesellschaft. Die, die es gut erwischt haben, leben sicher unter einer riesigen Kuppel. Die weniger Glücklichen müssen draußen um ihr Überleben kämpfen. Für diese Menschen hat die Autorin sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Durch Explosionen und die Freisetzung molekular-verändernder Substanzen (oder so ähnlich) sind viele Menschen mit ihrer Umwelt oder was/wer gerade in der Nähe war verschmolzen. Mehrere Menschen sind zu einem verwachsen, andere besitzen eine mit Glasscherben versetzte Haut. Zu viele Beispiele möchte ich hier nicht vorwegnehmen, diese Mutationen selbst zu entdecken, macht nämlich einen hohen Schauerreiz dieses Romans aus.

Die Welt selbst ist äußerst komplex. Julianna Baggott hat sich nicht nur über ihr Aussehen sondern auch über politische Strukturen und Hintergründe Gedanken gemacht. Zuweilen hat mich das ein wenig erschlagen und überfordert, aber es ist auch nicht so, dass man nicht mehr mitkommt, wenn man mal zwei Seiten lang ein wenig abschaltet.

Der Schreibstil könnte für manche Leser ein Hindernis darstellen. Die Präsensform hat mich immer wieder ein bisschen aus dem Lesefluss geworfen und die Perspektiven werden des Öfteren gewechselt, was mich jedoch nicht gestört hat. Die Charaktere kamen mir dadurch nicht unpersönlich vor. Dennoch hat Julianna Baggott keine Strandlektüre geschrieben. Das Buch liest sich nicht an einem Nachmittag und ich musste es ab und zu mal zur Seite legen.

Die Figuren tragen ungewöhnliche Namen, die sich aber doch irgendwie als einprägsam erweisen. Vor allem der Name Ingership schwirrt mir immer noch manchmal im Kopf herum.
Die drei wichtigsten Charaktere – Pressia, Bradwell und Partridge – ergeben eine fantastische Mischung. Sie haben alle ihr eigenen Stärken und Schwächen. In einer Welt wie Pure sie bietet, hätte ich jeden von ihnen gern zur Verstärkung an meiner Seite.

Kurz und knapp
Julianna Baggott liefert endlich mal wieder einen Dystopieauftakt wie ich ihn mir vorstelle. Die Welt ist schaurig, die Charaktere dreidimensional und die Handlung alles andere als voraussehbar. Nur mit dem Schreibstil muss man sich erst mal anfreunden.