A review by missbookiverse
The Glass Sentence by S.E. Grove

3.0

2.5

Die 13-jährige Sophia lebt 1891 in Boston, doch die Welt um sie herum besteht seit der Great Disruption aus verschiedenen Zeitzonen der Vergangenheit und Zukunft – Zonen, die es zu erforschen gilt als ihr Onkel und einziger Angehöriger entführt wird.

Die Idee einer Welt, die aus verschiedenen “Zeitzonen” (nicht im 24-Stunden-Bereich sondern bezogen auf ganze Jahrhunderte) besteht, ist originell und äußerst komplex umgesetzt. So ein Weltentwurf stellt einen gewissen Anspruch an die mentalen Fähigkeiten seiner Leser, gerade in Anbetracht der Middle Grade Zielgruppe. In dieser Hinsicht und von der Atmosphäre her hat mich das ganze auf angenehme Art an Philip Pullmans His Dark Materials erinnert, aber wo Lyra und ihr goldener Kompass auf ganzer Linie gewinnen, schwächelt The Glass Sentence. Die Protagonistin Sophia ist ein nettes Mädchen, aber sie erblasst neben den charismatischen Figuren – wie der Piratin Calixta oder der blinden Grandma Pearl – die ihr auf ihrer Reise begegnen (gegen Theo hingegen kommt sie locker an, den konnte ich entgegen aller Bemühungen der Erzählerin bis zum Schluss nicht leiden). Der Verlauf der Geschichte ist außerdem gespickt mit glücklichen Zufällen, welche die Story künstlich vorantreiben (Wildfremde helfen ohne Hintergedanken, gesuchte Personen stellen sich als Verwandte zufälliger Begegnungen heraus, wahllose Fluchtwege führen zum Ziel der Ziele usw.). Dadurch kommt keine Spannung auf und die detaillierten Beschreibungen fördern die Entstehung vieler langweiliger Durststrecken. Dagegen helfen auch die Wasserreichungen nicht, zu denen interessante Wesen wie die Lachrima oder Menschen mit pflanzlichen Gliedmaßen, und die sensible Thematik von Flüchtlingen und geschlossenen Grenzen, zählen. Immerhin endet der Roman in sich abgeschlossen, nur ein paar Stränge bleiben für den Rest der Trilogie offen.

Ein gut durchdachter, komplexer Weltentwurf, deren Erkundung wesentlich mehr Spaß machen würde, wenn die Hauptfigur nicht so blass und die Story nicht voller glücklicher Wendungen wäre.