A review by jarichan
The Black Cathedral by Marcial Gala

4.0

Die deutsche Version wurde mir vom Anderen Literaturclub zugestellt und da Kuba eines meiner mehr oder weniger geheimen Faszinationsthemen ist, fing ich auch gleich an zu lesen.

Zur Kuba-Faszination gesellte sich noch die Vorliebe für Geschichten, die von verschiedenen Figuren erzählt werden. So erhalten wir ganz unterschiedliche Einblicke in die Ereignisse rund um die Kathedrale der Schwarzen.

Diese thront nämlich über allem, was geschieht. Sie ist das Zentrum, der Angelpunkt, der Anker. Und während die Figuren ihre Leben leben, mal nah, mal fern, strahlt die Kathedrale in jedes Dasein und hinterlässt mal starke, mal feine Spuren.

Gala zeigt uns ein Kuba fernab der Feriendestinationen, der freudigen Klänge und bunten Autos. Es ist das schwarze Kuba, von uns selten wirklich wahrgenommen. Ein vergessenes Kuba, ein vergessenes Viertel. Alle Charaktere suchen sich ihren Weg. Manche siegen, manche scheitern, viele landen irgendwo dazwischen.

Es ist ein ergreifender Einblick, unverschleiert und, sofern ich das beurteilen kann, lebensecht. Die Charaktere auf jeden Fall wirken so. Schade fand ich es nur, dass ihre Wortwahl, ihre Sprachweise sich zu ähnlich war. Die Lebenswege gehen in solch unterschiedliche Richtungen, dass sich auch die jeweilige Sprache verändern sollte. Dies war mir zu wenig ausgearbeitet. Oder aber in der Übersetzung ging davon etwas verloren. Das kann ich leider nicht genau bestimmen.

Dies ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an der Kathedrale. Alles andere war für mich absolut faszinierend und lesenswert. Da es ein eher ruhiges Buch ist, kann ich mir aber vorstellen, dass es sich nicht für jeden Leser so anfühlen wird.

Wer sich jedoch für ein ungeschminktes und ehrliches Kuba interessiert, sollte diesem Titel auf jeden Fall mal eine Chance geben.