A review by buchdrache
Steelheart by Brandon Sanderson

5.0

Steelheart stellt den Auftakt einer neuen Trilogie Brandon Sandersons dar. Dieses Mal begeben wir uns nicht in eine neue Ecke des Cosmere, sondern erleben unsere eigene Zukunft. Calamity ist am Himmel erschienen, eine mysteriöse Erscheinung, deren Herkunft ungeklärt ist. Fest steht nur, dass die Verwandlung normaler Menschen in sogenannte Epics in irgendeinem Zusammenhang mit Calamity steht. Epics besitzen mehr oder weniger starke übernatürlich Kräfte, die sich ganz unterschiedlich ausprägen können. Die stärksten von ihnen sind so mächtig, dass sie unverwundbar scheinen. Naturgewalten gleich herrschen sie wie Götter über die Menschen und haben sie sich Untertan gemacht.
Steelheart ist der Tyrann Newcagos, der rauchenden Ruinen dessen, was einst Chicago gewesen war. Seit nunmehr zehn Jahren herrscht er unangefochten mit Angst und Schrecken über sein Reich. Doch im Untergrund regt sich Wiederstand. Die Reckoners, zu Deutsch Rächer, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Epics zu töten und die Menschen von ihrem Joch zu erlösen. Für David, dessen Vater bei Steelhearts Machtübernahme von dem High Epic getötet worden war, sind die Reckoners Helden. Er ist fest entschlossen, sich ihnen anzuschließen und gemeinsam mit ihnen Steelheart zu töten und seinen Vater zu rächen. Denn eine Schwäche hat jeder Epic, und David hat als einziger noch lebender Mensch Steelheart bluten sehen.
Sanderson, obwohl er anfangs selbst skeptisch war, zeigt hier, dass er auch außerhalb des Cosmere packende Stories schreiben kann. Actiongeladen und spannend schreitet die Handlung voran, hat dabei aber genügend Raum, um sich zu entfalten. In ihrem Rahmen besitzt sie genau die richtige Länge. In meinen Augen fehlt nichts Wichtiges, auf Übeflüssiges wurde verzichtet. Stück für Stück entfaltet sich das Geflecht und arbeitet auf den Schluss hin. Was anfangs seltsam und rätselhaft erschien, löst sich am Ende logisch und interessant auf. Die Story des ersten Buches ist in sich geschlossen, lässt aber immer noch genügend Anknüpfmöglichkeiten für die beiden Nachfolgebände.
Auch ein Blick auf die Charaktere lohnt sich. Sehr lobenswert ist die Gruppendynamik dargestellt. David trifft als extentrischer ("Nerd") Neuling zu einer Gruppe hinzu, die wahrscheinlich schon über Jahre hinweg aufeinander eingespielt ist, was man auch deutlich merkt. Die Folgen werden glaubhaft und facettenreich dargestelt. Auch die Charaktere an sich sind jeder individuell und klar voneinander abgrenzbar. Jeder hat seine Eigenheiten, seine Ansichten und Denkweisen, die ihn prägen und auszeichnen.
Und nicht zu vergessen der Humor. Es geht nicht nur bierernst darum, die Menschheit aus der Tyrannei der Epics zu eretten. Die Reckoners haben ebenso ihre Sinn für Humor. David mit seinen unsäglichen Metaphern, Megan, die deswegen über David herzieht, Cody und seine Dämonen ...
Schlussendlich ist aber die Kernaussag: Es gibt keine Helden, doch alles einfach nur schwarz und weiß zu zeichnen, ist ebenso nicht möglich. So wie es unter den Epics Tyrannen wie Steelheart und gute Leute wie Conflux gibt, so sind auch die Reckoners nicht unbedingt die Guten. Kann man wirklich gutheißen, was sie machen? Denn eigentlich betreiben sie ja doch Terorismus, indem sie gezielt Steelhearts Infrastruktur angreifen, um ihn zu schwächen ...



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