Sehr lustige Alltagserzählungen, die mich das ein oder andere Mal zum Lachen gebracht haben. Der vorherige Teil gefällt mir jedoch besser. Teilweise werden stereotypische Familienbilder erfüllt, das fand ich etwas schade. Es lässt sich aber drüber hinwegsehen in Anbetracht der Tatsache, dass ich das Buch nur aus reinen Entertainment Gründen lese und dieses Problem kein dominanter Teil der Story ist. Nichtsdestotrotz werde ich es aber sicher wieder lesen.
Zunächst muss ich sagen, dass ich sehr begeistert bin von den alternierenden Kapiteln aus der Kindheit und der Jetzt-Zeit des Romans. Das macht es für mich dynamisch und hat m.E.n. maßgeblich dazu beigetragen, den Leser bei Laune zu halten. Generell konnte mich die Schreibweise der Autorin begeistern. Ich hatte das Gefühl, dass jedes Wort sorgfältig ausgewählt wurde
Die Storyline hat mich außerdem auch angesprochen. Zwar muss man objektiv sagen, dass die Hinleitung zur eigentlichen Geschichte und damit die Erklärung ihrer kindheitlichen Lebensumstände extrem ausführlich vorgenommen wurde, aber das mich nicht sonderlich gestört.
Gerade zum Ende, als dann der Prozess mehr im Vordergrund steht, konnte ich dem Roman sehr viel Freude abgewinnen, weil er so viele Bilder in meinem Kopf gemalt hat, dass ich schon fast das Gefühl hatte, ich würde daneben sitzen. Der Fakt, dass Kya während des Prozesses nur Bruchstücke mitbekommt und wir immer wieder mit Flashbacks aus der Marsch konfrontiert werden, hat mich schwer beeindruckt und irgendwie sehr berührt. Für mich eine sehr ausgearbeiteter und glaubwürdiger Hauptcharakterin, der ich ihre Naturverbundenheit hundertprozentig abkaufe. Der Charakter Tate hat mich teilweise leicht genervt, aber ich kann bisweilen noch nicht ganz sagen, warum.
Zunächst konnte mich die Multiperspektivität des Buches begeistern. Wir werden von multiplen Erzähler:innen durch die Geschichte geführt, von Erzähler:in zu Erzähler:in mal länger oder mal kürzer. Jedoch werden Erzähler:innen immer nur zielgerichtet eingesetzt, es gibt keine unnötigen Sequenzen, die die Geschichte nicht voranbringen. Auch die Ausarbeitung der Charaktere ist beeindruckend. Während des Lesens ist mir der Protagonist Johanson schwer ans Herz gewachsen und ich konnte mich nur schwer wieder von ihm lösen, als die Lektüre dann vorüber war. So ein sympathischer Mensch, der alles andere als das versucht zu sein und bei dem man aber trotz der Fassade irgendwann merkt, dass da das Herz am rechten Fleck sitz.
Des Weiteren konnte mich die brutale und emotionsunbefangene Erzählweise Schätzings begeistern. Man findet in der Lektüre keine filmreifen und melodramatischen Szenen, sondern Katastrophen werden vollkommen nüchtern beschrieben. Die Dramatik, die man wahrnimmt, gründen lediglich aus der extremen Anschaulichkeit der Erzählweise.
Auch wenn ich durchaus verstehen kann, wieso einige Mitglieder der Leser:innenschaft vom Ende enttäuscht waren - die Spannung flacht durchaus ganz schön ab und die Auflösung der Geschichte entspricht einfach nicht dem, was man erwartet hat - stellt das für mich keine Hürde dafür dar, dem Buch 5/5 Sternen zu geben.