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790 reviews

Dieses schöne Leben by Mikki Brammer

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5.0

 
Das Sterben ist wohl der Lebensabschnitt, der am meisten tabuisiert wird, auch 2024 noch. Über den Tod spricht man nicht und das macht ihn nochmal unangenehmer, als das ganze eh schon ist. Und ganz ehrlich: Da nehme ich mich auch selbst nicht aus. Der Tod ist nicht das schönste Gesprächsthema, das ich mir vorstellen kann. Und ich möchte mich mit dem Sterben auch nicht unbedingt mehr beschäftigen, als unbedingt nötig. Zumindest in der Realität. In Büchern und in fiktiven Welten schaffe ich das schon eher.

Clover wiederum wird im Alltag ständig mit dem Tod konfrontiert. Sie ist eine Sterbe-Doula. Sie hilft Menschen dabei, sich von ihrem Leben zu verabschieden, mit allem abzuschließen, das noch offen ist, und hält manchmal auch einfach nur die Hand der Sterbenden und verhindert so, dass irgendjemand alleine das Leben verlassen muss. Allein schon dadurch hat sie sich meinen größten Respekt verdient. Ich glaube nicht, dass das der richtige Beruf für mich wäre, aber ich halte es für sehr wichtig, dass es Menschen wie Clover gibt. Und die gibt es ja auch in der echten Welt: in Hospizen, in Krankenhäusern, bei der Seelsorge, mit verschiedensten Namen und Aufgaben. Dieses Buch beschäftigt sich einerseits damit, wie Clover zu diesem Beruf gefunden hat. Andererseits erzählt dieses Buch aber auch von Clovers neuester Klientin: Claudia. Und wie viele andere Menschen hat auch Claudia Dinge, die sie bereut. Das wichtigste davon: Sie hat sich damals als junge Frau gegen ihre große Liebe entschieden. Natürlich möchte sich Clover jetzt sofort auf die Suche nach dem verflossenen Liebhaber machen. Und begleiten soll sie ihr Enkelsohn Sebastian.

Ich habe diese Lektüre sehr genossen. Die Figuren und allen voran Clover waren mir sehr sympathisch. Ich fand Clover sofort interessant und fieberte mit ihr mit. Sie ist eine Einzelgängerin, die mit der Welt und den Menschen um sich herum oft nicht viel anfangen kann. Umso schöner fand ich es, zu beobachten, wie sie langsam aus ihrem Schneckenhaus herausgekrochen kam. Und wie sie langsam damit begann, Interesse an den anderen Menschen um sie herum zu zeigen. Und schön fand ich auch, wie die Liebe hier behandelt wird. Clover hat lange so zurückgezogen gelebt, dass die Liebe in ihrem Leben bisher keinen Platz hatte. Durch Claudia ändert sich das langsam - aber anders, als ihr durch meine Zusammenfassung vielleicht vermuten würdet. Und ich fand es gut, dass die Autorin nicht auf die allererste und offensichtlichste Möglichkeit für diesen Handlungsstrang zurückgriff.

Der Schreibstil hier ist sehr ruhig und unaufgeregt. Das hat mich im ersten Moment gewundert, später fand ich diese Entscheidung aber sehr gut. Das passt einfach zu Clover und ihrer Art. 

Ich bin vor allem überrascht, wieviel ich auch jetzt, über eine Woche nach dem Ende des Buches, noch darüber nachdenke. Die Geschichte hat mich tiefer berührt, als ich es erwartet hätte - und das fand ich gut. Die Bilder in meinem Kopf fühlen sich auch jetzt noch sehr frisch an und ich sehe noch jetzt alle Details von Clovers Wohnung vor meinem inneren Auge. Was meistens ein Qualitätsmerkmal ist.

Mein Fazit? Ein gut gelungenes Buch, das ich gerne gelesen habe und an das ich wohl noch länger zurückdenken werde. 

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Paperthin Touch by Tarah Keys

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3.5

 
Hach, ich liebe Bücher über Bücher. Das macht einfach so viel Spaß. Ich liebe es, über Autor:innen und das Verlagswesen zu lesen, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass die Realität um einiges weniger romantisch ist. Hier ist zum Beispiel die Protagonistin Clio Lektorin, ihr Love-Interest ein berühmter Autor namens Bryn. Die beiden flirten im Zuge des Lektoratsprozesses in der Kommentarspalte von Word-Dokumenten. Mit dieser Ausgangssituation hat die Autorin auf jeden Fall schon etwas ganz Neues geschaffen, das ich so noch nicht kannte.
Auch die Umsetzung hat mich gerade zu Beginn überzeugt. Wir bekamen hier tatsächlich das Word-Dokument zu lesen, mit der Rohversion von Bryns Roman und mit den Kommentaren der beiden. Und das habe ich geliebt, denn so habe ich das noch nirgendwo gesehen. Wie schon gesagt: Wenn man in seinem Leben bereits knapp Tausend Bücher gelesen hat, passiert das nicht mehr so schnell.
Gerade zu Beginn begegnen wir (abgesehen von den Word-Kommentaren) auch sonst vielen schönen Ideen und Kreativität. Die erste Hälfte ist voll mit Ungewöhnlichem, das ich so noch nicht kannte.
In der zweiten Hälfte wurde das Buch dann braver und weniger außergewöhnlich. Das fand ich schade, denn in der ersten Hälfte hat ja die Autorin bereits gezeigt, was sie kann und wie talentiert sie eigentlich wäre. Da fand ich es dann schade, dass hier eher wieder auf Elemente zurückgegriffen wurde, die ich bereits kannte. Ist natürlich legitim und normalerweise würde mich das auch nicht stören, aber nach der absolut gigantischen ersten Hälfte waren meine Erwartungen sehr hoch und das hat dann bei mir für Enttäuschung gesorgt.
[Spoiler im nächsten Absatz]
Auch muss ich gestehen, dass ich glaube, dass die Protagonisten ohne einander besser dran wären. Clio ist davon überzeugt, dass sie und Bryn zusammengehören. Dass sie das perfekte Paar wären. Und dass Bryn unrecht angetan wurde, sein Name zu unrecht durch den Dreck gezogen wurde und er eigentlich unschuldig ist. Auch wenn er ihr mehrfach gegenteiliges sagt und sie an mehreren Stellen und bei der geringsten Schwierigkeit davon zu überzeugen versucht, dass er nicht gut für sie ist und er kein guter Mensch ist. Und naja, damit hatte ich ein ziemlich großes Problem. 2021 habe ich das Buch "Alle drei Tage" gelesen. Darin geht es um Femizide und Gewalt an Frauen. Und darin wurde eben auch berichtet, dass Männer, die später gewalttätig werden, oft von sich aus zu einem frühen Beziehungszeitpunkt sagen würden, dass sie kein guter Mensch seien und sie der Frau nicht gut tun würden. Außerdem wird darauf aufmerksam gemacht, dass manche Frauen sogar von anderen Frauen, zum Beispiel Ex-Partnerinnen, gewarnt werden würden. Und naja: Ich will Bryn wirklich nicht zu einem Gewalttäter machen und ihn so lesen, weil ich nicht glaube, dass er einer ist. Aber diese Parallelen habe ich trotzdem gesehen. Und das hat bei mir dann auch dafür gesorgt, dass in meinem Kopf alle Alarmsirenen losgegangen sind. Wie gesagt: Ich denke nicht, dass Bryn ein gefährlicher Mann ist. Immerhin ist er eine Buchfigur und die beiden bekommen ein Happy End. Aber diese Parallelen zusammen mit Clios unerschütterlichem Glauben, dass Bryn ein guter Mensch ist und sie nie verletzen würde? Gemixt mit Clios Überzeugung, dass sie Bryn retten kann? Puh, schwierig.
[Spoiler Ende]
Mein Fazit? Die erste Hälfte dieses Buches ist grandios. Die zweite hat mir weniger gut gefallen. Trotzdem werde ich die Autorin weiter im Blick behalten, denn an vielen Stellen hat sich das Potential gezeigt, das in diesem Buch und damit auch in ihr stecken würden. 
Touch of Dust and Decay - Schattenseele by Freya Dawn

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3.0

 
Was mich an diesem Buch besonders begeistert hat, war wohl das Setting. Es war einfach toll und hatte etwas Verträumtes an sich - was vielleicht auch mit einer der Gründe ist, warum sich das heute Nacht in meine Traumwelt integriert hat. Ihr findet hier magische Buchhandlungen, Portale und ein gemütliches Hausboot - alles drei sind Dinge, ich persönlich toll finde.

Außerdem kann das Buch mit interessanten Figuren punkten, die mich sofort gefesselt habe. Vor allem Willow war mir sehr sympathisch und zu hören, dass sie eine traurige Hintergrundgeschichte hatte, hat mir fast schon weh getan. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass wir als Leser:innen noch mehr über die ganze Tragik erfahren. Da wäre Potential für sehr viel Spannung, die auch Willows Gegenwart beeinflussen könnte. Vieles wurde aber nur oberflächlich oder nur kurz behandelt - zum Beispiel Willows Mutter, die nur am Ende einen kurzen Auftritt hat, oder die Schule für schwererziehbare Kinder, die Willow besucht hat.

Und ich persönlich finde auch, dass dieses Buch an sich gut geschrieben ist. Die Geschichte hat mich gefesselt und ich habe gerne weitergelesen. Dass ich wirklich lese, habe ich nur an wenigen Stellen gespürt - was für mich beim Lesen ein wichtiger Aspekt ist, auch wenn es sich paradox anhört.

Trotzdem habe ich leider auch hier den ein oder anderen Kritikpunkt. So fand ich die Geschichte gerade in der zweiten Hälfte leider stellenweise etwas verwirrend. Da hätte ich vielleicht zwischendurch mal eine Verschnaufpause gebraucht, in der die Figuren reflektieren. So kam ich irgendwann dann nicht mehr ganz mit, was da jetzt wirklich gerade wie und aus welchem Grund passiert war und warum die Figuren so handelten, wie sie handelten.

Auch bin ich weiter der festen Meinung, dass nicht jedes Buch eine Liebesgeschichte braucht - oder überhaupt haben sollte. Dieses hier war eines dieser Bücher. Willow trifft auf den mysteriösen Clay, der eine Mentorenrolle ihr gegenüber einnimmt und ist sofort fasziniert von ihm. Eine besondere Chemie konnte ich zwischen den beiden aber nicht wahrnehmen. Und an einer Szene in der zweiten Hälfte, die ich deswegen nicht weiter ausführen werde, war ich einfach schockiert, dass die Figuren hier Sex haben. Das war für mich einfach überhaupt nicht glaubwürdig. Und hat mir persönlich dann auch als Lektüre nicht so viel Spaß gemacht, weil ich mir nicht zu hundert Prozent sicher war, ob da jetzt alle Figuren wirklich damit einverstanden waren. 

Mein Fazit? An sich kein schlechtes Gut. Allerdings konnte mich das Gesamtpaket auch nicht zu hundert Prozent überzeugen - wegen oben genannter Kritikpunkte. Schade, denn dieses Buch hätte genauso gut zu einer 5-Sterne-Lektüre werden können. 
Aszendent zum Happy End: Roman | Mit dem Horoskop auf der Suche nach dem Traummann: Astrologische Hilfestellung in der Liebe by Christina Rentzing

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3.0

 
Von diesem Klappentext habe ich mich sofort angesprochen gefühlt. Ich bin ja ein totaler Fan von Liebesromanen und mein Jahreshoroskop lese ich tatsächlich - wenn auch nur "ironisch". Daran glauben tue ich natürlich nicht. Auch, wenn ich mich trotzdem freue, wenn mir darin etwas Gutes vorhergesagt wird. Dann darf das Horoskop auch gerne mal Recht haben. Und auch mit einem zweiten Aspekt hat der Klappentext mich treffend charakterisiert: Ich habe tatsächlich lieber Feuerwerke im Bauch als auf der Straße. Herum zu ballern kann ich als Tradition nicht nachvollziehen, denn ich weiß ja, wieviel Panik meine Katzen jedes Jahr wieder schieben. Das finde ich einfach nicht schön, das stresst mich und meine Flauschnasen ebenfalls. Wenn ihr also nicht sowieso schon eingedeckt seid mit Raketen, dann überlegt euch doch, ob es euch diese paar Minuten Spaß wirklich wert ist. Feuerwerke sind schrecklich für Tiere und Umwelt und auch ein nicht unbeachtlicher Teil der menschlichen Bevölkerung unseres Landes leidet darunter. Außerdem veranstalten die meisten Städte und Ortschaften sowieso Feuerwerke. Vielleicht wollt ihr ja das Geld lieber an eine Organisation spenden, die euch am Herzen liegt, statt es wortwörtlich anzuzünden und in die Luft zu sprengen.

So, jetzt aber zum Buch. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, was ich von diesem Roman halte. Ich mag die Idee, das gleich vorweg. Aber das sollte keine große Überraschung sein, denn Bücher fange ich generell nur dann zu lesen an, wenn ich glaube, dass sie mich interessieren werden. Zu sehen, wie das wohl ablaufen könnte, wenn jemand beginnt, plötzlich sein Leben nach dem Horoskop auszurichten, könnte ganz interessant sein, dachte ich mir.

Ich muss zugeben, dass ich so meine Probleme mit der Protagonistin Anja hatte. Anja ist ein Mensch, der nur ein Leben in Extremen zu kennen scheint. Zu Beginn dieses Romans ist sie eine Workaholic, die kaum noch ein Leben außerhalb des Büros hat. Freund:innen hat sie schon seit Monaten keine mehr getroffen, ihr Freund, der bei ihr eingezogen ist, lebt auch nur noch so neben ihr her, und eigentlich ist die langersehnte Versetzung nach Singapur das einzige, auf das sie hinarbeitet. Und dann wird sie von ihrem Chef, der diese Lebensweise für genauso problematisch hält wie ich, in Zwangsurlaub geschickt, damit sie sich die Sache mit Singapur nochmal überlegen kann. Anja geht nach Hause - und begegnet dort der neuen Geliebten ihres Freundes, der aus irgendeinem Grund dachte, dass sie sich in einer offenen Beziehung befinden. Und weil beides auch in ihrem Horoskop angekündigt wurde und sie jetzt ja sowieso viel Zeit hat, macht Anja ihr Horoskop und die Sterne zu ihrer neuen Obsession. Statt weiter ein Workaholic zu sein, klammert sie sich an ihr Horoskop und verwendet ihre gesamte Energie nur noch auf diese neue Leidenschaft. War mir dabei nicht ganz klar wurde: Warum denn jetzt eigentlich gleich zu diesem Ausmaß? Warum so viel Zeit, Energie und auch investieren? Wegen einem einzelnen Horoskop, das sich zu erfüllen scheint? Bei einer Textsorte, die dafür bekannt ist, so offen wie möglich formuliert zu werden, kann das schon mal vorkommen. Anja wirkt auf mich eigentlich wie ein Mensch, der in der Lage wäre, sowas kritisch zu hinterfragen. Warum also gelingt ihr das hier nicht? Ich hätte Anja so eingeschätzt, dass sie zumindest mehr als einen Tag mit solchen Zufällen braucht, um sich mit dieser Energie in ihr neues Hobby zu stürzen.
Auch wurde für mich nicht ganz klar, warum sie denn ihre Energien so auf die Suche nach einem Traummann bündelt. Sie weiß doch, dass sie bald auswandern wird. Und sie wurde doch soeben verlassen. Warum sich also direkt in die nächste Liebelei stürzen? Das sorgte bei mir dafür, dass ich diesen Wunsch Anjas einfach nicht nachvollziehen konnte. Es wirkte so, als würde sie nur versuchen, sich von ihrem Liebeskummer abzulenken. Sie hatte ja gar keine Chance, diese Verletzung zu verarbeiten. Nur wenige Tage sind vergangen als sie schon wieder davon spricht, "verliebt" zu sein. Das war für mich persönlich nicht glaubwürdig.

Eine positive Überraschung hingegen war der männliche Protagonist Malte. Er formuliert nämlich im Laufe der Handlung immer wieder die Einwände, die ich als Leserin hatte. Er war eine kritische Stimme und das war super wichtig, finde ich. Ohne ihn hätte ich das Buch wohl nicht beendet, so wiederum habe ich weitergelesen und zumindest mit ihm mitgefiebert. Er ist sympathisch, er ist angenehm und verdreht über Anjas extreme Obsession genauso die Augen wie ich es tue. Und das machte ihn zu einer Figur, die das Buch meiner Meinung nach rettete. Malte macht dieses Buch lesenswert.

Mein Fazit? Mein Eindruck zu diesem Buch ist leider gemischt. 
The Do-Over by Sharon M. Peterson

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4.0

 
Yay, Neujahr ist schon in wenigen Tagen. Und ihr wisst, was das bedeutet: Ein großer Teil der Menschen in unserem Umfeld wird Listen mit guten Vorsätzen verfassen und sich selbst davon überzeugen, dass sie innerhalb der nächsten paar Wochen ihr gesamtes Leben umkrempeln werden. Ich mache da nicht mehr mit - auch wenn ich Wunschlisten für das neue Jahr verfasse. Darauf stehen aber auch Dinge, die nicht in meiner Kontrolle liegen. Dinge wie "Unbedingt Gewicht verlieren" oder "Jeden einzelnen Tag im Fitnessstudio verbringen" findet ihr darauf aber nicht. Mein Gewicht ist gut, so wie es ist und mit meinem aktuellen Trainingsplan bin ich recht zufrieden. Generell entwickelt sich mein Leben aktuell in eine Richtung, die mich sehr zufrieden macht.

Anders sieht das bei Perci aus, der Protagonistin dieses Buches. Bei ihr läuft alles schief. Sie hasst ihren Job, ihre Familie ist übergriffig und ihr Freund hat sie für Konzerttickets ausgetauscht und sie live im Radio abserviert - obwohl sie auch in Zukunft zusammenarbeiten müssen, denn er ist ihr Vorgesetzter. Betrunken erstellt sie zusammen mit ihrem besten Freund also eine Neujahrs-Liste, die längst überfällig war: Sie wird nicht daten, nicht versuchen, abzunehmen, und sich im Job nicht mehr anstrengen. Eine ideale Liste, wenn ihr mich fragt. Damit hatte das Buch mich! Denn wie sich Perci bei der Umsetzung einer solchen Anti-Liste schlägt, das musste ich einfach wissen. Dass dann auch noch Fake-Dating dazu kommt, war mir nur Recht. Das ist sowieso eine meiner Lieblings-Tropen, da kann ich einfach nicht widerstehen.

Perci und Nate waren mir ziemlich sympathisch und vor allem Nate habe ich ins Herz geschlossen. Er hat eigentlich gar keine Energie für eine Beziehung, denn er ist alleinerziehend und die kleine Lilah muss Vorrang haben. Das ist eine tolle Einstellung und ich finde es super, wie Nate dazu steht und das durchsetzt. Jedes Kind hat ein Elternteil wie Nate verdient. Ist Nate perfekt? Nein, ganz sicher nicht. Er hat seine Fehler und die lernen wir auch klar kennen. Aber er gibt sein Bestes und das war für mich das wichtigste.

Bonuspunkte hat das Buch außerdem für Percis Großmutter Mimi verdient. Sie gibt ordentlich Kontra, wenn sich Percis Mutter mal wieder in ihr (Liebes-) Leben einmischt. Percis Mutter ist so unglaublich unsympathisch, da war Mimi ein guter Ausgleich, den das Buch meiner Meinung nach auch brauchte.

Mein Fazit? Eine nette Lektüre für Zwischendurch. 
Rauschberg by Christine Kulgart

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 Rauschberg ist schon ein ziemlich interessanter Name für einen Berg - und was ihn noch spannender macht, ist die Tatsache, dass es diesen Berg auch wirklich gibt. Wie dieser Name wohl entstanden ist? Gut, dass ich eine Linguistin im Freundeskreis habe. Die wird demnächst gleich damit genervt und diesbezüglich ausgequetscht. Hi, V!

In diesem Buch geht es um den sympathischen Florian, einen jungen Mann. Nachdem seine Eltern verstorben sind, wird er zu seinem Onkel geschickt, den man doch eher als Grobian bezeichnen könnte. Seine große Liebe ist die Jagd und sein aktueller Wunsch ist es, den Bär zu schießen, der seiner Meinung nach den Berg unsicher macht. Dass das nicht wirklich der Fall ist, wird Florian bald von Theo bewiesen, der im ganzen Dorf nur als der "Hexenjunge" bekannt ist, denn seine Eltern gelten als sonderbar.

Die Autorin hat es geschafft, hier ein hochaktuelles Thema zu verarbeiten: die Jagd auf scheinbar bedrohliche große Tiere wie Wölfe und Bären. Ich kenne natürlich den Hintergrund der Autorin nicht, aber in Tirol könnte dieses Buch aktueller nicht sein. Wisst ihr, wie viele Artikel ich dieses Jahr zu diesem Thema schon korrigiert habe? Ich auch nicht, aber in der Zwischenzeit kann ich alle Argumente von allen Seiten in- und auswendig und bin nur noch genervt, wenn die Diskussion wieder losbricht. Vor allem, weil es halt in Zeiten des Klimawandels doch ein etwas besorgniserregender Ansatz ist, wenn Menschen das Ziel haben, Tierarten komplett auszurotten, statt ordentlichen Herdenschutz zu betreiben. Aber hier soll gar keine politische Debatte losgetreten werden, sondern das Buch soll im Mittelpunkt stehen. Und egal, welche Meinung ihr bei diesem Streit vertretet: Ihr werdet mir alle zustimmen müssen, dass dieses Buch super aktuell ist. Und das, obwohl es in der Vergangenheit spielt. Oder zumindest habe ich das als Vergangenheit interpretiert, denn ich kann mich nicht erinnern, im Text Jahreszahlen gesehen zu haben. Ein weiterer Punkt: Das Buch schafft es, dieses sehr sensible Thema zu behandeln, ohne mit der Moralkeule zu schwingen.

Natürlich ist an diesem Buch nicht alles perfekt. Ihr kennt mich, Leute, ihr wisst, dass es fast keine Bücher gibt, die ich je perfekt bewerte. Hier ist ein Problem aufgetaucht, das ich inzwischen auch von meinem eigenen Buch kenne: Vor Abgabe des Buches wurde bei der Korrektur leider der ein oder andere Fehler übersehen. Allerdings war da nichts dabei, was meinen Lesefluss wirklich gestört hätte.

Mein Fazit? Ein spannender Kurzroman zu einem aktuellen Thema. 
Lese gefährlich: Die subversive Kraft von Literatur in unruhigen Zeiten by Azar Nafisi

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5.0

 
Literatur kann ganz schön gefährlich sein, vor allem für diktatorische Systeme und Terrorregime. Wie sonst kann man es sich erklären, dass in solchen Systemen Literatur zensiert und verboten wird? Bücher bringen uns auf andere Gedanken, zeigen uns andere Welten und bringen uns dazu, unseren Alltag und das System, in dem wir leben, kritisch zu hinterfragen. Und kritisches Denken und Perspektiven von außerhalb des Gewohnten können Diktaturen nicht brauchen.
Weltweit gibt es wirklich viele autoritäre Regime, eines davon ist der Iran. Und von dort stammt auch die Autorin dieses Buches. Ihr Vater war früherer Bürgermeister von Teheran und in ihrer Kindheit ein politischer Gefangener des Schah-Regimes und so wurden ihr schon in ihrer Kindheit die Ungerechtigkeiten von autoritären Systemen vor Gesicht geführt. In der Literatur hat sie Zuflucht gefunden und gleichzeitig haben ihr Bücher dabei geholfen, sich die Welt zu erklären und nicht die Hoffnung auf ein besseres Leben zu verlieren. Als Erwachsene unterrichtete sie dann Englische Literatur an der Universität von Teheran - wurde aber dann mit Lehrverbot belegt, da sie sich weigerte, einen Schleier zu tragen. Schlussendlich blieb ihr nichts übrig, als in die USA zu emigrieren, wo sie wieder unterrichten darf. Die Autorin ist also eine super interessante Frau, die viel zu erzählen hat.

Dieses Buch erzählt in Form von Briefen. Der Vater der Autorin, den ich ja gerade schon erwähnt habe, ist inzwischen verstorben - und um mit dieser Trauer umzugehen, schreibt die Autorin Briefe an ihn, so wie sie es auch während der Lebzeit ihres Vaters immer getan hat. Darin spricht sie über die Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft im Iran, den USA und weltweit. Sie schreibt über ihr eigenes Leben und über das Leben ihres Vaters - und wie ein roter Faden zieht sich die Literatur durch diese Briefe durch. In jedem der Briefe spielen zwei oder drei Autor:innen eine Rolle. Einige davon kannte ich bereits, einige andere noch nicht. Alle davon haben es gemeinsam, dass die Autorin Parallelen zur echten Welt ziehen kann. Mithilfe der Literatur spricht sie über das Leben in autoritären Regimen und darüber, wie wichtig es ist, Widerstand zu leisten. Wie dieser aussehen kann? Auch mit dieser Frage beschäftigt sie sich hier.

Dieses Buch ist definitiv keine einfache Lektüre. Da ist einerseits das literarische Wissen, auf das sich die Autorin wohl aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes bezieht, und andererseits die Tatsache, dass es sich hierbei halt um ein hochpolitisches Buch handelt. Diese Briefe habe ich als sehr intensiv wahrgenommen, denn die Autorin verarbeitet hier nicht nur Trauer, sondern auch Zorn und Liebe und Angst und Hoffnung für die Zukunft. Und das habe ich zwischen den Zeilen stark wahrgenommen.

Gleichzeitig haben mir diese Texte vor Augen geführt, wie wenig ich eigentlich über den Iran weiß. Natürlich schaue ich regelmäßig die Nachrichten, wie wohl die meisten von uns. Aber das ist das erste Mal, dass ich quasi eine Innensicht bekomme. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, in einem solchen System zu wohnen. Gleichzeitig war ich überrascht, wieviel Widerstand trotz autoritärem Regime möglich ist - die sozialen Kreise der Autorin sind voll mit verschiedensten Arten des Widerstandes, auch wenn gleichzeitig auch übers Aufgeben gesprochen wird.

Ich habe dieses Buch überraschend langsam gelesen, denn ich habe immer wieder Pausen gemacht. Ich glaube, dass das langsame Lesen hier notwendig war, um die Briefe auch wirklich zu verstehen. Ich denke, dass ich nur so so viel aus diesem Buch mitnehmen konnte, wie ich es getan habe.

Mein Fazit? Ein wunderbares Buch, das spannend über das Leben der Autorin erzählt und die politische Bedeutung von Literatur hervorhebt, wie sonst kaum ein Buch, das ich je gelesen habe. 
Unhinged by Vera Valentine

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3.0

 
Und der Preis für den seltsamsten Roman, den ich in diesem Jahr gelesen habe, geht an.... Nicht "Ice Planet Barbarians", nicht "Icebreaker", sondern an "Unhinged". Dieses Buch kann ich wirklich nicht mit irgendwas vergleichen, was ich je zuvor in meinem Leben gelesen habe und ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist, auch wenn ich Ungewöhnliches normalerweise feiere.
Warum ich dieses Buch überhaupt gelesen habe? Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch Social Media. Dort ging ein Video über dieses Buch viral und es wurde mir nicht nur angezeigt, sondern auch von sicher fünf Menschen weitergeleitet, die wissen, dass bei mir bei sowas oft die Neugierde überwiegt und die Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich mir dieses Buch tatsächlich kaufen werde. Den Ausschlag für die Kaufentscheidung haben dann aber zwei andere Freunde gegeben. Keine Ahnung, wie unser Gespräch in diese Richtung abgedriftet ist, aber irgendwie haben wir darüber geredet und die beiden waren entsetzt. Und gleichzeitig aber auch neugierig, schätze ich. Anders kann ich mir nicht erklären, wie der Pakt entstand, dass wird uns dieses Buch kaufen und gleichzeitig lesen würden. Und joa: Genau das ist auch geschehen.
Das Buch besteht aus 69 Seiten (I see what you did there) und wir drei waren deswegen auch sehr schnell durch mit dem Buch. Das nächste Mal als ich auf mein Handy blickte, erwarteten mich sehr viele Screenshots von sogenannten "Highlights". 
Aber worum geht es hier überhaupt? Nun, es geht um Tana... und um ihre Haustüre. Und ja, es ist in etwa so schräg und verstörend, wie sich das hier im ersten Moment anhört. Das Buch ist sehr explizit und enthält einige Szenen, die ich nie wieder aus meinem Kopf rausbekommen werde. Deswegen habe ich mich entschlossen, dass ich dieses Buch hier rezensieren würde. Wenn ich leiden muss, dann müsst ihr das auch. Ätsch.
Generell war ich aber von diesem Buch positiv überrascht und ja, es tut mir weh, das zuzugeben. Einige Stellen waren sogar lustig. Ich hätte nicht damit gerechnet, Witze, über antike Mythologie hier zu finden, die sogar passend sind. Das Buch war nicht so grauenhaft schlecht, wie ich gedacht hätte. Über weite Teile langweilig, aber nicht so schrecklich, wie ich dachte.
Ich bin mir ja relativ sicher, dass dieses Buch nicht als ernstzunehmende Lektüre gedacht ist. Ich glaube, dass das ein Scherz ist, ein lustiges Buch, Humor. Und ich möchte das jetzt einfach mal glauben, damit ich mich besser fühle.
Mein Fazit? Wird das in den Kanon der Weltliteratur eingehen? Ganz sicher nicht. Aber ich bereue nicht, die paar Euro für das eBook ausgegeben zu haben.