Reviews

Hippocampus by Gertraud Klemm

rebekka_m's review against another edition

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challenging dark funny fast-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? It's complicated

4.0

missbookiverse's review against another edition

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3.0

Helene Schulze ist tot und plötzlich wieder in aller Munde, denn die Autorin wird posthum für den Deutschen Buchpreis nominiert. Bekannt ist sie aus den Siebzigern, da gelang ihr schon mal ein großer literarischer Wurf. Doch nach dem Erfolg kam die Ruhepause: Heiraten, Kinder und schon war es um Helenes Karriere geschehen. Ihre gute Freundin, Elvira Katzenschlager, soll sich nun um Helenes Nachlass kümmern. Elvira beschließt aber, erzürnt über das scheinheilige plötzliche Interesse des Literaturbetriebs, Helene lieber ein würdiges Denkmal zu setzen und zwar in Form von Protestinstallationen. So schnappt Elvira sich den blutjungen Kameraassistenten Adrian und begibt sich mit ihm in einem alten Camperbus auf einen unterhaltsamen Roadtrip durch Österreich und Italien.

Geschildert wird die Errichtung der Installationen abwechselnd aus Elviras und Adrians Sicht. Adrians Perspektive scheint oft überspitzt und einseitig, denn vordergründig dreht sich in seinem Kopf alles um seinen Schwarm, Geldsorgen und Sexfantasien. Es macht nicht immer Spaß diesen Gedankengängen zu folgen, vor allem zu Beginn sind seine Ansichten zu Genderrollen geradezu plakativ konservativ. Dadurch wirkt die Gegenüberstellung der beiden Perspektiven dichotomisch und flach. Adrian: männlich, jung und ahnungslos. Elvira: weiblich, älter und Feministin. Adrian scheint oft lediglich die Projektionsfläche zu sein, um Elviras feministische Denke zu verdeutlichen; vorhanden, um ihr den naiven Konsens der breiten Massen gegenüberzustellen, an dem sie sich abarbeitet. Möglicherweise ist genau das jedoch die umgekehrte Objektifizierung, die wir bei Frauen tagtäglich beobachten.

Während der Reise entwickeln Elvira und Adrian eine ungewöhnliche Freundschaft, die Altersgrenzen gekonnt infrage stellt. Elvira tauscht ihrer Erfahrungen als Aktivistin der 68er-Bewegung gegen Adrians Wissen über Technik und Digitalisierung. Dabei gerät Adrians Weltbild ins Wanken ohne mit viel Dramatik komplett niedergerissen zu werden. Elvira zeigt sich wiederum fasziniert von den Möglichkeiten der neuen Medien. Allerdings geht es nie über eine Faszination hinaus und Elvira beschäftigt sich nie näher mit dem in sozialen Netzwerken präsenten Feminismus der jungen Generation.

Dennoch legt der Roman schonungslos die patriarchalen Strukturen des Literaturbetriebs offen. Kaum Frauen im Feuilleton, weder als Kritisierende noch als Kritisierte. Weniger Chancen bei Stipendien und Preisen. Selten eine Ehrung in Form von Straßennamen oder gar opulenten Statuen. Stattdessen stets eine überkritische Meinung zu und wenig Interesse an von Frauen verfasster Literatur – und das nicht nur von den Männern der Branche. Die Ideen für Elviras Protestaktionen sind vielfältig, witzig und bereiten allein in ihrer fiktiven Ausführung eine gewisse Befriedigung. Nur die Menge, zwölf an der Zahl, führt früher oder später zu Ermüdungserscheinungen.

Bei all dieser berechtigten Kritik bleibt der Roman leider in den Idealen der Siebziger stecken, von Intersektionalität keine Spur. Es geht um Frauen und Männer, Binarität bis zum Umkippen. Kein Wort über die Weißheit oder Heteronormativität des Literaturbetriebs. Fraglich ist außerdem, wieso ein Buch über die ungleiche Verteilung von Frauen im Literaturbetrieb die Hälfte seiner Kapitel einer männlichen Perspektive widmet und darüber hinaus keinen geschickten Weg findet, das generische Maskulinum konstant zu vermeiden. Möglicherweise gehört auch das zu jenem modernen Feminismus, den Elvira ahnungslos als „Sexismus mit Hashtag“ abtut.

Hippocampus ist eine Geschichte über Freundschaft, Rache, Ungerechtigkeit und die Brücke zwischen nicht nur den Geschlechtern sondern auch den Generationen. Es ist womöglich ein hoffnungsvoller Blick darauf, dass die Chance auf eine Veränderung besteht solange es willige Zuhörer:innen und Dazulernende wie Adrian gibt.

ladyrosy's review

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challenging slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

2.75

grise's review against another edition

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adventurous challenging emotional funny medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

buecherangelegenheiten's review

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3.0

Gertraud Klemms Roman „Hippocamous“ ist ein feministischer Roadtrip durch den Männer dominierten Literaturbetrieb. Im Mittelpunkt steht Helene Schulze, eine feministische Autorin. Ihr erster Roman wurde hochgelobt, doch nach dem sie eine Familie gegründet hat, verschwindet sie in der Bedeutungslosigkeit. Sie schreibt weiterhin, aber keiner scheint sie noch wahrzunehmen. Erst ihr Tot sorgt wieder für Aufmerksamkeit und das so sehr, dass ihr Roman „Drohnenkönig“ Postum veröffentlicht werden soll und für den deutschen Buchpreis nominiert ist.

Hier kommen die beiden Protagonisten von „Hippocamous“ ins Bild. Der freischaffende Kameramann Adrian, der den Begriff Feminismus noch nie gehört hat und Elvira eine Alt-68er-in, die Helenes Freundin war und sich jetzt in der Verantwortung sieht den Literaturbetrieb auf die Frauenignoranz aufmerksam zu machen. Bei einem Interviewtermin lernen sich die Beiden kennen und schnell sind sie gemeinsam in einem alten Bus unterwegs quer durch die österreichische Provinz, um an Denkmälern und Museen dem Literaturbetrieb Denkzettel zu verpassen.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Die einzelnen Kapitel werden im Wechsel zwischen den beiden Protagonist:innen erzählt. Besonders gefallen hat mir der lakonische Schreibstil von Klemm, der einen beim Lesen durch das Buch trägt. Die Kritik, die im Buch geäußert wird, dass der Literaturbetrieb zu männlich dominiert sei, ist eine sehr wichtige. Sind es nicht fast immer Männer, die die großen Preise abräumen und die Regale der Buchhandlungen füllen. Natürlich hat sich das im Laufe der letzten Jahrzehnte schon ein bisschen geändert, aber der Kanon der Literatur ist weiterhin Männer dominiert.

Obwohl der Roman ein wichtiges Thema anspricht, ist er trotzdem nicht sehr gut. Die Geschichte ist stellenweise viel zu vorhersehbar. Hinzukommt, dass ständig von dem Roman „Drohnenkönig“ gesprochen wird, der viel Interessanter klingt als die eigentliche Geschichte die wir gerade lesen. Das Problem, das dieses Buch meiner Meinung nach hat, ist dass es ein herausragendes Essay hätte werden können, aber leider kein herausragender Roman.

Ein Buch, das man lesen kann, jedoch nicht muss.
Note: 3-

mereadingbooks's review

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DNF auf Seite 211.
Es folgt eine kurze ungeordnete Erklärung.

Nein, das ist bestimmt kein schlechtes Buch, aber sonderlich gut fand ich es eben auch nicht.
Es ist mir einfach völlig egal. Schade, ich hatte irgendwie was anderes erwartet. Mehr Literaturbetrieb, mehr Tiefe.

Was mir aber gefallen hat:
- Klemms Stil (auch wenn ich kein Fan vom Weglassen von Anführungszeichen bei wörtlicher Rede bin)
- wie unglaublich unsympathisch alle Figuren sind

Trotzdem hat es mich leider nicht soweit überzeugen können, dass ich es beenden wollte.
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