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buchdrache's reviews
290 reviews
Fettlogik überwinden by Julia Hermel, Nadja Hermann
4.0
„Mensch, irgendwie hast du ein paar Röllchen zu viel auf den Rippen.“ Diese Erkenntnis haben so oder so ähnlich mit Sicherheit bereits viele gemacht, und das schließt mich nicht aus. Also fängt man an zu recherchieren, wird quasi sofort vom gigantischen Diät-Angebot erschlagen und wühlt sich vielleicht früher oder später zu „Fettlogik überwinden“ von Dr. Nadja Hermann vor.
Mich selbst hatte das Thema Abnehmen bisher nur marginal betroffen. Ich hatte gegessen, was ich wollte und so viel ich wollte und fuhr bisher ganz gut damit. Das tue ich auch jetzt noch, es sammelte sich mit den Jahren jedoch das eine oder andere Gramm zu viel an. Abgeschreckt von dem schier unendlichen Diät-Angebot hatte ich jedoch lange nicht mit dem Gedanken gespielt, etwas gegen die knapp 10kg zu viel zu unternehmen. Ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen sollte und ob nicht doch nur irgendeine dubiose Masche der Diätindustrie dahinter stecke; die Vorurteile gegen die ganzen Diät-Programme saßen recht fest. Da wurde mir dieses Buch von Frau Hermann empfohlen, und da ich ihre Comics ohnehin gern las und bereits das eine oder andere Gute darüber hörte, legte ich es mir endlich zu. Mittlerweile habe ich es, um ehrlich zu sein, bereits zweimal gelesen, um den Inhalt zu verinnerlichen.
Hermann räumt mit ihrem Buch mit all den Fettlogiken auf, wie sie die ganzen Gerüchte nennt, die über das Abnehmen kursieren. Man solle abends auf Kohlenhydrate verzichten, man hätte eine erbliche Veranlagung zum Dicksein und durch die Gene könne man ja gar nichts dagegen machen und vieles mehr. Sie sagt dabei nicht, man solle genau dieses und jenes machen und das sein dann DAS Wunderheilmittel schlechthin, sondern klärt in erfrischender und mitunter sehr direkter Art und Weise auf und gibt Anregungen, was man machen könne. Sie ermuntert dabei, verschiedenes auszuprobieren, um zu schauen, womit man sich am wohlsten fühlt und zugleich den gewünschten Effekt erzielt.
Persönlich ging mein erster Blick bei diesem Buch in das Quellenverzeichnis. Immerhin handelt es sich pro forma hierbei um ein Sachbuch. Allein der Umfang, dreißig Seiten reine Quellen, macht einen guten Eindruck. Vor allem handelt es sich um Studien, aber auch Onlineberichte verschiedenster Art sind hier anzutreffen. Das i-Tüpfelchen ist allerdings Hermanns kritischer Umgang mit den Quellen. Sie stellt sie nicht einfach ungefragt hin, sondern setzt sie in den Kontext und sagt mitunter, warum diese oder jene Aussage in ihren Quellen Nonsens ist.
Insgesamt ist das Buch sehr gut verständlich geschrieben und auch für den Laien und nicht nur ein akademisch gebildetes Publikum leicht zu lesen. Die Autorin gibt zwar selbst an, dass manche Leser wohl meinten, einige Abschnitte seien etwas komplizierter, aber das fand ich persönlich nicht. Sie setzt nicht zu viel Vorwissen voraus, aber auch nicht zu wenig, und wenn sie doch einmal auf Dinge Bezug nimmt, die einem nicht bewusst waren, kann man immer noch selbst mal eben das Internet bemühen und hat über den Horizont des Buches hinaus etwas gelernt.
Frau Hermann ist mitunter sehr direkt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das vielleicht dem einen oder anderen Leser guttut, damit er wachgerüttelt wird und wahrnimmt, welches Gesundheitsrisiko sein Gewicht eigentlich darstellt – und bei denen, wo das nicht wirkt, ist wohl ohnehin Hopfen und Malz verloren. Gleichzeitig kann sie sich sehr schön über manch eine Fettlogik aufregen. Die Aussage „den Stoffwechsel ankurbeln“ scheint eine Art rotes Tuch für sie zu sein. Mitunter zeigt sie auch eine sarkastische Ader, mit der sie aber wunderbar die Absurdität einiger Fettlogiken aufdeckt.
Das ganze Buch wird aufgelockert und aufgeheitert durch Comics, die einige Fettlogiken auch in Bildern und Alltagsgesprächen stets zwischen zwei Paint-Strichmännchen illustrieren. Die Comics sind einfach gestaltet, bringen es aber immer auf den Punkt.
Vielen sind so manch eine Fettlogik gar nicht bewusst. Ich hörte zum Beispiel schon vor Jahren von den „fettmachenden Genen“, dachte diesen Gedanken aber nie zu Ende. Natürlich leuchtet es ein, dass die Gene von selbst nicht dick machen, sondern lediglich die Bedingungen schaffen, dass es einem leichter fällt Fett anzusetzen. Es war für mich durchaus einer von vielen Aha-Momenten, als ich durch das Buch mit der Nase darauf gestoßen wurde.
Dieses Buch ist alles in allem durchaus eine sehr gute Empfehlung, wenn man sich in die Thematik einarbeiten will, und bietet einen sehr hilfreichen Start. Zudem ist es nicht staubtrocken geschrieben, sondern bietet einige Unterhaltung. Ich persönlich hatte mich nach der Lektüre um einiges schlauer gefühlt und war sehr motiviert, mich darüber hinaus mit dem Thema theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen.
Mich selbst hatte das Thema Abnehmen bisher nur marginal betroffen. Ich hatte gegessen, was ich wollte und so viel ich wollte und fuhr bisher ganz gut damit. Das tue ich auch jetzt noch, es sammelte sich mit den Jahren jedoch das eine oder andere Gramm zu viel an. Abgeschreckt von dem schier unendlichen Diät-Angebot hatte ich jedoch lange nicht mit dem Gedanken gespielt, etwas gegen die knapp 10kg zu viel zu unternehmen. Ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen sollte und ob nicht doch nur irgendeine dubiose Masche der Diätindustrie dahinter stecke; die Vorurteile gegen die ganzen Diät-Programme saßen recht fest. Da wurde mir dieses Buch von Frau Hermann empfohlen, und da ich ihre Comics ohnehin gern las und bereits das eine oder andere Gute darüber hörte, legte ich es mir endlich zu. Mittlerweile habe ich es, um ehrlich zu sein, bereits zweimal gelesen, um den Inhalt zu verinnerlichen.
Hermann räumt mit ihrem Buch mit all den Fettlogiken auf, wie sie die ganzen Gerüchte nennt, die über das Abnehmen kursieren. Man solle abends auf Kohlenhydrate verzichten, man hätte eine erbliche Veranlagung zum Dicksein und durch die Gene könne man ja gar nichts dagegen machen und vieles mehr. Sie sagt dabei nicht, man solle genau dieses und jenes machen und das sein dann DAS Wunderheilmittel schlechthin, sondern klärt in erfrischender und mitunter sehr direkter Art und Weise auf und gibt Anregungen, was man machen könne. Sie ermuntert dabei, verschiedenes auszuprobieren, um zu schauen, womit man sich am wohlsten fühlt und zugleich den gewünschten Effekt erzielt.
Persönlich ging mein erster Blick bei diesem Buch in das Quellenverzeichnis. Immerhin handelt es sich pro forma hierbei um ein Sachbuch. Allein der Umfang, dreißig Seiten reine Quellen, macht einen guten Eindruck. Vor allem handelt es sich um Studien, aber auch Onlineberichte verschiedenster Art sind hier anzutreffen. Das i-Tüpfelchen ist allerdings Hermanns kritischer Umgang mit den Quellen. Sie stellt sie nicht einfach ungefragt hin, sondern setzt sie in den Kontext und sagt mitunter, warum diese oder jene Aussage in ihren Quellen Nonsens ist.
Insgesamt ist das Buch sehr gut verständlich geschrieben und auch für den Laien und nicht nur ein akademisch gebildetes Publikum leicht zu lesen. Die Autorin gibt zwar selbst an, dass manche Leser wohl meinten, einige Abschnitte seien etwas komplizierter, aber das fand ich persönlich nicht. Sie setzt nicht zu viel Vorwissen voraus, aber auch nicht zu wenig, und wenn sie doch einmal auf Dinge Bezug nimmt, die einem nicht bewusst waren, kann man immer noch selbst mal eben das Internet bemühen und hat über den Horizont des Buches hinaus etwas gelernt.
Frau Hermann ist mitunter sehr direkt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das vielleicht dem einen oder anderen Leser guttut, damit er wachgerüttelt wird und wahrnimmt, welches Gesundheitsrisiko sein Gewicht eigentlich darstellt – und bei denen, wo das nicht wirkt, ist wohl ohnehin Hopfen und Malz verloren. Gleichzeitig kann sie sich sehr schön über manch eine Fettlogik aufregen. Die Aussage „den Stoffwechsel ankurbeln“ scheint eine Art rotes Tuch für sie zu sein. Mitunter zeigt sie auch eine sarkastische Ader, mit der sie aber wunderbar die Absurdität einiger Fettlogiken aufdeckt.
Das ganze Buch wird aufgelockert und aufgeheitert durch Comics, die einige Fettlogiken auch in Bildern und Alltagsgesprächen stets zwischen zwei Paint-Strichmännchen illustrieren. Die Comics sind einfach gestaltet, bringen es aber immer auf den Punkt.
Vielen sind so manch eine Fettlogik gar nicht bewusst. Ich hörte zum Beispiel schon vor Jahren von den „fettmachenden Genen“, dachte diesen Gedanken aber nie zu Ende. Natürlich leuchtet es ein, dass die Gene von selbst nicht dick machen, sondern lediglich die Bedingungen schaffen, dass es einem leichter fällt Fett anzusetzen. Es war für mich durchaus einer von vielen Aha-Momenten, als ich durch das Buch mit der Nase darauf gestoßen wurde.
Dieses Buch ist alles in allem durchaus eine sehr gute Empfehlung, wenn man sich in die Thematik einarbeiten will, und bietet einen sehr hilfreichen Start. Zudem ist es nicht staubtrocken geschrieben, sondern bietet einige Unterhaltung. Ich persönlich hatte mich nach der Lektüre um einiges schlauer gefühlt und war sehr motiviert, mich darüber hinaus mit dem Thema theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen.
Peace and War by Joe Haldeman
4.0
4.5*
»Krieg. Krieg bleibt immer gleich.« Egal, ob man nun von Fallout 3 spricht, von realen Kriegen wie dem Vietnamkrieg oder von Zukunftsvisionen in Science-Fiction-Romanen: Irgendwie ist dieser Spruch doch stets zutreffend. So oft und gern die USA und andere Nationen Krieg auch verherrlichen, so bleibt seine Realität doch stets grausam und unbarmherzig. In »Der ewige Krieg« verarbeitet Joe Haldeman seine Erlebnisse im Vietnamkrieg und setzt, obwohl sein Protagonist viele Hundert Jahre in der Zukunft lebt, doch ein zeitloses Denkmal gegen den Krieg.
William Mandella lebt in einer Welt, in der die geistige Elite in einem kosmischen Krieg verpulvert wird. Jeder mit einem hohen IQ wird in die Armee eingezogen und muss gegen die Alienrasse der Taurier kämpfen, welche die Pionierzüge der Menschheit in neue Sternensysteme bedrohen. Dabei sind nicht nur die Taurier eine tödliche Bedrohung, sondern auch die feindliche Umgebung der extraterrestrischen Planeten. Und immer, wenn die Soldaten mit Lichtgeschwindigkeit von Einsatzort zu Einsatzort reisen, vergehen auf der Erde Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte. Wenn sie eines Tages wieder die Heimat sehen dürfen, hat sich das Gesicht der Erde teils bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Ganz so sicher, wie ich Teile des Romans einordnen soll, weiß ich ehrlich gesagt auch mit einigen Tagen Abstand nicht. Eines steht jedoch fest: Er hat mich unheimlich fasziniert. Der Roman wurde in den Siebzigern geschrieben, was man an einigen Stellen auch merkt. Beispielsweise geht Haldeman von einer maximalen Population von neun Milliarden Menschen aus, was heute als sehr optimistisch bis gar nicht erfüllbar gilt; Schätzungen gehen eher von elf Milliarden aus. Gleichzeitig sind Aussagen zu Homo- und Heterosexualität sowie Gruppensex, die immer wieder Thema sind, für die Zeit der Entstehung sehr brisant, kann ich mir vorstellen.
Ganz so einig, wie ich dazu stehen soll, bin ich mir allerdings nicht. Dass die Soldaten so locker mit Sex und Partnerschaft umgehen, finde ich sehr passend. Sie sind tagtäglich mit dem Tod konfrontiert; durchschnittlich erlebt ein Soldat in diesem Krieg einen halben Einsatz, ehe er auf mannigfaltige Art und Weise den Tod findet, nicht selten sogar noch in der Ausbildung. Da erscheint es eigentlich sehr sinnvoll, keine festen Beziehungen einzugehen, aber dennoch nicht auf Sex für Entspannung und Ablenkung zu verzichten.
Dann aber heißt es, dass die Regierungen der Zukunft Homosexualität stark fördern, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Es gäbe natürlich einfachere Methoden wie Sterilisation oder Medikamente, aber nach genauerem Nachdenken denke ich, dass das Szenario vielleicht doch passen könnte, das Haldeman hier aufbaut. Solche Eingriffe in den Körper könnten viele als zu großen Eingriff in ihre Privatsphäre ansehen.
Außerdem wird immer wieder Konditionierung angesprochen. Die Soldaten sind auf bestimmte Reize konditioniert, die ihnen das Töten im Kampfeinsatz erleichtern sollen. Gleichzeitig heißt es auch, dass die Erdbevölkerung durch Propaganda darauf regelrecht konditioniert wird, Homosexualität besser zu finden. Es wird sogar davon gesprochen, dass es bei der Erdbevölkerung allgemein als guter Ton angesehen wird, seine Heterosexualität heilen zu lassen, auch wenn diese nicht direkt verpönt ist und so etwas wie Heterophobie nicht erwähnt wird. Das ist dennoch der Punkt, wo ich dann doch etwas stutzig werde. Haldeman lässt es nicht unreflektiert stehen, sein Protagonist wird mit dieser Entwicklung nämlich auch nicht warm und findet das nicht unbedingt toll. Aber dennoch: Ist das nicht eigentlich fast dasselbe wie heutige Homophobie nur in Grün?
Der Roman regt wirklich in vielen Punkten zum Nachdenken und Reflektieren an, was wirklich klasse ist. Mandella kommt immer mal wieder auf die Erde zurück. Dadurch erfährt der Leser, wie sich die Welt in der Zwischenzeit entwickelt hat. Es ist total spannend, diese Entwicklung somit ebenfalls zu verfolgen. Die Ereignisse spielen viele der Szenarien durch, von denen man tatsächlich ausgeht, zum Beispiel globale Kriege um Nahrungsknappheit. Daraus resultieren verschiedene Ereignisse, zum Beispiel die Einführung einer neuen globalen Währung, die im Energiegehalt des Essens gemessen wird, sowie einer neuen Mentalität und Gesellschaftsstruktur. Und so weiter und so fort. Die Entwicklung der Erde baut logisch aufeinander auf, immer, wenn Mandella wieder auf der Erde ist, hat sie sich entsprechend ihren vorherigen Ausgangsbedingungen entwickelt.
Irgendwie total krass ist auch, dass quasi die gesamte Wirtschaft der Erde nach und nach auf diesen aufgrund der Zeitdilatation über 1100 Jahre andauernden Krieg ausgerichtet ist. Dementsprechend lange plant auch die Militärführung, nämlich in schlappen Jahrhunderten. Das ist für uns heute irgendwie völlig unvorstellbar und dennoch schafft es Haldeman, das alles plausibel wirken zu lassen. Man stellt sich beim Lesen immer wieder vor, wie es wäre, auf der Erde in dieser oder jener Entwicklungsstufe zu leben. Ist man hochbegabt, wird man in die Armee eingezogen, was quasi mit dem Tod gleichzusetzen ist. Ist man das ist, hat man dennoch keine guten Aussichten, lange zu leben, da die Ressourcen knapp sind und jeder zwar das nötigste, aber kaum jemand mehr als das hat. Morbid faszinierend, darüber nachzudenken.
Die ganze Zeit über bleibt natürlich die Frage nach dem Kriegsanlas im Raum hängen. Alles begann damit, dass ein Raumkreuzer der Menschen mit Pionieren an Bord verschwand. Wenig später kehrte eine beschädigte Drohne heim, deren Daten zeigte, dass das Schiff von einer fremden Rasse angegriffen wurde. Warum taten sie das? Wer sind sie? Und woher kommen sie?
Für Mandella selbst spielen diese Fragen keine Rolle. Er ist ein pazifistisch veranlagter Soldat, der eigentlich nur überleben will, um endlich die Armee verlassen zu können. Er ist insbesondere am Anfang in seiner Ausbildung eher ein Teil eines Kollektivs, was sich auch in der Erzählweise wiederspiegelt. Wir haben zwar einen personellen Ich-Erzähler, der aber dennoch eher im Hintergrund bleibt und vordergründig berichtend wiedergibt. Eine ungewöhnliche Erzählweise für diese Perspektive, aber es passt eigentlich sehr gut dazu, vor allem, da es der Autor dennoch schafft, Mandella nicht blass wirken zu lassen.
Ich wollte mehr Science-Fiction lesen. Das war eine meiner ersten Empfehlungen, die ich erhalten habe, und ich kann diese Empfehlung nur wärmstens weitergeben. Der Roman wird nicht zu Unrecht seit vielen Jahren so gelobt und gilt als Meisterwerk.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.de/
»Krieg. Krieg bleibt immer gleich.« Egal, ob man nun von Fallout 3 spricht, von realen Kriegen wie dem Vietnamkrieg oder von Zukunftsvisionen in Science-Fiction-Romanen: Irgendwie ist dieser Spruch doch stets zutreffend. So oft und gern die USA und andere Nationen Krieg auch verherrlichen, so bleibt seine Realität doch stets grausam und unbarmherzig. In »Der ewige Krieg« verarbeitet Joe Haldeman seine Erlebnisse im Vietnamkrieg und setzt, obwohl sein Protagonist viele Hundert Jahre in der Zukunft lebt, doch ein zeitloses Denkmal gegen den Krieg.
William Mandella lebt in einer Welt, in der die geistige Elite in einem kosmischen Krieg verpulvert wird. Jeder mit einem hohen IQ wird in die Armee eingezogen und muss gegen die Alienrasse der Taurier kämpfen, welche die Pionierzüge der Menschheit in neue Sternensysteme bedrohen. Dabei sind nicht nur die Taurier eine tödliche Bedrohung, sondern auch die feindliche Umgebung der extraterrestrischen Planeten. Und immer, wenn die Soldaten mit Lichtgeschwindigkeit von Einsatzort zu Einsatzort reisen, vergehen auf der Erde Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte. Wenn sie eines Tages wieder die Heimat sehen dürfen, hat sich das Gesicht der Erde teils bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Ganz so sicher, wie ich Teile des Romans einordnen soll, weiß ich ehrlich gesagt auch mit einigen Tagen Abstand nicht. Eines steht jedoch fest: Er hat mich unheimlich fasziniert. Der Roman wurde in den Siebzigern geschrieben, was man an einigen Stellen auch merkt. Beispielsweise geht Haldeman von einer maximalen Population von neun Milliarden Menschen aus, was heute als sehr optimistisch bis gar nicht erfüllbar gilt; Schätzungen gehen eher von elf Milliarden aus. Gleichzeitig sind Aussagen zu Homo- und Heterosexualität sowie Gruppensex, die immer wieder Thema sind, für die Zeit der Entstehung sehr brisant, kann ich mir vorstellen.
Ganz so einig, wie ich dazu stehen soll, bin ich mir allerdings nicht. Dass die Soldaten so locker mit Sex und Partnerschaft umgehen, finde ich sehr passend. Sie sind tagtäglich mit dem Tod konfrontiert; durchschnittlich erlebt ein Soldat in diesem Krieg einen halben Einsatz, ehe er auf mannigfaltige Art und Weise den Tod findet, nicht selten sogar noch in der Ausbildung. Da erscheint es eigentlich sehr sinnvoll, keine festen Beziehungen einzugehen, aber dennoch nicht auf Sex für Entspannung und Ablenkung zu verzichten.
Dann aber heißt es, dass die Regierungen der Zukunft Homosexualität stark fördern, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Es gäbe natürlich einfachere Methoden wie Sterilisation oder Medikamente, aber nach genauerem Nachdenken denke ich, dass das Szenario vielleicht doch passen könnte, das Haldeman hier aufbaut. Solche Eingriffe in den Körper könnten viele als zu großen Eingriff in ihre Privatsphäre ansehen.
Außerdem wird immer wieder Konditionierung angesprochen. Die Soldaten sind auf bestimmte Reize konditioniert, die ihnen das Töten im Kampfeinsatz erleichtern sollen. Gleichzeitig heißt es auch, dass die Erdbevölkerung durch Propaganda darauf regelrecht konditioniert wird, Homosexualität besser zu finden. Es wird sogar davon gesprochen, dass es bei der Erdbevölkerung allgemein als guter Ton angesehen wird, seine Heterosexualität heilen zu lassen, auch wenn diese nicht direkt verpönt ist und so etwas wie Heterophobie nicht erwähnt wird. Das ist dennoch der Punkt, wo ich dann doch etwas stutzig werde. Haldeman lässt es nicht unreflektiert stehen, sein Protagonist wird mit dieser Entwicklung nämlich auch nicht warm und findet das nicht unbedingt toll. Aber dennoch: Ist das nicht eigentlich fast dasselbe wie heutige Homophobie nur in Grün?
Der Roman regt wirklich in vielen Punkten zum Nachdenken und Reflektieren an, was wirklich klasse ist. Mandella kommt immer mal wieder auf die Erde zurück. Dadurch erfährt der Leser, wie sich die Welt in der Zwischenzeit entwickelt hat. Es ist total spannend, diese Entwicklung somit ebenfalls zu verfolgen. Die Ereignisse spielen viele der Szenarien durch, von denen man tatsächlich ausgeht, zum Beispiel globale Kriege um Nahrungsknappheit. Daraus resultieren verschiedene Ereignisse, zum Beispiel die Einführung einer neuen globalen Währung, die im Energiegehalt des Essens gemessen wird, sowie einer neuen Mentalität und Gesellschaftsstruktur. Und so weiter und so fort. Die Entwicklung der Erde baut logisch aufeinander auf, immer, wenn Mandella wieder auf der Erde ist, hat sie sich entsprechend ihren vorherigen Ausgangsbedingungen entwickelt.
Irgendwie total krass ist auch, dass quasi die gesamte Wirtschaft der Erde nach und nach auf diesen aufgrund der Zeitdilatation über 1100 Jahre andauernden Krieg ausgerichtet ist. Dementsprechend lange plant auch die Militärführung, nämlich in schlappen Jahrhunderten. Das ist für uns heute irgendwie völlig unvorstellbar und dennoch schafft es Haldeman, das alles plausibel wirken zu lassen. Man stellt sich beim Lesen immer wieder vor, wie es wäre, auf der Erde in dieser oder jener Entwicklungsstufe zu leben. Ist man hochbegabt, wird man in die Armee eingezogen, was quasi mit dem Tod gleichzusetzen ist. Ist man das ist, hat man dennoch keine guten Aussichten, lange zu leben, da die Ressourcen knapp sind und jeder zwar das nötigste, aber kaum jemand mehr als das hat. Morbid faszinierend, darüber nachzudenken.
Die ganze Zeit über bleibt natürlich die Frage nach dem Kriegsanlas im Raum hängen. Alles begann damit, dass ein Raumkreuzer der Menschen mit Pionieren an Bord verschwand. Wenig später kehrte eine beschädigte Drohne heim, deren Daten zeigte, dass das Schiff von einer fremden Rasse angegriffen wurde. Warum taten sie das? Wer sind sie? Und woher kommen sie?
Für Mandella selbst spielen diese Fragen keine Rolle. Er ist ein pazifistisch veranlagter Soldat, der eigentlich nur überleben will, um endlich die Armee verlassen zu können. Er ist insbesondere am Anfang in seiner Ausbildung eher ein Teil eines Kollektivs, was sich auch in der Erzählweise wiederspiegelt. Wir haben zwar einen personellen Ich-Erzähler, der aber dennoch eher im Hintergrund bleibt und vordergründig berichtend wiedergibt. Eine ungewöhnliche Erzählweise für diese Perspektive, aber es passt eigentlich sehr gut dazu, vor allem, da es der Autor dennoch schafft, Mandella nicht blass wirken zu lassen.
Ich wollte mehr Science-Fiction lesen. Das war eine meiner ersten Empfehlungen, die ich erhalten habe, und ich kann diese Empfehlung nur wärmstens weitergeben. Der Roman wird nicht zu Unrecht seit vielen Jahren so gelobt und gilt als Meisterwerk.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.de/
The Carnival at Bray by Jessie Ann Foley
2.0
Ausflüge in ein anderes Genre sind für mich eher unüblich, wenn auch nicht völlig ausgeschlossen. Meinen jüngsten Besuch ins Genre der Jugendliteratur bar jeglicher phantastischer Elemente habe ich zugegebener Maßen auch nicht ganz freiwillig unternommen, da ich dieses Buch für meine Hausarbeit wählte. Ich schließe nicht aus, dass sich das in meinem Urteil niederschlägt. Widmen wir uns nun also »Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm«, dem Debütroman von Jessie Ann Foley aus dem Bastei Lübbe Imprint One.
Ein Buch wie ein Grunge-Hit: wild, laut und gefühlvoll.
1993. Das ist das Jahr, in dem Nirvana ihr letztes Album ihr letztes Album [sic] veröffentlichen. Und das Jahr, in dem Maggie von Chicago nach Irland zieht. Maggie vermisst ihr Zuhause ebenso wie ihren chaotischen und musikbegeisterten Onkel Kevin, Einzig seine Musiktipps sind Lichtblicke im regenverhangenen Irland. Mit der Musik von Pearl Jam, den Smashing Pumpkins und Nirvana ist alles Neue erträglich. Als Eoin auftaucht, der Junge mit dem unergründlichen Lächeln, lässt ihr Heimweh langsam nach. Doch gerade, als die beiden sich näherkommen, erreicht Maggie eine schreckliche Nachricht. Und auf einmal steht sie vor der Frage, was wirklich wichtig ist im Leben ...
[Quelle: Klappentext, Verlag]
Die erste und zentrale Frage, die sich bei diesem Roman stellt, ist die nach der Zielgruppe. Für wen ist dieses Buch denn nun geschrieben? Stilistisch und thematisch richtet es sich ganz klar an junge Leser, die etwa in Meggies Altersgruppe sind. Das Thema richtet sich jedoch an Leute, die etwa Meggies Jahrgang sind, also um 1977 herum geboren. Der Roman spielt kurz vor meiner Geburt, ich habe also absolut keinen Bezugspunkt zur Popkultur Mitte der 90er. Habe ich nun entweder das Pech, genau zwischen den beiden potenziellen Zielgruppen zu stehen, oder kann sich das Buch wirklich nicht einig werden, wen es ansprechen will? Außerdem ist fraglich, ob heutige Teenager überhaupt noch Zugang zur Musik der 90er haben, insbesondere zu Nirvana. Sind die noch hipp und werden von Teenagern und jungen Erwachsenen unschwärmt?
Der Roman liest sich entsprechend seiner Genremerkmale leicht und flott von der Hand. Allerdings wirkt er häufig sehr unterkühlt. Meggies Emotionen kommen kaum beim Leser an, so wirklich in Fahrt kommt das ganze erst mit ihrer Wallfahrt zum Nirvana-Konzert in Rom. Ganz klar ist das Zunehmen an Tempo und Emotionen ab diesem Punkt intendiert und kommt auch so heraus. Jedoch war Meggie davor ganz sicher kein emotionsloser Zombie, ganz im Gegenteil! Sie macht sogar ein ziemliches Auf und Ab der Emotionen durch. Lediglich am Transport zum Leser scheitert es teils.
Negativ fallen die Markennamen auf, die immer wieder genannt werden. Allgemeine Bezeichnungen hätten es auch getan. Auch der Klappentext ist nicht unbedingt gelungen, da er eigentlich mehr oder weniger eine Zusammenfassung des Romans ist, bei der ein, zwei Schlüsselbegriffe ausgelassen wurden, um nicht alles zu verraten. Wirklich: Mehr passiert in diesem Buch nicht, als im Klappentext steht. Der auf dem Buch hat zwar die Wiederholung ausgelassen, fügt aber noch den Satz mit dem Konzert an, womit der Roman vollends zusammengefasst wurde.
Wirklich emotional wird es erst am Ende des Romans, jedoch im ausgesprochen negativen Sinne. Die letzten Kapitel machen wütend, wirklich sehr wütend. Meggies Familie ist katholisch, außerdem geht sie auf eine katholische Privatschule. Um auf dieser bleiben zu dürfen, muss sie versprechen, sich nicht mehr mit Eoin zu treffen. Meggie überlegt kurz und sägt ihre nach ihrer eigenen Aussage Liebe für’s Leben einfach so ab. Es ist einfach so ekelhaft von ihr.
Natürlich muss das Ganze aber ein ekelhaft kitschiges Ende haben. Meggies Mutter will wieder zurück in die USA ziehen. Meggie passt das ganz und gar nicht und protestiert, dass sie in Irland bleiben will, weil sie sich in Eoin verliebt hat und ihre Mutter ihr das nicht nehmen darf. Im Epilog erfahren wir dann, dass genau das passiert. Mutter zieht mit dem Rest der Familie in die USA und Meggie bleibt mit Eoin in Irland, um mit ihm glücklich bis an ihr Lebensende zusammen zu sein.
Normalerweise rede ich ungern so deutlich über Enden in Rezensionen, um sie nicht zu spoilern. In diesem Fall macht mich diese bodenlose Unlogik aber einfach so unglaublich wütend. Ich plane momentan selbst einen Umzug, bin Student und suche Arbeit, um mir die Wohnung auch leisten zu können. Es ist unglaublich stressig und mit zahllosen Hürden verbunden; immerhin ist es die erste eigene Wohnung, der Schritt in die Selbstständigkeit. Und dann lese ich hier, wie diese nervige sechzehnjährige (!) Göre, die noch zur Schule geht (!), einmal kurz rumheult, und schon bekommt sie alles, was sie will, ungeachtet der Tatsache, dass das hier noch einmal eine Größenortung mehr ist als mein aktuelles Unterfangen. Es fühlt sich wie ein Hohnschlag ins Gesicht an.
Nein, dieses Buch ist nicht gelungen. Die meiste Zeit tröpfelt es so vor sich hin, ohne dem Leser die Möglichkeit zu geben, für die Protagonistin irgendeine Form von Empathie zu empfinden. Der angenehme Schreibstil ist eigentlich der einzige Pluspunkt an diesem Roman. Ansonsten kann ich ihm herzlich wenig abgewinnen. Insbesondere der Schluss bleibt negativ in Erinnerung.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.de/
Ein Buch wie ein Grunge-Hit: wild, laut und gefühlvoll.
1993. Das ist das Jahr, in dem Nirvana ihr letztes Album ihr letztes Album [sic] veröffentlichen. Und das Jahr, in dem Maggie von Chicago nach Irland zieht. Maggie vermisst ihr Zuhause ebenso wie ihren chaotischen und musikbegeisterten Onkel Kevin, Einzig seine Musiktipps sind Lichtblicke im regenverhangenen Irland. Mit der Musik von Pearl Jam, den Smashing Pumpkins und Nirvana ist alles Neue erträglich. Als Eoin auftaucht, der Junge mit dem unergründlichen Lächeln, lässt ihr Heimweh langsam nach. Doch gerade, als die beiden sich näherkommen, erreicht Maggie eine schreckliche Nachricht. Und auf einmal steht sie vor der Frage, was wirklich wichtig ist im Leben ...
[Quelle: Klappentext, Verlag]
Die erste und zentrale Frage, die sich bei diesem Roman stellt, ist die nach der Zielgruppe. Für wen ist dieses Buch denn nun geschrieben? Stilistisch und thematisch richtet es sich ganz klar an junge Leser, die etwa in Meggies Altersgruppe sind. Das Thema richtet sich jedoch an Leute, die etwa Meggies Jahrgang sind, also um 1977 herum geboren. Der Roman spielt kurz vor meiner Geburt, ich habe also absolut keinen Bezugspunkt zur Popkultur Mitte der 90er. Habe ich nun entweder das Pech, genau zwischen den beiden potenziellen Zielgruppen zu stehen, oder kann sich das Buch wirklich nicht einig werden, wen es ansprechen will? Außerdem ist fraglich, ob heutige Teenager überhaupt noch Zugang zur Musik der 90er haben, insbesondere zu Nirvana. Sind die noch hipp und werden von Teenagern und jungen Erwachsenen unschwärmt?
Der Roman liest sich entsprechend seiner Genremerkmale leicht und flott von der Hand. Allerdings wirkt er häufig sehr unterkühlt. Meggies Emotionen kommen kaum beim Leser an, so wirklich in Fahrt kommt das ganze erst mit ihrer Wallfahrt zum Nirvana-Konzert in Rom. Ganz klar ist das Zunehmen an Tempo und Emotionen ab diesem Punkt intendiert und kommt auch so heraus. Jedoch war Meggie davor ganz sicher kein emotionsloser Zombie, ganz im Gegenteil! Sie macht sogar ein ziemliches Auf und Ab der Emotionen durch. Lediglich am Transport zum Leser scheitert es teils.
Negativ fallen die Markennamen auf, die immer wieder genannt werden. Allgemeine Bezeichnungen hätten es auch getan. Auch der Klappentext ist nicht unbedingt gelungen, da er eigentlich mehr oder weniger eine Zusammenfassung des Romans ist, bei der ein, zwei Schlüsselbegriffe ausgelassen wurden, um nicht alles zu verraten. Wirklich: Mehr passiert in diesem Buch nicht, als im Klappentext steht. Der auf dem Buch hat zwar die Wiederholung ausgelassen, fügt aber noch den Satz mit dem Konzert an, womit der Roman vollends zusammengefasst wurde.
Wirklich emotional wird es erst am Ende des Romans, jedoch im ausgesprochen negativen Sinne. Die letzten Kapitel machen wütend, wirklich sehr wütend. Meggies Familie ist katholisch, außerdem geht sie auf eine katholische Privatschule. Um auf dieser bleiben zu dürfen, muss sie versprechen, sich nicht mehr mit Eoin zu treffen. Meggie überlegt kurz und sägt ihre nach ihrer eigenen Aussage Liebe für’s Leben einfach so ab. Es ist einfach so ekelhaft von ihr.
Natürlich muss das Ganze aber ein ekelhaft kitschiges Ende haben. Meggies Mutter will wieder zurück in die USA ziehen. Meggie passt das ganz und gar nicht und protestiert, dass sie in Irland bleiben will, weil sie sich in Eoin verliebt hat und ihre Mutter ihr das nicht nehmen darf. Im Epilog erfahren wir dann, dass genau das passiert. Mutter zieht mit dem Rest der Familie in die USA und Meggie bleibt mit Eoin in Irland, um mit ihm glücklich bis an ihr Lebensende zusammen zu sein.
Normalerweise rede ich ungern so deutlich über Enden in Rezensionen, um sie nicht zu spoilern. In diesem Fall macht mich diese bodenlose Unlogik aber einfach so unglaublich wütend. Ich plane momentan selbst einen Umzug, bin Student und suche Arbeit, um mir die Wohnung auch leisten zu können. Es ist unglaublich stressig und mit zahllosen Hürden verbunden; immerhin ist es die erste eigene Wohnung, der Schritt in die Selbstständigkeit. Und dann lese ich hier, wie diese nervige sechzehnjährige (!) Göre, die noch zur Schule geht (!), einmal kurz rumheult, und schon bekommt sie alles, was sie will, ungeachtet der Tatsache, dass das hier noch einmal eine Größenortung mehr ist als mein aktuelles Unterfangen. Es fühlt sich wie ein Hohnschlag ins Gesicht an.
Nein, dieses Buch ist nicht gelungen. Die meiste Zeit tröpfelt es so vor sich hin, ohne dem Leser die Möglichkeit zu geben, für die Protagonistin irgendeine Form von Empathie zu empfinden. Der angenehme Schreibstil ist eigentlich der einzige Pluspunkt an diesem Roman. Ansonsten kann ich ihm herzlich wenig abgewinnen. Insbesondere der Schluss bleibt negativ in Erinnerung.
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Dune : Butleryan Cihadı by Kevin J. Anderson, Brian Herbert
3.0
Frank Herberts Wüstenplanet ist vielleicht eine der bekanntesten Science-Fiction-Reihen. Nach dem Tod des Autors setzt nun sein Sohn Brian Herbert zusammen mit Kevin J. Anderson die Geschichte fort. In »Butlers Djihad« erzählen sie den Beginn der Legenden des Wüstenplaneten.
Seit Tausend Jahren haben die Denkmaschinen die Menschen versklavt. Einige jedoch entkamen ihnen und leben als freie Menschen in den Liga-Welten. Sie sind bestrebt, die synchronisierten Welten unter der Herrschaft des Allcomputers Omnius zu befreien. Aber erst, als eine der ihren von den Maschinen gefangen wird und unverhofft eine Rebellion unter den Sklaven auslöst, wagen sie es, den Krieg mit allen Mitteln zu den Maschinen zu tragen.
Nachdem der »Wüstenplanet« in der Bibliothek vergriffen war, den ich eigentlich lesen wollte, habe ich mit dem chronologisch ersten Teil der Reihe begonnen. Ich hatte hier allerdings das Gefühl, dass das Buch eher für Fans der Reihe geschrieben wurde, statt für Neueinsteiger wie mich. Man muss insbesondere am Anfang sehr am Ball bleiben, um nichts zu verpassen. Hier hilft allerdings auch das Glossar am Ende des Buches. Dennoch habe ich das Gefühl, ein, zwei Sachen noch nicht ganz verstanden zu haben. Ich hoffe, das gibt sich mit der weiteren Lektüre der Bücher, spätestens der ursprünglichen.
Gerade ab dem Punkt, wo Serena Butler zur Sklavin des Roboters Erasmus wird, nimmt das Buch einiges an Spannung auf, da sie schwanger von ihrem frisch vermählten Ehemann ist. Selbiger glaubt sie aber tot und ehelicht ihre Schwester. Das ist natürlich ein perfektes hausgemachtes Drama, das man sehr gern beim Lesen verfolgt.
Das Problem, das ich mit dem Buch habe, liegt allerdings darin, dass die Emotionen der beteiligten Charaktere, insbesondere Serenas und Xaviers, ihre Ehemannes, zwar schon irgendwie da sind und man mit ihnen teils mitfühlt, diese Gefühle aber nicht unbedingt zu 100% beim Leser ankommen. Das Buch ist oft ein zusammenfassender Bericht bestimmter Ereignisse des Krieges und liest sich auch an anderen Stellen eher wie ein Bericht, wo mehr Gefühl angebracht wäre. Das ist ziemlich schade, da man allein durch einen emotionaleren Stil viel mehr hätte rausholen können.
Die Cymex, eine Art Cyborgs, die ihre menschlichen Gehirne in Roboterkörper einbauen, sind natürlich ziemlich cool. Bei denen weiß man nicht so genau, woran man ist. Auch sie wollen wieder Macht erlangen, die ihnen ironischerweise von ihrer Schöpfung Omnius genommen wurde, gleichzeitig wollen aber auch sie die Sklavenherren der Menschen sein. Noch arbeiten sie mit Omnius zusammen, aber im Hintergrund planen auch sie einen Putsch. Noch passiert im ersten Band nicht viel in diese Richtung, aber mal sehen, wohin das in den anderen Bänden führt!
Die Denkmaschinen wirken leider nicht völlig durchdacht. Sie wirken häufig eher, als hätte man es mit einem Menschen statt einem Computer zu tun. Ich hatte dabei häufig den Film »Her« im Kopf (sehr zu empfehlen übrigens), wo Samantha, das intelligente Betriebssystem, mit dem der Protagonist eine Beziehung führt, am einem gewissen Punkt sich so weit entwickelt hatte, dass sie mit tausenden anderen Betriebssystemen gleichzeitig kommunizieren konnte. Das erscheint mir für eine Kommunikation unter intelligenten Computern auch wesentlich sinnvoller, immerhin funktionieren sie jetzt schon schon. Warum also sollten sie auf verbale Kommunikation zurückgreifen, wie sie es hier tun? Reiner Datenaustausch wäre weitaus effizienter, und immerhin wird immer wieder betont, dass Omnius und seine Denkmaschinen auf genau diese Effizienz aus sind.
Ironischerweise ist allein Erasmus eine Ausnahme davon. Er hat von allen näher beleuchteten Denkmaschinen das größte Interesse an Menschen und will sie und ihre Verhaltensmuster verstehen. In gewisser Weise ist er ihnen von allen Denkmaschinen am ähnlichsten – und der einzige, bei dem man merkt, es nicht mit einem Menschen zu tun zu haben. Er hat absolut keine Moral, ein Sinn für die Kunst geht ihm ebenfalls ab und Empathie besitzt er ebenso wenig. Dass das einem Roboter am ehesten abgeht, leuchtet vollkommen ein. Es wäre schön gewesen, wenn das auch bei den anderen Denkmaschinen so gewesen wäre.
Dennoch, auch wenn das Buch einige Logiklücken hat und doch eher ein Weltraummärchen ist als wissenschaftlich fundierte Science Fiction (man kann nicht mal eben zwischen den Sternen reisen, ohne mit der Beschleunigung und der Zeitdilatation zu kämpfen), so waren es doch angenehme Lesestunden, die vor allem gegen Ende des Buches Lust auf mehr machten. Zum Glück gibt’s ja noch zwölf weitere Bände.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.de/
Seit Tausend Jahren haben die Denkmaschinen die Menschen versklavt. Einige jedoch entkamen ihnen und leben als freie Menschen in den Liga-Welten. Sie sind bestrebt, die synchronisierten Welten unter der Herrschaft des Allcomputers Omnius zu befreien. Aber erst, als eine der ihren von den Maschinen gefangen wird und unverhofft eine Rebellion unter den Sklaven auslöst, wagen sie es, den Krieg mit allen Mitteln zu den Maschinen zu tragen.
Nachdem der »Wüstenplanet« in der Bibliothek vergriffen war, den ich eigentlich lesen wollte, habe ich mit dem chronologisch ersten Teil der Reihe begonnen. Ich hatte hier allerdings das Gefühl, dass das Buch eher für Fans der Reihe geschrieben wurde, statt für Neueinsteiger wie mich. Man muss insbesondere am Anfang sehr am Ball bleiben, um nichts zu verpassen. Hier hilft allerdings auch das Glossar am Ende des Buches. Dennoch habe ich das Gefühl, ein, zwei Sachen noch nicht ganz verstanden zu haben. Ich hoffe, das gibt sich mit der weiteren Lektüre der Bücher, spätestens der ursprünglichen.
Gerade ab dem Punkt, wo Serena Butler zur Sklavin des Roboters Erasmus wird, nimmt das Buch einiges an Spannung auf, da sie schwanger von ihrem frisch vermählten Ehemann ist. Selbiger glaubt sie aber tot und ehelicht ihre Schwester. Das ist natürlich ein perfektes hausgemachtes Drama, das man sehr gern beim Lesen verfolgt.
Das Problem, das ich mit dem Buch habe, liegt allerdings darin, dass die Emotionen der beteiligten Charaktere, insbesondere Serenas und Xaviers, ihre Ehemannes, zwar schon irgendwie da sind und man mit ihnen teils mitfühlt, diese Gefühle aber nicht unbedingt zu 100% beim Leser ankommen. Das Buch ist oft ein zusammenfassender Bericht bestimmter Ereignisse des Krieges und liest sich auch an anderen Stellen eher wie ein Bericht, wo mehr Gefühl angebracht wäre. Das ist ziemlich schade, da man allein durch einen emotionaleren Stil viel mehr hätte rausholen können.
Die Cymex, eine Art Cyborgs, die ihre menschlichen Gehirne in Roboterkörper einbauen, sind natürlich ziemlich cool. Bei denen weiß man nicht so genau, woran man ist. Auch sie wollen wieder Macht erlangen, die ihnen ironischerweise von ihrer Schöpfung Omnius genommen wurde, gleichzeitig wollen aber auch sie die Sklavenherren der Menschen sein. Noch arbeiten sie mit Omnius zusammen, aber im Hintergrund planen auch sie einen Putsch. Noch passiert im ersten Band nicht viel in diese Richtung, aber mal sehen, wohin das in den anderen Bänden führt!
Die Denkmaschinen wirken leider nicht völlig durchdacht. Sie wirken häufig eher, als hätte man es mit einem Menschen statt einem Computer zu tun. Ich hatte dabei häufig den Film »Her« im Kopf (sehr zu empfehlen übrigens), wo Samantha, das intelligente Betriebssystem, mit dem der Protagonist eine Beziehung führt, am einem gewissen Punkt sich so weit entwickelt hatte, dass sie mit tausenden anderen Betriebssystemen gleichzeitig kommunizieren konnte. Das erscheint mir für eine Kommunikation unter intelligenten Computern auch wesentlich sinnvoller, immerhin funktionieren sie jetzt schon schon. Warum also sollten sie auf verbale Kommunikation zurückgreifen, wie sie es hier tun? Reiner Datenaustausch wäre weitaus effizienter, und immerhin wird immer wieder betont, dass Omnius und seine Denkmaschinen auf genau diese Effizienz aus sind.
Ironischerweise ist allein Erasmus eine Ausnahme davon. Er hat von allen näher beleuchteten Denkmaschinen das größte Interesse an Menschen und will sie und ihre Verhaltensmuster verstehen. In gewisser Weise ist er ihnen von allen Denkmaschinen am ähnlichsten – und der einzige, bei dem man merkt, es nicht mit einem Menschen zu tun zu haben. Er hat absolut keine Moral, ein Sinn für die Kunst geht ihm ebenfalls ab und Empathie besitzt er ebenso wenig. Dass das einem Roboter am ehesten abgeht, leuchtet vollkommen ein. Es wäre schön gewesen, wenn das auch bei den anderen Denkmaschinen so gewesen wäre.
Dennoch, auch wenn das Buch einige Logiklücken hat und doch eher ein Weltraummärchen ist als wissenschaftlich fundierte Science Fiction (man kann nicht mal eben zwischen den Sternen reisen, ohne mit der Beschleunigung und der Zeitdilatation zu kämpfen), so waren es doch angenehme Lesestunden, die vor allem gegen Ende des Buches Lust auf mehr machten. Zum Glück gibt’s ja noch zwölf weitere Bände.
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Blade Runner/Ubik/Marsianischer Zeitsturz: 3 Romane in einem Band by Philip K. Dick
3.0
BLADE RUNNER
»Blade Runner« von Philip K. Dick oder eigentlich »Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« gehört zu den Klassikern der Science Fiction. Dick befasst sich hier mit einer der essenziellsten Fragen der Menschheit: Was macht uns zu Menschen?
Rick Deckard gehört einer Sondereinheit der Polizei an, die entflohene Androiden jagt und ausschaltet. Sie sind eine Gefahr für die Menschen und drohen sie zu unterwandern, weshalb sie ausgeschaltet werden müssen, wenn sie ihrem Herrn entkommen und sich unter die Menschen mischen. Doch sind sie wirklich eine Bedrohung oder werden sie nur zu einer gemacht? Im Laufe seiner Jagd beginnt Rick sein Weltbild in Frage zu stellen.
Wow. Das beschreibt meine Reaktion auf dieses Buch wohl am besten. Nachdem ich es ausgelesen hatte, musste ich es erst einmal setzen lassen, und auch jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, glaube ich nicht, dass ich es voll durchdrungen habe. Die Kernfrage des Romans ist klar: Was macht uns zu Menschen und unterscheidet uns von KIs, die mitunter sogar intelligenter sind als wir? Dick beantwortet die Frage mit Empathie: Es ist die Empathie, die uns zu Menschen macht. Wer aber zum Beispiel Mercer ist, glaube ich noch nicht ganz verstanden zu haben. Vielleicht haben meine Leser eine Antwort?
Der Stil des Romans ist etwas eigenwillig. Hinzu kommt, dass der Roman in den Neunzigern spielt, also quasi eigentlich schon »Geschichte« ist. In den Sechzigern, in denen der Roman entstanden war, waren das sicher aufregende Zukunfsszenarien. Die Aussicht auf einen atomaren Krieg waren in der Zeit allerdings wirklich nicht allzu unrealistisch.
Ich habe mich ehrlich gesagt lange gewundert, warum alle in dem Buch so versessen darauf sind, ein echtes, lebendes Tier halten zu können und warum das anscheinend Zeichen von Prestige ist. Ich denke, das liegt in dem atomaren Krieg begründet, der im Roman bereits Vergangenheit ist. Die Natur ist weitestgehend zerstört, zahlreiche Tierarten sind ausgestorben. Echtes Leben hat hier einen ungemein höheren Stellenwert, sodass Leute selbst von einer kleinen Spinne absolut fasziniert sind.
Nicht jeder aber kann sich ein Tier leisten, weshalb es Firmen gibt, die täuschend echte Robotertiere bauen. Das ist auch der Punkt, an dem ich es etwas schade finde, dass der Verlag sich dazu entschieden hatte, das Buch nach dem Film zu benennen, statt es beim ursprünglichen Titel zu belassen. Er passt wesentlich besser zum Inhalt, da »Blade Runner« hier keine Rolle spielen beziehungsweise diese Bezeichnung für Ricks Berufsgruppe hier einfach nicht existiert. Die Frage, ob auch Roboter träumen können, passt einfach besser zur Grundfrage.
Selbige finde ich übrigens sehr faszinierend. Schon jetzt ist die Frage, wie man mit menschengleicher KI umgeht, für unsere Gesellschaft nicht uninteressant. In »Blade Runner« sind die Androiden organische, wenn auch künstlich erzeugte Wesen. Das, was sie hauptsächlich vom Menschen unterscheidet, ist ihre fehlende Empathie. Aber trotzdem: Sind sie dann nicht auch Menschen? Sie können denken, fühlen, empfinden wie wir und sind selbst von einem Experten mitunter nur schwer von einem Menschen zu unterscheiden.
Ich hatte das Thema schon in meiner letzten Science-Fiction-Rezension zu »Butlers Djihad« erwähnt, wo es ebenfalls eine Rolle spielte, aber leider nicht vertieft wurde. Außerdem erwähnte ich dort auch den Film »Her«, wo der Protagonist sogar eine romantische Beziehung mit seinem Betriebssystem führt. Es wirkt auf mich noch befremdlich, aber ehrlich gesagt tendiere ich schon seit längerem sehr wohl dazu, eine solch intelligente KI als ethisch und moralisch gleichwertig zu betrachten. Die Grenzen zwischen Androide und Mensch verschwimmen in »Blade Runner« zunehmend, sodass sich selbst Rick nicht mehr sicher sein kann, ob er nun Mensch oder Androide ist. Es gibt sogar Androiden, die sich für Menschen halten und nicht wissen, dass sie nicht menschlich sind. Sind sie das wirklich nicht?
»Blade Runner« ist eine nicht unbedingt leichte Kost, aber auf jeden Fall ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Auch lange nach der Lektüre arbeitet das Gelesene noch in einem, während man darüber nachdenkt und vielleicht wie Rick sein Weltbild umkrempelt.
UBIK
Manche Romane mögen brillant sein. Manche mögen inhaltlich brillieren, stilistisch aber da nicht mithalten können. Was »Ubik« von Philip K. Dick ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es mich mehr verwirrt hat, als ich daraus mitnehmen konnte.
Glen Runciter ist tot – nur warum finden sich dann Botschaften von ihm auf Zigarettenpackungen und Dosenetiketten? Es ist das Jahr 1992 – doch wieso ist die Stadt voller Autos aus den Dreißigern? Und was zur Hölle ist UBIK – ein ungewöhnliches Raumspray oder womöglich das einzige Mittel gegen den drohenden Zerfall der Realität?
[Quelle: Klappentext]
Tja, was ist »Ubik« nun? Eigentlich wird der Roman als Science Fiction eingestuft, aber so wirklich passt das nicht. Eher Wirtschaftssthriller, wie sich am Ende herausstellt. Normalerweise sind Fragen in Klappentexten ziemlich ausgelutscht und flach, in diesem Fall geben sie aber sehr gut die Grundstimmung des Buches wieder. Dinge passieren – und so wirklich weiß man lange nicht, warum sie passieren.
Irgendwie hatte es Dick doch geschafft, dass ich dabei bleibe und die Auflösung wissen wollte. Selbige war eher enttäuschend. Kein riesen Kracher, sondern sehr profan. Und was Ubik ist, die Leitfrage, die sich durch den ganzen Roman zieht, wird am Ende zwar erklärt, aber doch sehr nebensächlich und knapp.
Auch mit den Charakteren wurde ich nicht warm. Sie wirkten austauschbar, beliebig, obwohl sie mit Sicherheit kein Typus hätten sein sollen und auch nicht waren. Sie blieben für mich einfach flach und eindimensional.
Die Auflösung wirkt unfertig und unsauber. Als fehle da noch etwas. So ganz koscher wirkt Runciter nämlich nicht beziehungsweise das, was seine Firma macht. Am Ende ist er aber doch der Gute und Ubik kein Teufelswerk. Vielleicht bin ich einfach zu misstrauisch, aber es wirkt doch, als wäre das nicht so einfach, wie Dick es wohl gern hätte.
Nachdem ich den ersten Roman des Sammelbandes so sehr mochte, ist das eine regelrechte Enttäuschung. Vielleicht habe ich die Aussage schlicht nicht verstanden, vielleicht hat der Roman auch einfach keine nennenswerte Aussage oder sie wurde schlecht verpackt. So oder so. Das ist mit Sicherheit nicht das beste Werk des Autors.
MARSIANISCHER ZEITSTURZ
Der letzte Roman der Romansammlung von Philip K. Dick ist »Marsianischer Zeitsturz«. Seine zentrale Frage ist, wann wir unseren Sinnen noch trauen können und wann der Übergang zur Geisteskrankheit erfolgt. Er wird als der verrückteste der Sammlung angesehen, und auch wenn es lange nicht so scheint: Das ist mehr als zutreffend.
Eine Gruppe von Mars-Kolonisten, die sich in psychiatrische Behandlung begibt. Ein kleiner Junge, der vor und zurück durch die Zeit stürzt. Ein Universum, das zunehmend aus den Fugen gerät.
[Quelle: Klappentext]
Der »Marsianische Zeitsturz« beginnt harmlos, indem er das Leben einer Gruppe von Marskolonisten schildert. Exemplarisch wird die Handlung aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, die alle ihre Rolle in der Kolonie zu spielen haben. Sehr schön wechselt gerade am Anfang der POV; die Charaktere geben sich sozusagen gegenseitig den Staffelstab in die Hand und es sind fließende Übergänge. Mir gefällt, dass sich die Handlung zunächst auf die Alltagsprobleme einer Kolonie auf dem Mars konzentriert, die Sorgen und Nöte der Kolonisten und ihre Bestrebungen, autark zu leben, aber doch nicht auf alle Annehmlichkeiten von Mutter Erde zu verzichten.
Ganz klammheimlich beginnt das Buch, so richtig verrückt zu werden, als es mehr und mehr um den schizophrenen Jungen Manfred Steiner zu gehen beginnt. Um wirklich zu begreifen, was da besonders am Ende von statten ging, muss man das Buch wahrscheinlich mehrmals lesen. Es war völlig abgedreht! Irgendwie passte das aber auch sehr gut dazu, immerhin ging es sehr stark um Schizophrenie.
Man muss aber auch sagen, dass sich das Buch für seine 360 Seiten doch sehr zieht. Irgendwo am Ende habe ich auch den Faden verloren, als es so richtig abgedreht wurde. Gegen Ende hin hat auch das Lektorat ein wenig geschwächelt.
Ein ziemlich tolles Detail ist, dass die Bücher, obwohl sie keine Reihe bilden, doch zusammenhängen. Die jeweilige Handlung der Romane ist völlig unabhängig voneinander, ein paar Details geben aber den Hinweis. In allen Romanen ist von Marskolonien die Rede, der dritte spielt ja sogar in einer. Im dritten Roman werden in einem Nebensatz die besonderen Fähigkeiten einiger Menschen angesprochen, die im zweiten Roman die zentrale Rolle spielen, und so weiter.
Auch »Marsianischer Zeitsturz« ist ein sehr anspruchsvoller Roman, und auch hier kann es sehr schnell passieren, dass man den Faden verliert, weil es zu abgedreht ist, was Herr Dick hier präsentiert. Ein bisschen bleibt auch die Frage: Was ist hier Fiction und was entspricht den Tatsachen?
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»Blade Runner« von Philip K. Dick oder eigentlich »Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« gehört zu den Klassikern der Science Fiction. Dick befasst sich hier mit einer der essenziellsten Fragen der Menschheit: Was macht uns zu Menschen?
Rick Deckard gehört einer Sondereinheit der Polizei an, die entflohene Androiden jagt und ausschaltet. Sie sind eine Gefahr für die Menschen und drohen sie zu unterwandern, weshalb sie ausgeschaltet werden müssen, wenn sie ihrem Herrn entkommen und sich unter die Menschen mischen. Doch sind sie wirklich eine Bedrohung oder werden sie nur zu einer gemacht? Im Laufe seiner Jagd beginnt Rick sein Weltbild in Frage zu stellen.
Wow. Das beschreibt meine Reaktion auf dieses Buch wohl am besten. Nachdem ich es ausgelesen hatte, musste ich es erst einmal setzen lassen, und auch jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, glaube ich nicht, dass ich es voll durchdrungen habe. Die Kernfrage des Romans ist klar: Was macht uns zu Menschen und unterscheidet uns von KIs, die mitunter sogar intelligenter sind als wir? Dick beantwortet die Frage mit Empathie: Es ist die Empathie, die uns zu Menschen macht. Wer aber zum Beispiel Mercer ist, glaube ich noch nicht ganz verstanden zu haben. Vielleicht haben meine Leser eine Antwort?
Der Stil des Romans ist etwas eigenwillig. Hinzu kommt, dass der Roman in den Neunzigern spielt, also quasi eigentlich schon »Geschichte« ist. In den Sechzigern, in denen der Roman entstanden war, waren das sicher aufregende Zukunfsszenarien. Die Aussicht auf einen atomaren Krieg waren in der Zeit allerdings wirklich nicht allzu unrealistisch.
Ich habe mich ehrlich gesagt lange gewundert, warum alle in dem Buch so versessen darauf sind, ein echtes, lebendes Tier halten zu können und warum das anscheinend Zeichen von Prestige ist. Ich denke, das liegt in dem atomaren Krieg begründet, der im Roman bereits Vergangenheit ist. Die Natur ist weitestgehend zerstört, zahlreiche Tierarten sind ausgestorben. Echtes Leben hat hier einen ungemein höheren Stellenwert, sodass Leute selbst von einer kleinen Spinne absolut fasziniert sind.
Nicht jeder aber kann sich ein Tier leisten, weshalb es Firmen gibt, die täuschend echte Robotertiere bauen. Das ist auch der Punkt, an dem ich es etwas schade finde, dass der Verlag sich dazu entschieden hatte, das Buch nach dem Film zu benennen, statt es beim ursprünglichen Titel zu belassen. Er passt wesentlich besser zum Inhalt, da »Blade Runner« hier keine Rolle spielen beziehungsweise diese Bezeichnung für Ricks Berufsgruppe hier einfach nicht existiert. Die Frage, ob auch Roboter träumen können, passt einfach besser zur Grundfrage.
Selbige finde ich übrigens sehr faszinierend. Schon jetzt ist die Frage, wie man mit menschengleicher KI umgeht, für unsere Gesellschaft nicht uninteressant. In »Blade Runner« sind die Androiden organische, wenn auch künstlich erzeugte Wesen. Das, was sie hauptsächlich vom Menschen unterscheidet, ist ihre fehlende Empathie. Aber trotzdem: Sind sie dann nicht auch Menschen? Sie können denken, fühlen, empfinden wie wir und sind selbst von einem Experten mitunter nur schwer von einem Menschen zu unterscheiden.
Ich hatte das Thema schon in meiner letzten Science-Fiction-Rezension zu »Butlers Djihad« erwähnt, wo es ebenfalls eine Rolle spielte, aber leider nicht vertieft wurde. Außerdem erwähnte ich dort auch den Film »Her«, wo der Protagonist sogar eine romantische Beziehung mit seinem Betriebssystem führt. Es wirkt auf mich noch befremdlich, aber ehrlich gesagt tendiere ich schon seit längerem sehr wohl dazu, eine solch intelligente KI als ethisch und moralisch gleichwertig zu betrachten. Die Grenzen zwischen Androide und Mensch verschwimmen in »Blade Runner« zunehmend, sodass sich selbst Rick nicht mehr sicher sein kann, ob er nun Mensch oder Androide ist. Es gibt sogar Androiden, die sich für Menschen halten und nicht wissen, dass sie nicht menschlich sind. Sind sie das wirklich nicht?
»Blade Runner« ist eine nicht unbedingt leichte Kost, aber auf jeden Fall ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Auch lange nach der Lektüre arbeitet das Gelesene noch in einem, während man darüber nachdenkt und vielleicht wie Rick sein Weltbild umkrempelt.
UBIK
Manche Romane mögen brillant sein. Manche mögen inhaltlich brillieren, stilistisch aber da nicht mithalten können. Was »Ubik« von Philip K. Dick ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es mich mehr verwirrt hat, als ich daraus mitnehmen konnte.
Glen Runciter ist tot – nur warum finden sich dann Botschaften von ihm auf Zigarettenpackungen und Dosenetiketten? Es ist das Jahr 1992 – doch wieso ist die Stadt voller Autos aus den Dreißigern? Und was zur Hölle ist UBIK – ein ungewöhnliches Raumspray oder womöglich das einzige Mittel gegen den drohenden Zerfall der Realität?
[Quelle: Klappentext]
Tja, was ist »Ubik« nun? Eigentlich wird der Roman als Science Fiction eingestuft, aber so wirklich passt das nicht. Eher Wirtschaftssthriller, wie sich am Ende herausstellt. Normalerweise sind Fragen in Klappentexten ziemlich ausgelutscht und flach, in diesem Fall geben sie aber sehr gut die Grundstimmung des Buches wieder. Dinge passieren – und so wirklich weiß man lange nicht, warum sie passieren.
Irgendwie hatte es Dick doch geschafft, dass ich dabei bleibe und die Auflösung wissen wollte. Selbige war eher enttäuschend. Kein riesen Kracher, sondern sehr profan. Und was Ubik ist, die Leitfrage, die sich durch den ganzen Roman zieht, wird am Ende zwar erklärt, aber doch sehr nebensächlich und knapp.
Auch mit den Charakteren wurde ich nicht warm. Sie wirkten austauschbar, beliebig, obwohl sie mit Sicherheit kein Typus hätten sein sollen und auch nicht waren. Sie blieben für mich einfach flach und eindimensional.
Die Auflösung wirkt unfertig und unsauber. Als fehle da noch etwas. So ganz koscher wirkt Runciter nämlich nicht beziehungsweise das, was seine Firma macht. Am Ende ist er aber doch der Gute und Ubik kein Teufelswerk. Vielleicht bin ich einfach zu misstrauisch, aber es wirkt doch, als wäre das nicht so einfach, wie Dick es wohl gern hätte.
Nachdem ich den ersten Roman des Sammelbandes so sehr mochte, ist das eine regelrechte Enttäuschung. Vielleicht habe ich die Aussage schlicht nicht verstanden, vielleicht hat der Roman auch einfach keine nennenswerte Aussage oder sie wurde schlecht verpackt. So oder so. Das ist mit Sicherheit nicht das beste Werk des Autors.
MARSIANISCHER ZEITSTURZ
Der letzte Roman der Romansammlung von Philip K. Dick ist »Marsianischer Zeitsturz«. Seine zentrale Frage ist, wann wir unseren Sinnen noch trauen können und wann der Übergang zur Geisteskrankheit erfolgt. Er wird als der verrückteste der Sammlung angesehen, und auch wenn es lange nicht so scheint: Das ist mehr als zutreffend.
Eine Gruppe von Mars-Kolonisten, die sich in psychiatrische Behandlung begibt. Ein kleiner Junge, der vor und zurück durch die Zeit stürzt. Ein Universum, das zunehmend aus den Fugen gerät.
[Quelle: Klappentext]
Der »Marsianische Zeitsturz« beginnt harmlos, indem er das Leben einer Gruppe von Marskolonisten schildert. Exemplarisch wird die Handlung aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, die alle ihre Rolle in der Kolonie zu spielen haben. Sehr schön wechselt gerade am Anfang der POV; die Charaktere geben sich sozusagen gegenseitig den Staffelstab in die Hand und es sind fließende Übergänge. Mir gefällt, dass sich die Handlung zunächst auf die Alltagsprobleme einer Kolonie auf dem Mars konzentriert, die Sorgen und Nöte der Kolonisten und ihre Bestrebungen, autark zu leben, aber doch nicht auf alle Annehmlichkeiten von Mutter Erde zu verzichten.
Ganz klammheimlich beginnt das Buch, so richtig verrückt zu werden, als es mehr und mehr um den schizophrenen Jungen Manfred Steiner zu gehen beginnt. Um wirklich zu begreifen, was da besonders am Ende von statten ging, muss man das Buch wahrscheinlich mehrmals lesen. Es war völlig abgedreht! Irgendwie passte das aber auch sehr gut dazu, immerhin ging es sehr stark um Schizophrenie.
Man muss aber auch sagen, dass sich das Buch für seine 360 Seiten doch sehr zieht. Irgendwo am Ende habe ich auch den Faden verloren, als es so richtig abgedreht wurde. Gegen Ende hin hat auch das Lektorat ein wenig geschwächelt.
Ein ziemlich tolles Detail ist, dass die Bücher, obwohl sie keine Reihe bilden, doch zusammenhängen. Die jeweilige Handlung der Romane ist völlig unabhängig voneinander, ein paar Details geben aber den Hinweis. In allen Romanen ist von Marskolonien die Rede, der dritte spielt ja sogar in einer. Im dritten Roman werden in einem Nebensatz die besonderen Fähigkeiten einiger Menschen angesprochen, die im zweiten Roman die zentrale Rolle spielen, und so weiter.
Auch »Marsianischer Zeitsturz« ist ein sehr anspruchsvoller Roman, und auch hier kann es sehr schnell passieren, dass man den Faden verliert, weil es zu abgedreht ist, was Herr Dick hier präsentiert. Ein bisschen bleibt auch die Frage: Was ist hier Fiction und was entspricht den Tatsachen?
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Douglas Adams, Per Anhalter Durch Die Galaxis - Comic 1 by Douglas Adams, Steve Leiloha, John Carnell
Did not finish book.
Did not finish book.
Ich habe die ersten beiden Bände der Reihe in einem Sammelband gelesen. Gefühlt kennt es jeder, und wenn man schon nach SciFi sucht, sollte man dazu wohl auch greifen. Habe ich getan. Weiter kam ich nicht. Es tut mir ehrlich leid, aber dieses Buch ist so gar nichts für mich. Es hat gewiss eine weitaus bessere Bewertung verdient, aber ich kann schlicht nicht. Ich komme an den Humor absolut nicht heran und überhaupt ist dieses Buch so komplett verrückt. Ehrlich: Ich weiß nicht einmal, worum es hier nun genau geht, ich hatte arge Probleme, der Handlung zu folgen. Das alles ist besonders deswegen schade, weil ich den Anfang absolut genial fand. Also wie gesagt: Für Leute, die mit dieser Art von Humor und gerade der völlig verrückten Handlung klar kommen, ist das sicher großartig. Aber leider, leider nicht für mich. Schade!
2001: A Space Odyssey by Arthur C. Clarke
3.0
»2001: Odyssee im Weltraum« von Arthur C. Clarke kann wohl als Klassiker der Science Fiction gelten, sowohl in der Literatur als auch unter den Filmen, denn auch der gleichnamige Film brachte es zu einigem Ruhm. Behandelt wird eine klassische First Contact Geschichte – jedoch mit nicht ganz alltäglichen Elementen.
Niemand weiß, dass vor drei Millionen Jahren, als unsere Vorfahren gerade erst von den Bäumen herabgestiegen waren, die Erde schon einmal Besuch von außerirdischem Leben erhalten hatte. Sie haben etwas ganz Entscheidendes hinterlassen: das Wissen, Werkzeug zu benutzen. Dann verschwanden sie wieder. Millionen Jahre später finden Forscher ein fremdartiges Konstrukt auf dem Mond und starten eine Raumexpedition zum Funkziel des Signals, das das Objekt aussendet. Eine Reise ins Ungewisse beginnt, bei der Gefahren von ganz unerwarteter Seite drohen.
Was man auf jeden Fall festhalten kann: Dieses Buch hat keine Charaktere. Die auftretenden Personen dienen nur als Handlungsträger und wirken fast schon wie ein notwendiges Übel, das halt da sein muss, damit die Handlung irgendwie vorankommt. Überzeugen können sie jedoch nicht.
Die Handlung selbst springt mitunter auch. So ist in einem Teil gerade noch vom Fund des seltsamen Objektes die Rede und im nächsten Teil des Romans fliegen sie plötzlich bereits durch die Sterne. Der Leser weiß im ersten Moment gar nicht, warum sie da lang fliegen und ist fast noch ahnungsloser als die beiden Besatzungsmitglieder, die das Schiff steuern – und selbst im Unklaren über das Ziel der Mission gelassen wurden. Das klärt sich zwar auf, ist zunächst aber verwirrend.
Abseits von diesen erzählerischen Schwächen ist der Roman aber sehr realistisch gehalten – insofern das bei Science Fiction eben geht. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass man viel von der Reise durch den leeren Raum mitbekommt – leider nicht so eindrucksvoll in Szene gesetzt wie beispielsweise im Film Interstellar, sodass sich das mitunter etwas zieht. Trotzdem: Es wird nicht jedem Leser gefallen, dass es auch einige technische Details gibt, gerade das mag ich jedoch an Science Fiction.
Nun passt aber leider das Ende so gar nicht zum vergleichsweise realitätsnahen Rest des Buches. Gerade auf den letzten Seiten wird es sehr abgedreht und ausgesprochen fiktiv. Das steht im krassen Gegensatz zum Rest und will einfach nicht so wirklich damit harmonieren.
Womit der Roman auf jeden Fall punkten kann, ist der grandiose erste Teil, in welchem den Menschenaffen das Werkzeug gebracht wird. Das ist ausgesprochen eindrucksvoll in Szene gesetzt, sodass man das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein und selbst das erste Mal den revolutionären Gedanken zu haben, mit einer Knochenkeule auf Jagd zu gehen.
Das Buch hat seine Schwächen, bietet aber dennoch kurzweilige Unterhaltung. Gerade der Anfang ist großartig in Szene gesetzt, der Rest hängt stark von individuellen Geschmack hab. Wer Hard Science Fiction mag, wird am Hauptteil des Romans sicher die eine oder andere Freude finden.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.de/
Niemand weiß, dass vor drei Millionen Jahren, als unsere Vorfahren gerade erst von den Bäumen herabgestiegen waren, die Erde schon einmal Besuch von außerirdischem Leben erhalten hatte. Sie haben etwas ganz Entscheidendes hinterlassen: das Wissen, Werkzeug zu benutzen. Dann verschwanden sie wieder. Millionen Jahre später finden Forscher ein fremdartiges Konstrukt auf dem Mond und starten eine Raumexpedition zum Funkziel des Signals, das das Objekt aussendet. Eine Reise ins Ungewisse beginnt, bei der Gefahren von ganz unerwarteter Seite drohen.
Was man auf jeden Fall festhalten kann: Dieses Buch hat keine Charaktere. Die auftretenden Personen dienen nur als Handlungsträger und wirken fast schon wie ein notwendiges Übel, das halt da sein muss, damit die Handlung irgendwie vorankommt. Überzeugen können sie jedoch nicht.
Die Handlung selbst springt mitunter auch. So ist in einem Teil gerade noch vom Fund des seltsamen Objektes die Rede und im nächsten Teil des Romans fliegen sie plötzlich bereits durch die Sterne. Der Leser weiß im ersten Moment gar nicht, warum sie da lang fliegen und ist fast noch ahnungsloser als die beiden Besatzungsmitglieder, die das Schiff steuern – und selbst im Unklaren über das Ziel der Mission gelassen wurden. Das klärt sich zwar auf, ist zunächst aber verwirrend.
Abseits von diesen erzählerischen Schwächen ist der Roman aber sehr realistisch gehalten – insofern das bei Science Fiction eben geht. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass man viel von der Reise durch den leeren Raum mitbekommt – leider nicht so eindrucksvoll in Szene gesetzt wie beispielsweise im Film Interstellar, sodass sich das mitunter etwas zieht. Trotzdem: Es wird nicht jedem Leser gefallen, dass es auch einige technische Details gibt, gerade das mag ich jedoch an Science Fiction.
Nun passt aber leider das Ende so gar nicht zum vergleichsweise realitätsnahen Rest des Buches. Gerade auf den letzten Seiten wird es sehr abgedreht und ausgesprochen fiktiv. Das steht im krassen Gegensatz zum Rest und will einfach nicht so wirklich damit harmonieren.
Womit der Roman auf jeden Fall punkten kann, ist der grandiose erste Teil, in welchem den Menschenaffen das Werkzeug gebracht wird. Das ist ausgesprochen eindrucksvoll in Szene gesetzt, sodass man das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein und selbst das erste Mal den revolutionären Gedanken zu haben, mit einer Knochenkeule auf Jagd zu gehen.
Das Buch hat seine Schwächen, bietet aber dennoch kurzweilige Unterhaltung. Gerade der Anfang ist großartig in Szene gesetzt, der Rest hängt stark von individuellen Geschmack hab. Wer Hard Science Fiction mag, wird am Hauptteil des Romans sicher die eine oder andere Freude finden.
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Room by Emma Donoghue
4.0
4.5*s
Die Vorstellung ist entsetzlich: jahrelang in einem Verlies gefangen gehalten zu werden, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit mehrfachem Missbrauch durch den Entführer und Peiniger. In „Raum“ erzählt Emma Donoghue die Geschichte des fünfjährigen Jack, dessen gesamte Welt aus Raum, seiner Mutter und seinen Freunden im Fernseher besteht.
Jack kennt nichts anderes als Raum. Raum besteht aus Tisch, Kommode, Zudeck, Fernseher und wenigen anderen lebendnotwendigen Einrichtungen. Durch Oberlicht kommt Licht aus dem Weltall in Raum, aber Jack weiß: Es gibt nur Raum und Weltall jenseits davon, und alles was er im Fernseher sieht, ist „nur Fernseher“, das heißt nicht echt. Gelegentlich kommt Old Nick, dann muss er sich in Kommode verstecken. Old Nick bringt Essen und Kleidung und gelegentlich ein Sonntagsgutti, doch ob Old Nick in echt oder nur Fernseher ist, weiß Jack nicht so genau. Als seine Ma zu seinem fünften Geburtstag Jack zu erklären versucht, dass es mehr gibt als nur Raum, beginnt für Jack sein vielleicht größtes Abenteuer: die Welt.
Der vielleicht genialste Kniff dieses Romans ist seine Erzählperspektive: Der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen eines Fünfjährigen, der in seinem ganzen Leben noch nie Kontakt zur Außenwelt hatte, ja, für den das Konzept einer Außenwelt so ungeheuerlich ist, dass er es zunächst gar nicht begreifen kann und als dumme, langweilige Geschichte seiner Ma abtut. Hinzu kommt das Tempus: Der Roman ist auf höchst subtile Art und Weise im Präsens erzählt; Kinder leben nun einmal im Hier und Jetzt.
Noch einmal die Welt durch die Augen eines Kindes zu erleben, wünscht sich wahrscheinlich so manch ein Erwachsener. Die absolut überzeugende Sicht dieses Kindes jedoch ist etwas, das mit Sicherheit niemand so schnell vergisst. Sie geht unter die Haut und berührt den Leser im Innersten, verängstigt und verstört vielleicht auch ein bisschen. In jedem Fall jedoch arbeitet sie noch lange nach Beenden des Buches in einem.
Es gibt Bücher, bei denen man mal hier ein paar Kapitel liest, mal da ein paar. „Raum“ hingegen kann man nicht mehr aus der Hand legen, hat man einmal angefangen. Es saugt einen förmlich in die Geschichte, ist vielleicht auch ein wenig voyeuristisch veranlagt.
Ein bermekenswertes Detail der Geschichte ist auch, dass Jack viele Dinge, die er nur ein einziges Mal in seinem Leben kennt, ohne Artikel benennt. Er sagt nicht „der Raum“, sondern einfach nur „Raum“, als sei dies ein Eigenname für ein absolut einmaliges Ding, wie es auch jeden Menschen nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Es sind diese Details, die die Erzählung so unheimlich faszinierend machen.
Jack versteht vieles nicht. Zum Beispiel auch nicht, dass seine Mutter unglaublich verzweifelt ist und unbedingt fliehen will. Dazu ist sie sogar bereit ihr eigenes Kind in Gefahr zu bringen, obgleich sie es gleichzeitig um jeden Preis vor Old Nick beschützen will. Jack versteht auch nicht beziehungsweise es kommt ihm gar nicht in den Sinn, dass seine Mutter eine wesentlich negativere Beziehung zu Raum hat als er selbst. Das leuchtet natürlich ein, er kannte immerhin sein Leben lang nichts anderes und weiß nicht, was er alles verpasst hat.
Der Roman ist weniger eine Geschichte über die Gefangenschaft, als vielmehr die Beziehung von Mutter und Kind, deren ganze Welt sich umeinander dreht, als auch die Eingliederung eines Jungen in die Gesellschaft, der keinen anderen Menschen kennt als sich, seine Mutter und den Entführer, bei dem er sich nicht einmal sicher ist, ob er echt sei. Jack schnappt nur nebenher einige Brocken der Ärzte auf, die für ihn keine Bedeutung haben, durch die der Leser aber einen Blick auch von außen auf die Situation erhaschen kann.
„Raum“ ist ein Roman, der einen auch nach dem Zuklappen der Buchdeckel so schnell nicht wieder loslässt. Seine Erzählperspektive macht ihn zu einem ungewöhnlichen und faszinierenden Roman, der in jedem Fall eine Empfehlung ist.
Mehr von mir auf meinem Blog: http://buchdrache.blogspot.com/
Die Vorstellung ist entsetzlich: jahrelang in einem Verlies gefangen gehalten zu werden, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit mehrfachem Missbrauch durch den Entführer und Peiniger. In „Raum“ erzählt Emma Donoghue die Geschichte des fünfjährigen Jack, dessen gesamte Welt aus Raum, seiner Mutter und seinen Freunden im Fernseher besteht.
Jack kennt nichts anderes als Raum. Raum besteht aus Tisch, Kommode, Zudeck, Fernseher und wenigen anderen lebendnotwendigen Einrichtungen. Durch Oberlicht kommt Licht aus dem Weltall in Raum, aber Jack weiß: Es gibt nur Raum und Weltall jenseits davon, und alles was er im Fernseher sieht, ist „nur Fernseher“, das heißt nicht echt. Gelegentlich kommt Old Nick, dann muss er sich in Kommode verstecken. Old Nick bringt Essen und Kleidung und gelegentlich ein Sonntagsgutti, doch ob Old Nick in echt oder nur Fernseher ist, weiß Jack nicht so genau. Als seine Ma zu seinem fünften Geburtstag Jack zu erklären versucht, dass es mehr gibt als nur Raum, beginnt für Jack sein vielleicht größtes Abenteuer: die Welt.
Der vielleicht genialste Kniff dieses Romans ist seine Erzählperspektive: Der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen eines Fünfjährigen, der in seinem ganzen Leben noch nie Kontakt zur Außenwelt hatte, ja, für den das Konzept einer Außenwelt so ungeheuerlich ist, dass er es zunächst gar nicht begreifen kann und als dumme, langweilige Geschichte seiner Ma abtut. Hinzu kommt das Tempus: Der Roman ist auf höchst subtile Art und Weise im Präsens erzählt; Kinder leben nun einmal im Hier und Jetzt.
Noch einmal die Welt durch die Augen eines Kindes zu erleben, wünscht sich wahrscheinlich so manch ein Erwachsener. Die absolut überzeugende Sicht dieses Kindes jedoch ist etwas, das mit Sicherheit niemand so schnell vergisst. Sie geht unter die Haut und berührt den Leser im Innersten, verängstigt und verstört vielleicht auch ein bisschen. In jedem Fall jedoch arbeitet sie noch lange nach Beenden des Buches in einem.
Es gibt Bücher, bei denen man mal hier ein paar Kapitel liest, mal da ein paar. „Raum“ hingegen kann man nicht mehr aus der Hand legen, hat man einmal angefangen. Es saugt einen förmlich in die Geschichte, ist vielleicht auch ein wenig voyeuristisch veranlagt.
Ein bermekenswertes Detail der Geschichte ist auch, dass Jack viele Dinge, die er nur ein einziges Mal in seinem Leben kennt, ohne Artikel benennt. Er sagt nicht „der Raum“, sondern einfach nur „Raum“, als sei dies ein Eigenname für ein absolut einmaliges Ding, wie es auch jeden Menschen nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Es sind diese Details, die die Erzählung so unheimlich faszinierend machen.
Jack versteht vieles nicht. Zum Beispiel auch nicht, dass seine Mutter unglaublich verzweifelt ist und unbedingt fliehen will. Dazu ist sie sogar bereit ihr eigenes Kind in Gefahr zu bringen, obgleich sie es gleichzeitig um jeden Preis vor Old Nick beschützen will. Jack versteht auch nicht beziehungsweise es kommt ihm gar nicht in den Sinn, dass seine Mutter eine wesentlich negativere Beziehung zu Raum hat als er selbst. Das leuchtet natürlich ein, er kannte immerhin sein Leben lang nichts anderes und weiß nicht, was er alles verpasst hat.
Der Roman ist weniger eine Geschichte über die Gefangenschaft, als vielmehr die Beziehung von Mutter und Kind, deren ganze Welt sich umeinander dreht, als auch die Eingliederung eines Jungen in die Gesellschaft, der keinen anderen Menschen kennt als sich, seine Mutter und den Entführer, bei dem er sich nicht einmal sicher ist, ob er echt sei. Jack schnappt nur nebenher einige Brocken der Ärzte auf, die für ihn keine Bedeutung haben, durch die der Leser aber einen Blick auch von außen auf die Situation erhaschen kann.
„Raum“ ist ein Roman, der einen auch nach dem Zuklappen der Buchdeckel so schnell nicht wieder loslässt. Seine Erzählperspektive macht ihn zu einem ungewöhnlichen und faszinierenden Roman, der in jedem Fall eine Empfehlung ist.
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Gamearth by Kevin J. Anderson
3.0
Brian Herbert und Kevin J. Anderson setzen in »Der Kreuzzug« die frühen Legenden des Wüstenplaneten fort. Dies ist der zweite Teil von drei aus den Wüstenplanet-Legenden.
Serenas Djihad hat gerade erst begonnen. Die Ermordung ihres Kindes durch den Roboter Erasmus war nur das Zünglein an der Wage, das den Flächenbrant des Djihad entfachte. Nun ist es ihr erbittertstes Ziel, die Denkmaschinen auszurotten - um jeden Preis. Serena wird zur Priesterin des Djihad, zur strahlenden Galeonsfigur ihres Welten umfassenden Kreuzzuges gegen die Maschinen. Und sie schreckt vor nichts zurück, denn sie ist fest entschlossen, die Denkmaschinen bis auf den letzten Gelschaltkreis zu vernichten. Selbst wenn sie dafür über die Leichenberge ihres eigenen Volkes gehen muss.
Im Prinzip erfüllt dieser Band genau die Erwartungen, die sein Vorgänger schürte: Er war weder besser noch schlechter als dieser. Leider heißt das auch, dass mir als Neuling des Wüstenplaneten immer noch ein paar Details fremd bleiben. Jetzt bleibt es also auf die Originalreihe zu hoffen, dass diese Dinge da geklärt werden. Das finde ich ein wenig schade. Aber zum Glück sind das nur Details, insgesammt bleibt der Roman verständlich.
Das liegt mitunter auch daran, dass einige grundlegende Fakten immer und immer wieder wiederholt werden, teils, als seien sie Ereignisse, die in anderen Büchern stattfanden und nicht gerade einmal 200 Seiten vorher. Das war ein wenig befremdlich. Zumindest hilft es beim Memorieren.
Was auch diesem Roman fehlen, sind echte Emotionen. Recht weit am Anfang gibt es eine Szene, in der ein Mensch von Kampfrobotern zu Tode gefoltert wird, die jedoch im Leser nicht mehr auslöst als ein »Gut, okay. Der ist jetzt hin.« Die Szene ist exemplarisch für viele eigentlich emotionale Szenen im Buch, die sehr steril und gefühlskalt dargestellt werden. Gibt es Emotionen, wirken sie mitunter sehr aufgesetzt und steif und haben damit ebenfalls eine eher geringe Wirkung auf den Leser.
Kurioserweise ist es die Denkmaschine Erasmus, die durchaus Emotionen auslösen kann. Durch seine perversen und grausamen Experimente an menschlichen Sklaven gelingt es ihm wie keiner anderen Denkmaschine, Abscheu im Leser auszulösen - genau das, was damit auch erreicht werden wollte. Hier ist es tatsächlich gelungen. Ein wenig kurios, denn Erasmus ist immer noch ein Computer, jedoch einer auf dem besten Weg zum Mensch, was noch durchaus interessante Entwicklungen bereithalten könnte.
Der Roman geht mittlerweile differenzierter mit Serenas Djihad um, vor allem gegen Ende des Romans. Im Laufe der Handlung wird immer wieder angesprochen, dass mit fortschreitender Dauer des Krieges die Proteste gegen den Djihad immer heftiger werden und die Menschen ein Ende des Krieges herbeisehen. Es gibt jedoch eine Reihe von Protagonisten, die stark vom Krieg profitieren und nicht wollen, dass er aufhört, da sie sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren. Serena selbst ist mittlerweile so fanatisch von der Idee besessen, die Denkmaschinen auszurotten, dass ihre gesamte Existenz darauf ausgerichtet ist. Auch sie kann daher nicht zulassen, dass der Krieg aufhört und ein Frieden mit den Denkmaschinen ausgehandelt wird. Sie und einige andere unternehmen daher aktive Bestrebungen, den Krieg weiterhin fortzuführen - auf Kosten vieler Milliarden Menschenleben. Während im ersten Band noch relativ klar in Gut und Böse unterteilt wird, bekommen einige Seiten hier doch deutlichere Grauschattierungen.
Und dann gibt es da noch die Cymex, die ebenfalls gegen Omnius aufgebehren wollen, gleichzeitig aber gleicheztig auch keine Verbündeten der Liga der Edlen, also der freien Menschen, sind. Damit ist plötzlich jeder gegen jeden, und auch innerhalb der Fraktionen gibt es Spannungen, die zum Vorteil für die anderen beiden Parteien gereicht sein könnten. Damit stellt der Roman eine ziemlich explosive Mischung her.
Leider kommt davon durch die rar gesähten Emotionen der Protagonisten nicht alles beim Leser an und der Roman bleibt schlussendlich doch hinter seinem Potenzial zurück. Er hätte sich damit seinem Vorgänger gegenüber steigern können. Dennoch bleibt die Lust und Neugierde auf die folgenden Bände, auch wenn es nicht die aufregendste Lektüre war.
Serenas Djihad hat gerade erst begonnen. Die Ermordung ihres Kindes durch den Roboter Erasmus war nur das Zünglein an der Wage, das den Flächenbrant des Djihad entfachte. Nun ist es ihr erbittertstes Ziel, die Denkmaschinen auszurotten - um jeden Preis. Serena wird zur Priesterin des Djihad, zur strahlenden Galeonsfigur ihres Welten umfassenden Kreuzzuges gegen die Maschinen. Und sie schreckt vor nichts zurück, denn sie ist fest entschlossen, die Denkmaschinen bis auf den letzten Gelschaltkreis zu vernichten. Selbst wenn sie dafür über die Leichenberge ihres eigenen Volkes gehen muss.
Im Prinzip erfüllt dieser Band genau die Erwartungen, die sein Vorgänger schürte: Er war weder besser noch schlechter als dieser. Leider heißt das auch, dass mir als Neuling des Wüstenplaneten immer noch ein paar Details fremd bleiben. Jetzt bleibt es also auf die Originalreihe zu hoffen, dass diese Dinge da geklärt werden. Das finde ich ein wenig schade. Aber zum Glück sind das nur Details, insgesammt bleibt der Roman verständlich.
Das liegt mitunter auch daran, dass einige grundlegende Fakten immer und immer wieder wiederholt werden, teils, als seien sie Ereignisse, die in anderen Büchern stattfanden und nicht gerade einmal 200 Seiten vorher. Das war ein wenig befremdlich. Zumindest hilft es beim Memorieren.
Was auch diesem Roman fehlen, sind echte Emotionen. Recht weit am Anfang gibt es eine Szene, in der ein Mensch von Kampfrobotern zu Tode gefoltert wird, die jedoch im Leser nicht mehr auslöst als ein »Gut, okay. Der ist jetzt hin.« Die Szene ist exemplarisch für viele eigentlich emotionale Szenen im Buch, die sehr steril und gefühlskalt dargestellt werden. Gibt es Emotionen, wirken sie mitunter sehr aufgesetzt und steif und haben damit ebenfalls eine eher geringe Wirkung auf den Leser.
Kurioserweise ist es die Denkmaschine Erasmus, die durchaus Emotionen auslösen kann. Durch seine perversen und grausamen Experimente an menschlichen Sklaven gelingt es ihm wie keiner anderen Denkmaschine, Abscheu im Leser auszulösen - genau das, was damit auch erreicht werden wollte. Hier ist es tatsächlich gelungen. Ein wenig kurios, denn Erasmus ist immer noch ein Computer, jedoch einer auf dem besten Weg zum Mensch, was noch durchaus interessante Entwicklungen bereithalten könnte.
Der Roman geht mittlerweile differenzierter mit Serenas Djihad um, vor allem gegen Ende des Romans. Im Laufe der Handlung wird immer wieder angesprochen, dass mit fortschreitender Dauer des Krieges die Proteste gegen den Djihad immer heftiger werden und die Menschen ein Ende des Krieges herbeisehen. Es gibt jedoch eine Reihe von Protagonisten, die stark vom Krieg profitieren und nicht wollen, dass er aufhört, da sie sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren. Serena selbst ist mittlerweile so fanatisch von der Idee besessen, die Denkmaschinen auszurotten, dass ihre gesamte Existenz darauf ausgerichtet ist. Auch sie kann daher nicht zulassen, dass der Krieg aufhört und ein Frieden mit den Denkmaschinen ausgehandelt wird. Sie und einige andere unternehmen daher aktive Bestrebungen, den Krieg weiterhin fortzuführen - auf Kosten vieler Milliarden Menschenleben. Während im ersten Band noch relativ klar in Gut und Böse unterteilt wird, bekommen einige Seiten hier doch deutlichere Grauschattierungen.
Und dann gibt es da noch die Cymex, die ebenfalls gegen Omnius aufgebehren wollen, gleichzeitig aber gleicheztig auch keine Verbündeten der Liga der Edlen, also der freien Menschen, sind. Damit ist plötzlich jeder gegen jeden, und auch innerhalb der Fraktionen gibt es Spannungen, die zum Vorteil für die anderen beiden Parteien gereicht sein könnten. Damit stellt der Roman eine ziemlich explosive Mischung her.
Leider kommt davon durch die rar gesähten Emotionen der Protagonisten nicht alles beim Leser an und der Roman bleibt schlussendlich doch hinter seinem Potenzial zurück. Er hätte sich damit seinem Vorgänger gegenüber steigern können. Dennoch bleibt die Lust und Neugierde auf die folgenden Bände, auch wenn es nicht die aufregendste Lektüre war.