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pascalthehoff's Reviews (404)
Klassiker des 19. Jahrhunderts in allen Ehren, aber oft sind diese Werke ja doch primär aus historischer Perspektive interessant und gerne mal zumindest ein paar Zentimeter angestaubt. Ganz anders ist das bei Verbrechen und Strafe, dessen emotionale und psychologische Komplexität in zeitlosen Fragen auch für moderne Lesegewohnheiten keinen Deut weniger faszinierend und aufwühlend wirkt. Ganz im Gegenteil: Das (aus heutiger Sicht) historische Setting ist sogar ziemlich zweitrangig; nicht zuletzt, weil dessen einzige wichtige Elemente wie tief gespaltene gesellschaftliche Klassen bis heute existieren.
Und ja, natürlich, da ist der irrwitzig facettenreiche innere Konflikt des Protagonisten im Mittelpunkt. Und die ganzen anderen Nebenfiguren mit ihren Erzählsträngen, deren Dilemmata ebenfalls grob unter den Schirm „Verbrechen und Strafe“ oder „Schuld und Sühne“ (wie auch immer) fallen. Wie tief sich der Roman in diese Löcher gräbt und dort auch noch die letzten Winkel ausleuchtet – darüber wurde nun wirklich genug geschrieben. Genau wie über die Mordszene mit allem Drumherum, die problemlos mit jedem modernen Thriller mithalten könnte.
Was mich am meisten gefesselt hat, ist, wie lebendig der Roman klingt. Jeder Dialog ist ein verbales Tennismatch mit Kanonenkugeln. Besonders in der Hörbuch-Version von Frank Arnold – vielleicht das beste Hörbuch, das ich je gehört habe – saß ich in vielen der Diskussionen zwischen zwei oder mehreren Charakteren da und verzog bei besonders passionierten Wortschwällen das Gesicht. Die verbalen slam dunks fliegen zuweilen einfach so hart um die Ohren. Stellt euch hier ein „sick burn“ Reaction GIF vor – das war ich bei 80% der Dialoge in diesem Buch. Einige Ausführungen sind wie ein rhetorisches Gitarrensolo, dessen Virtuosität das Gesicht reflexartig im stank face erstarren lässt. Der naheliegendste Vergleich dürften die Dialoge von Quentin Tarantino sein: Kunstvoll ausschweifend, niemand würde je so reden; und doch wirkt es in sich stimmig und ist ein Genuss für die Ohren und den Intellekt – einfach, weil hier keine Auseinandersetzung so aussieht, wie man sie erwartet. Aber ehrlich gesagt ist das hier deutlich besser als Tarantino. Das liegt nicht zuletzt an der Tiefe und Komplexität der Gespräche – begünstigt durch eben jene spannenden Konflikte, um die sich Verbrechen und Strafe im Kern dreht.
Die lebendige Sprache erstreckt sich auch jenseits der Dialoge in die inneren Monologe des Protagonisten sowie viele der sonstigen Beschreibungen. Der Roman hat eine unheimliche sprachliche Dynamik – trotz seines großen Umfangs und des äußerst langsamen Erzähltempos. Da greifen viele Zahnräder ineinander, die eigentlich nicht ineinandergreifen sollten und gerade deshalb ist der Roman so faszinierend: Philosophische Tiefe, ausladende Sprache und ein gewaltiger Detailgrad auf der einen Seite – und auf der anderen Seite zutiefst berührende menschliche Authentizität, mitreißende emotionale Anknüpfpunkte sowie eine unterm Strich kinderleichte lineare Struktur.
Eigentlich gibt es keinen Grund, diesen Klassiker nicht zumindest mal bis zur ikonischen Mordszene zu lesen oder – noch besser – in der Hörbuchversion mit Frank Arnold zu hören.
Und ja, natürlich, da ist der irrwitzig facettenreiche innere Konflikt des Protagonisten im Mittelpunkt. Und die ganzen anderen Nebenfiguren mit ihren Erzählsträngen, deren Dilemmata ebenfalls grob unter den Schirm „Verbrechen und Strafe“ oder „Schuld und Sühne“ (wie auch immer) fallen. Wie tief sich der Roman in diese Löcher gräbt und dort auch noch die letzten Winkel ausleuchtet – darüber wurde nun wirklich genug geschrieben. Genau wie über die Mordszene mit allem Drumherum, die problemlos mit jedem modernen Thriller mithalten könnte.
Was mich am meisten gefesselt hat, ist, wie lebendig der Roman klingt. Jeder Dialog ist ein verbales Tennismatch mit Kanonenkugeln. Besonders in der Hörbuch-Version von Frank Arnold – vielleicht das beste Hörbuch, das ich je gehört habe – saß ich in vielen der Diskussionen zwischen zwei oder mehreren Charakteren da und verzog bei besonders passionierten Wortschwällen das Gesicht. Die verbalen slam dunks fliegen zuweilen einfach so hart um die Ohren. Stellt euch hier ein „sick burn“ Reaction GIF vor – das war ich bei 80% der Dialoge in diesem Buch. Einige Ausführungen sind wie ein rhetorisches Gitarrensolo, dessen Virtuosität das Gesicht reflexartig im stank face erstarren lässt. Der naheliegendste Vergleich dürften die Dialoge von Quentin Tarantino sein: Kunstvoll ausschweifend, niemand würde je so reden; und doch wirkt es in sich stimmig und ist ein Genuss für die Ohren und den Intellekt – einfach, weil hier keine Auseinandersetzung so aussieht, wie man sie erwartet. Aber ehrlich gesagt ist das hier deutlich besser als Tarantino. Das liegt nicht zuletzt an der Tiefe und Komplexität der Gespräche – begünstigt durch eben jene spannenden Konflikte, um die sich Verbrechen und Strafe im Kern dreht.
Die lebendige Sprache erstreckt sich auch jenseits der Dialoge in die inneren Monologe des Protagonisten sowie viele der sonstigen Beschreibungen. Der Roman hat eine unheimliche sprachliche Dynamik – trotz seines großen Umfangs und des äußerst langsamen Erzähltempos. Da greifen viele Zahnräder ineinander, die eigentlich nicht ineinandergreifen sollten und gerade deshalb ist der Roman so faszinierend: Philosophische Tiefe, ausladende Sprache und ein gewaltiger Detailgrad auf der einen Seite – und auf der anderen Seite zutiefst berührende menschliche Authentizität, mitreißende emotionale Anknüpfpunkte sowie eine unterm Strich kinderleichte lineare Struktur.
Eigentlich gibt es keinen Grund, diesen Klassiker nicht zumindest mal bis zur ikonischen Mordszene zu lesen oder – noch besser – in der Hörbuchversion mit Frank Arnold zu hören.
Nur allzu gerne belächeln wir „Lokalliteratur“ – also Literatur von regionalen Autor*innen, die in unserer eigenen Stadt oder dem eigenen Bundesland spielt. Während solche Romane meist den Ruf haben, dröge Klischees ihrer Region abzuhaken, wirft Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer das Ruhrgebiet prompt in eine Postapokalypse… und nimmt lieber die Klischees dieses Genres mit, statt der des Potts.
Was mich dennoch überraschte war, wie kurzweilig und spannend dieser Roman nach seinem etwas zähen Einstieg war. Schlicht solides Handwerk, das zugegeben maßgeblich davon profitiert, dass Menschenhandel und Prepper-Banden im Pott deutlich frischer wirken als im x-ten US-Setting.
Auch die Flutapokalypse infolge der Erderwärmung trägt dazu bei, diese Postapokalypse vom tausendsten Walking-Dead-Abklatsch abzuheben. Wenngleich die Überschwemmung und Verwahrlosung, wie sie hier dargestellt wird, in vielerlei Hinsicht äußerst überspitzt ist, bietet diese Überspitzung doch ein anschauliches Bild der Gefahren, die der Klimawandel für uns birgt.
Was mich dennoch überraschte war, wie kurzweilig und spannend dieser Roman nach seinem etwas zähen Einstieg war. Schlicht solides Handwerk, das zugegeben maßgeblich davon profitiert, dass Menschenhandel und Prepper-Banden im Pott deutlich frischer wirken als im x-ten US-Setting.
Auch die Flutapokalypse infolge der Erderwärmung trägt dazu bei, diese Postapokalypse vom tausendsten Walking-Dead-Abklatsch abzuheben. Wenngleich die Überschwemmung und Verwahrlosung, wie sie hier dargestellt wird, in vielerlei Hinsicht äußerst überspitzt ist, bietet diese Überspitzung doch ein anschauliches Bild der Gefahren, die der Klimawandel für uns birgt.
Kurios: Bisher hat erst eine weitere Person auf Goodreads neben mir dieses Buch (in seiner deutschen Übersetzung) gelesen? Was soll ich sagen? Essays über die ukrainische Kolonialgeschichte inklusive der Nachwirkungen der Nazi- und Sowjetbesetzungen sowie ein wenig Feminismus und (Pop)Kulturgeschichte. Das alles in einem beißenden, wortgewandten Schreibstil, der selten langweilig – wenn auch manchmal langwierig – wird.
In terms of application, this book is absolutely above my level of musicianship. But I've heard so many good things about it, I was interested nonetheless.
Despite not being able to effectively apply its "lessons" (if you can even call it that) right away, I liked how practical and motivating this book's "don't think, DO!" approach is. Never have I been that motivated to learn songs by ear and actually analyze the theory behind what I've just learned.
Small steps, sure; but maybe one day, I will actually be able to appreciate every chapter in the book to the fullest. (One can dream...)
Despite not being able to effectively apply its "lessons" (if you can even call it that) right away, I liked how practical and motivating this book's "don't think, DO!" approach is. Never have I been that motivated to learn songs by ear and actually analyze the theory behind what I've just learned.
Small steps, sure; but maybe one day, I will actually be able to appreciate every chapter in the book to the fullest. (One can dream...)
Probably the best piece of literature on the Fab Four I've read in my nine years of obsession with the Beatles. It sheds a light on the often-overlooked post-breakup era with just the right amount of biographical and cultural background detail.
This well-summarized glance at the solo Beatles' lives would be interesting enough on it's own, but in this book, it is interwoven with a description of hypothetical post-Let it Be Beatles albums compiled of the greatest solo songs.
The author's authentic joy in fantasizing about these what if-albums is so compelling that it was hard for me to put the book down for its entire length. The sections on each song are not only stylistically pleasant to read, but also full of neat little anecdotes, background information as well as witty little jokes every now and then. It's so refreshing to see the solo Beatles' songs in such a different light and it's an even greater joy to listen to the fantasy albums the author fabricated via my own playlist on Spotify (although you will definitely need additional songs to the ones that are on Spotify - they don't have the B-sides and stuff like that).
I can't recommend this book enough to any Beatles fan who isn't too jaded to have a little fun with a little make believe-speculation. It's also great for anyone who could never really get a grasp on the enormous musical output of the solo Beatles. You definitely don't need to know every Ringo album to be able to enjoy this book. (As a matter of fact, I barely knew any Ringo solo songs myself before reading this book, but shhh...)
This well-summarized glance at the solo Beatles' lives would be interesting enough on it's own, but in this book, it is interwoven with a description of hypothetical post-Let it Be Beatles albums compiled of the greatest solo songs.
The author's authentic joy in fantasizing about these what if-albums is so compelling that it was hard for me to put the book down for its entire length. The sections on each song are not only stylistically pleasant to read, but also full of neat little anecdotes, background information as well as witty little jokes every now and then. It's so refreshing to see the solo Beatles' songs in such a different light and it's an even greater joy to listen to the fantasy albums the author fabricated via my own playlist on Spotify (although you will definitely need additional songs to the ones that are on Spotify - they don't have the B-sides and stuff like that).
I can't recommend this book enough to any Beatles fan who isn't too jaded to have a little fun with a little make believe-speculation. It's also great for anyone who could never really get a grasp on the enormous musical output of the solo Beatles. You definitely don't need to know every Ringo album to be able to enjoy this book. (As a matter of fact, I barely knew any Ringo solo songs myself before reading this book, but shhh...)