muyelinh's reviews
79 reviews

50 by Nora Bartels, Hideo Yokoyama

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informative reflective slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

2.0

Mit dem opulenten 760-Seiten-Wälzer "64" hatte ich vor Jahren zum ersten Mal ein Buch von Hideo Yokoyama zur Hand genommen. Eine sehr spezielle Geschichte war das, die von der Konkurrenz ermittelnder Behörden in Japan handelte und abseits vieler Krimi-Klischees aus Europa vor sich hin wandelte. Und sich dabei zog wie ein Kaugummi, wenngleich die Auflösung doch irgendwie spannend war.

Nach langer Zeit der Verarbeitung las ich nun also "50" in der Hoffnung, auf 347 Seiten eine weitaus straffere und damit spannendere Handlung zu erhalten.
Die Prämisse klingt sehr mysteriös: Der Polizeihauptmann Sōichirō Kaji zeigt sich selbst an, nachdem er seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau auf deren Verlangen hin getötet hat - allerdings erst zwei Tage nach der Tat. Darüber, was er in der Zwischenzeit getan hat, schweigt er jedoch eisern.

Die Dynamik des Falles entspinnt sich auch hier im Gegeneinanderarbeiten von Polizei, Justiz und Presse, was auch durch die sechs verschiedenen Erzähler deutlich wird. Typische Ermittlungen finden hingegen praktisch gar nicht statt, sondern werden sofort von den Institutionen im Keim erstickt. So kommt nie richtige Spannung auf, und das ungeklärte Mysterium bleibt der einzige Hook, der mich als Leser bei der Stange gehalten hat. Damit geht auch einher, dass sich der Status des Geschehens über einen Großteil des Buches nicht ändert, und dass es zu vielen Wiederholungen kommt. Zwar gibt es eine zufriedenstellende Auflösung, diese ist aber kein Schocker oder gar Twist, wie dies bei "64", wo das Ende das Buch zu einem großen Teil rettete, noch der Fall war. Im Prinzip ist das für mich kein Krimi, sondern ein Roman.

Ich hätte natürlich vorab ahnen können, dass es darauf hinauslaufen würde, hatte aber die Hoffnung, dass die guten Ansätze in einem kürzeren Umfang besser zum Tragen kommen würden. Nun weiß ich, dass man auch auf nur 350 Seiten eine sehr langweilige Geschichte erzählen kann.

Dabei ist das Buch keinesfalls schlecht geschrieben, als Roman hat es definitiv eine Berechtigung, und wer auf Slowburn und Charakterbeziehungen in einer von Ehrbegriffen geprägten Gesellschaft steht, hat mit diesem Werk sicher eine gute Zeit. Doch für einen Krimi fehlte es mir eindeutig an Spannungselementen oder überraschenden Wendungen. Nun bin ich sehr unschlüssig ob seines dritten Werkes "2", zwei Kurzgeschichten, die mit unter 100 Seiten auskommen. Einerseits würde sich der Zeitverlust dabei in engen Grenzen halten, sodass es geboten scheint, dem Autor nochmal eine Chance zu geben, andererseits bin ich nun auch irgendwie zu der Einsicht gelangt, dass Yokoyamas Zugang zu Kriminalhandlungen vermutlich nichts für mich ist. 

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Der Pfad der Adlerkrieger: Roman by Jin Yong

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adventurous inspiring medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Mit dem dritten Teil seiner berühmten Adlerkrieger-Saga beschritt Jin Yong weiter einen Weg, der sich leider zunehmend von der großartigen Handlungsstruktur des ersten Bandes entfernt.
Für die ersten zweihundert Seiten minimiert sich der Kreis der Figuren stark, weil Guo Jing, Huang Rong und der Bettlerfürst gemeinsam mit ihren Feinden Ouyang Feng und Ouyang Ke auf einer einsamen Insel gestrandet sind. Leider ist dieses im Folgenden sehr breit ausgewalzte Szenario ziemlich witzlos, da zumindest mir schon relativ früh klar war, dass keiner der Fünf abkratzen würde und deswegen alle Kämpfe bis fast zur Hälfte des Buches total unnötig waren. Dazu gehört auch, dass plötzlich das Mantra, böse Personen auf keinen Fall zu töten und sich stattdessen von Ihnen immer wieder angreifen zu lassen, obwohl man sich ihrer schon längst hätte entledigen können, sehr oft benutzt wird, um Antagonisten am Leben zu erhalten. Das nimmt ihnen jedoch sehr viel von ihrer Bedrohung, und im ersten Band war das noch nicht so.
Dazu muss sehr negativ angemerkt werden, dass Ouyang Ke und Ouyang Feng über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg am laufenden Band verwechselt werden, sodass man sogar droht, den Überblick zu verlieren. Da war das Korrektorat total im Tiefschlaf, Schnitzer, die einem so renommierten Verlag niemals passieren dürfen. 

Des Weiteren macht es die Welt auch um Einiges uninteressanter, dass es jetzt 4 überkrasse Meister gibt, die jedem anderen total überlegen sind. Wo früher die Kämpfe total spannend und mitreißend waren, sind Figuren von damals, wie die Sieben Sonderlinge oder das Gefolge Wanyan Honglies, nun totale Stümper und die Kämpfe oftmals zu einseitig.

Zum Ende hin wird es wieder besser. Qiu Qianren bekommt eine Charaktertiefe, die ein paar Fragen aufklärt und der Story guttut. Die Kämpfe in Niu sind auch ziemlich gut, vor allem konsequent und auch spannender beschrieben als die der Meister, die durch ihr Kung-Fu-Fachchinesisch zu entrückt erscheinen. Yang Kang ist mittlerweile sowieso so etwas wie der einzige ambivalente Charakter und gefällt mir wieder gut.

Die Fortsetzung ist keine Verbesserung zu Band 2. Mal schauen, wie der Showdown so wird. Ich erwarte nicht mehr allzu viel, denn Stand jetzt müssen die beiden Helden und ihre Mitstreiter eigentlich nur noch Ouyang Feng fürchten, der aber allein gegen die verbündeten Meister auch keine Chance hätte. Hoffentlich taucht nur nicht wieder irgendwer wegen Missverständnissen plötzlich auf der anderen Seite auf, wie in diesem Band mehrfach geschehen... 
Der Schwur der Adlerkrieger by Jin Yong

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adventurous lighthearted medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Irgendwie war diese Fortsetzung nicht mehr so genial wie der Auftakt, auch wenn man sich nun natürlich besser in der fremdartigen Welt zurechtfindet. Mein Hauptgrund, warum ich diesen Band deutlich schwächer bewerte, sind Dinge, die im ersten Teil noch herausragend waren: Die Figuren und die Kämpfe.

Guo Jing reist in diesem Buch um einiges mehr umher und erhält zwei neue Meister: Den Bettlerfürsten Hong Qigong und den "Alten Kindskopf" Zhou Botong. Leider konnte ich zu beiden keine besondere Beziehung aufbauen, weil sie mit ihrem überragenden Kung-Fu, welches das Können vorheriger Figuren bei weitem übersteigt, der Geschichte zunehmend entrückt und für mich nicht interessant waren. Dasselbe gilt auch für andere neu eingeführte Figuren. Insgesamt wirken die Personen über den Umfang der Ausgangsgeschichte hinausgewachsen und verschwimmen zu einer Art Einheit, die die großartige Unkonventionalität des ersten Bandes nicht widerspiegeln kann. Sehr schade!

Dazu kommt, dass auch die Kämpfe, im ersten Band ein absolutes Highlight, hier eher austauschbar wirkten. Zum einen werden ständig Techniken genannt, aber nicht erklärt, wodurch das ganze schwer nachvollziehbar ist. Zum anderen wirken die Umstände der Konflikte nicht mehr so organisch wie im ersten Band, und oft wird nur um des Kämpfens willen gekämpft, was total langweilig war, weil es ohnehin für niemanden Konsequenzen hatte. Ganz hart gesagt, ist nach diesem Band nahezu alles so, wie es vorher auch war.

Das Buch eine Enttäuschung zu nennen, wäre unfair, da es trotzdem viele spannende Momente, einen teilweise gut zündenden Humor und auch tolle Figuren (u. a. Huang Rong) oder Subplots (Yang Kang, der hoffentlich im dritten Band eine größere Rolle spielen wird, und Mu Nianci) aufweist. Auch die offensichtlich herausragende Übersetzung möchte ich erneut loben, wobei das Glossar im Vergleich zu Band 1 (keine Seitenangaben mehr, teilweise Wörter, die in diesem Band gar nicht vorkommen) abfällt. 
Die Legende der Adlerkrieger by Jin Yong

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adventurous inspiring tense medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.75

"Das meistgelesene Fantasy-Epos aller Zeiten"? "Der chinesische Herr der Ringe"? Okay, das muss ich lesen. Also rein in diesen dicken Brocken, mitten in die legendäre Welt des alten China.

Nach einem kurzen Vorwort, das den unbedarften Leser ein erstes Mal vorsichtig in die Welt einführt, schließt sich direkt mal eine schier endlose Namensliste an. Und ja, natürlich ist es sehr schwer, sich erst einmal in diesem unendlichen Panorama zurechtzufinden und die ganzen chinesischen Namen, die stets mit Vor- und Nachnamen ausgesprochen werden, auseinanderzuhalten. Dementsprechend dauert es auch ein bisschen, bis man richtig in der Geschichte drin ist. Aber Hallelujah, dann läuft die Story wie frisch geölt!

Angesiedelt ist das Setting um das Jahr 1200, und der übergreifende Konflikt speist sich aus dem Gegensatz zwischen der südlichen Song-Dynastie der Han-Chinesen und dem von den nomadischen Jurchen eroberten Nordchina. Darüberhinaus spielen auch die Mongolen und andere Stämme jenseits der großen Mauer eine wichtige Rolle, wobei auch historische Personen, allen voran natürlich Dschingis Khan, aber auch seine Söhne und Generäle eine Rolle spielen.

Die tatsächlichen Helden der Geschichte agieren jedoch abseits der Paläste: Es sind Mitglieder des Jianghu, der Vereinigung der Kung-Fu-Kämpfer, die in vieler Hinsicht ihr eigenes Ding durchziehen.
Die Hauptfigur ist der Junge Guo Jing, der in der Mongolei aufwächst und für einen brisanten Kampf gegen einen ihm unbekannten Gegner ausgebildet werden soll. Guo Jing erinnert mit seiner starken Naivität und seinem goldenen Herzen stark an Son-Goku aus "Dragon Ball", und ist ein liebenswerter Protagonist. Noch besser sind seine Lehrmeister, die sieben "Sonderlinge des Südens", eine Gruppe von Kämpfern, die alle durch vollkommen unterschiedliche Kampfstile und Charakterzüge eine anziehende Mischung bereithalten.

An dieser Stelle alle Charaktere aufzuzählen, würde natürlich viel zu weit führen. Es sei damit getan, dass der Autor sehr viel Zeit und Mühe investiert hat, um zahlreiche großartige Figuren zu entwickeln, die alle ganz verschieden und doch auch in vieler Hinsicht natürliche Verbündete sind. Keiner entspricht dem gängigen Klischee des weisen asiatischen Großmeisters, sondern jeder ist fehlbar und menschlich. Jeder von ihnen könnte selbst mühelos eine ganze Geschichte tragen, und in dieser geballten Konstellation eröffnet sich eine Welt, die in zahlreichen Kategorien ihresgleichen sucht. 
Angemerkt sei auch, dass die weiblichen Figuren, vor allem dafür, dass das Buch original in den 1950er-Jahren geschrieben wurde, sehr fortschrittlich geschrieben sind. Natürlich sind sie wunderschön - aber gleichzeitig auch gleichberechtigte und ebenbürtige Kämpferinnen, die sehr wichtige Rollen übernehmen. 

Besonders fantastisch sind hierbei die Kämpfe. In wirklich jedem Kapitel geht es richtig zur Sache, und im Unterschied zu so vielen Fantasyreihen fühlt sich jeder Kampf nicht nur bedeutungsvoll, sondern genuin eigenständig an. Wo woanders nach Schema F rumgekloppt wird, entspinnen sich hier durchdachte Choreografien, die von den Eigenheiten der Kämpfenden leben. Manche haben enge moralische Grundsätze, andere wiederum gar nicht. Wieder andere schwimmen in der weiten Grauzone. Und natürlich unterscheiden sich auch die Konstellationen sowie die Fertigkeiten sehr stark, was immer wieder interessante, einzigartige Situationen produziert. Schon früh fiebert man richtig mit.

Es gibt immer wieder auch gewisse Längen, aber insgesamt ist diese Geschichte beeindruckend vielschichtig und komplex, und sie findet regelmäßig wieder zu den so atemberaubenden Actionsequenzen.

Mir bleibt also an dieser Stelle gar nicht mehr so viel zu sagen, außer die lebendige Übersetzung von Karin Betz zu loben, die diesen Balanceakt mit Bravour bestritten hat. 
Monstermäßig verknallt - Band 6 by Spica Aoki

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adventurous emotional fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

5.0

Monstermässig verknallt - Band 5 by Spica Aoki

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adventurous lighthearted relaxing fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Monstermäßig verknallt – Band 4 by Spica Aoki

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adventurous funny lighthearted fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

Monstermäßig verknallt – Band 3 by Spica Aoki

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emotional funny sad fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Monstermäßig verknallt – Band 2 by Spica Aoki

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emotional funny lighthearted fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

5.0

Stahlblaue Nacht by Tetsuya Honda

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dark mysterious tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

4.0

In ihrem zweiten Fall ist eine abgetrennte Hand das einzige Indiz, das Reiko Himekawa bei der Täterjagd zur Verfügung steht. Schnell führt eine Spur ins Tokioter Baugewerbe, in dem offenbar durch arrangierte Unfälle lukrativer Versicherungsbetrug betrieben wird. Doch gerade, als die Todesrekonstruktion des Bauarbeiters Kenichi Takaoka langsam Formen anzunehmen scheint, lässt ein ehemaliger Jugendfreund eine Bombe platzen, die die gesamte Ermittlung auf den Kopf stellt.

In souveränerem Stil als noch im ersten Band entwirft Tetsuya Honda einen Plot, der leider in der ersten Hälfte nur schwer in die Gänge kommt, dann aber ein spannendes Ende bereithält, bei dem das Miträtseln mir diesmal richtig Spaß gemacht hat. Der Spagat zwischen der Enthüllung von Sensationen und der Glaubwürdigkeit der Handlung ist sehr gut gelungen.

Weil Reiko durchaus viel mit Yuka Sato, einer meiner fiktiven Lieblingsfiguren mit eigener Reihe, gemein hat, habe ich mir immer die Frage gestellt, warum zweitere mir doch so viel besser gefällt. Und ich glaube, ich habe die Antwort gefunden: Ihr Team ist viel sympathischer und ihre Gegenspieler interessanter. Denn bei Reiko steht der Feind immer auch in den eigenen Reihen, hier vertreten durch ihren Rivalen Kusaka. Es mag ein interessanter Ansatz sein, aber mir gehen die Eifersüchteleien innerhalb der Polizei ziemlich gegen den Strich, auch wenn diese, wenn man bei Hideo Yokoyama weiterliest, offensichtlich echt ein Ding in Japan sind und möglicherweise authentischer, als ich glauben möchte.
Nichtsdestotrotz sind es Gegebenheiten, die einen Krimi für mich viel zu oft ausbremsen. Eine wirklich mitreißende Dynamik entsteht für mich bei Kriminalromanen dann, wenn der Konflikt sich zwischen Täter und Ermittler entzündet und sich hier zwei geniale Protagonisten in ein Katz-und-Maus-Spiel stürzen. Das ist hier nicht ausgeschöpft. Wobei ich dem Band immerhin zugute halten muss, dass der unerträgliche Katsumata aus Band 1 nicht mehr vorkommt. Unverbesserlichen Kotzbrocken irgendeine Art von Sympathie andichten zu wollen, zieht nicht. Nie. Auch wenn es unterschwellig passiert. Da ist es besser, man klammert so jemanden halt aus. Danke. 

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