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44 reviews

Die Magd der Fugger by Peter Dempf

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adventurous dark
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

2.0

Wer Geschichten mag, die im Mittelalter angesetzt sind, wird womöglich Gefallen daran finden.
Generell bin auch ich geschichtsinteressiert und war gespannt, etwas über den Aufstieg des ersten Fuggers zu lernen, wie es im Klappentext versprochen wird. Nun ja, über diesen Aufstieg habe ich herzlich wenig gelernt, da in diesem Roman die meisten wichtigen Ideen und Anregungen von der Magd Anna kommen, die es ja in Wirklichkeit gar nicht gegeben hat. Generell schweift der Roman zum Teil sehr in die Fiktion ab, was man ihm allerdings nicht vorwerfen darf. Denn man muss zugeben, es gibt zu wenige Quellen, um eine realitätsnahe Geschichte zu erzählen, das ist dem Autor auch bewusst.
Trotzdem liest sich der Roman - meiner Meinung nach - eher schleppend. Der Plot schafft es nicht, eine gewisse Spannung aufrecht zu halten, und nach 30 Seiten hatte ich meistens für den Tag keine Lust mehr, weiterzulesen. Beinahe alle Charaktere sind unausstehlich, lediglich Gernot mochte ich, der aber erst in der zweiten Hälfte des Romans wirklich auftaucht bzw. an Relevanz gewinnt. Oft konnte man Annas oder Hans' Taten nicht nachvollziehen, sie handelten eher so, wie es der Plot gerade brauchte, statt tatsächlich ihrem Charakter entsprechend. Hans' Persönlichkeit ist sowieso sehr vage umrissen und man weiß auch nach 500 Seiten nicht, welche Art Mensch er eigentlich ist, man erfährt nur seinen kontinuierlichen Abstieg in die kaufmännische Hinterlistigkeit.
Am aller meisten gestört hat mich die Beziehung zwischen Hans und Anna. Zunächst bin ich persönlich kein Freund von Romanzen in modernen Romanen, und hatte auch keine erwartet, als ich anfing, zu lesen. Das ist eine subjektive Präferenz meinerseits. Allerdings ist die Beziehung auch generell ungesund und vor allem von Anfang an unglaubwürdig. Hans verursacht einen Unfall, durch den Anna zum "Krüppel" wird. Trotzdem ist Anna in ihn verliebt, sogar ein Stück weit bis zum Ende des Romanes, wo sie schon 60 Jahre alt und lange verheiratet ist. Hans ist, ganz dem Mittelalter entsprechend, natürlich frauenfeindlich und spricht Anna jegliche Autorität ab, obwohl sie ihm besonders am Anfang eigentlich das gesamte Geschäft führt und er ohne sie und ihr Wissen niemals auch nur annähernd den Aufstieg geschafft hätte. Denn besonders am Anfang handelt Hans so dumm, weil er nicht auf Anna hört, dass man sich die Haare ausreißen möchte. Er verwendet sie später als "einfache Sexmöglichkeit" wann immer er Lust hat und Anna lässt das, in ihrem Wunsch, gewollt zu werden, natürlich immer wieder zu. Auch wenn er schon zum zweiten Mal verheiratet ist, denkt er immer noch darüber nach Anna zu heiraten, was aber aufgrund ihres entstellten Gesichtes nicht möglich ist, weil es ja seinem Ruf schaden würde. Dieses Verlangen von Hans nach Anna scheint ebenfalls sehr unglaubwürdig. Er respektiert sie nicht sonderlich (wenigstens schlägt er sie nicht), und seine "Liebe" ist lediglich sexueller Art, zumindest hört man sonst keinerlei positiver Worte an sie von ihm. Ich kann mich nicht erinnern, dass es sich jemals bei ihr bedankt hätte. Während sie beide (mit anderen Partnern) verheiratet sind, sind sie trotzdem beide noch eifersüchtig auf die jeweiligen Partner des anderen, was mich sehr gestört hat. Denn besonders Anna hat mit Gernot einen weit besseren Partner als Hans erwischt, und man kann ihre Gefühle als Leser nicht nachvollziehen. Der Autor will vermitteln, dass Anna sehr an Hans hängt, aber man versteht niemals, wieso. Es ist einfach so, aber man sieht niemals Gründe, außer dass er einige Male mit ihr schläft (am Rande - es gibt unnötig viele Sexszenen, die zum Teil nichts zum Plot beitragen). Man sieht auch niemals, wieso Hans sie will - denn als Leser sieht man zwar was Anna alles für ihn macht, er als Charakter scheint das aber nicht wertzuschätzen, zumindest sagt er es nie und zeigt es auch sonst nicht. Man kauft das gegenseitige Verlangen der beiden einfach nicht ab.
Was mich persönlich noch gestört hat, was aber wohl historisch akkurat seien könnte, ist die aggressive "Einforderung der Eherechte" von Hans von seiner VIERZEHNJÄHRIGEN Ehefrau, unter Androhung von Gewalt.
Der Roman hätte um einiges kürzer sein können, zwischenzeitlich gibt es einige Sequenzen, die nicht sonderlich viel zum weiteren Romangeschehen beitragen.
Insgesamt keine Erfahrung, die ich sehr genossen habe, gut geschriebener Plot aber schlecht geschriebene Charaktere. Habe den Roman nur fertiggelesen, um ihn zu "reviewen", ansonsten hätte ich ihn wahrscheinlich abgebrochen.

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Die Kinder Aus Theresienstadt. Limitierte Sonderausgabe by Kathy Kacer

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4.0

Starkes Buch, traurig und zum Nachdenken anregend, aber dennoch irgendwo Hoffnung spendend. Gut vorallem dadurch, dass die Autorin durch Berichte von Überlebenden recht nah an der Realität bleibt. Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass der Roman trotzdem fiktionalisiert ist und für den "Plot" viele glückliche Zufälle zusammentreffen, und dass
Clara eine der wenigen glücklichen Kinder war, die den Holocaust überlebte.
Der Tod in Venedig by Thomas Mann

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reflective
  • Diverse cast of characters? No

4.0

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich atmete selbst die kranke, heiße Stadt, als spürte ich selbst die fast schon morbide Obsession mit dem viel zu jungen Knaben. Ich glaube nicht, dass die Novelle eine Form von Pedophilie darstellt, eher eine Sehnsucht nach jugendlicher Liebe und Leidenschaft nach einem Leben von strikter Ordnung und Zucht. Der autobiographische Bezug lässt sich natürlich nicht leugnen.
Den Anfang, d.h. die Zeit vor Venedig, fand ich schwer zum Einfinden in die Handlung. In der Mitte des Werkes drehen wir uns lange im Kreis und beobachten Tadzio von fern, ohne dass etwas weiteres passiert. Das ist für eine Novelle etwas ungünstig und hat mich als Leser irgendwann gelangweilt, es wird aber wohl in Realität tatsächlich so sein, eine leise Beobachtung von Weitem, der Mut zur Annäherung fehlend. Dem letzten Kapitel alleine würde ich wohl 5 Sterne geben.
Ein sehr poetisches Ende rundet das Werk angemessen ab.
If Cats Disappeared From The World by Genki Kawamura

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funny reflective

3.0

"You ever think about life? Like what it all means, and what your purpose in it is?" could be questions that start a conversation similar to this book.

On the bright side, the topic of the meaning of life was nicely discussed by our main character, even if some of the touched upon "life philosophy" was a bit mundane and obvious. The character development and the conclusions that were going to be drawn were predictable, but that doesn't mean that they were less true or less important conclusions. The book feels fuzzy and warm, and especially when he talks about his memories, you feel a sort of comfort.

Besides the semi-philosophical parts though, this book has quite some issues. Firstly, it reads weirdly, especially at the beginning (probably a translation issue), and the conversations with the devil are strangely "anime-like", trying to put the specific anime-humor into written form. The comedy parts in it just weren't for me.
Far bigger problems posed basic continuity issues. I get that this book is about the individual, so the focus should not be on society and the world in general, but somehow making certain very important items (
like clocks or phones
) disappear for everyone has zero consequences on everyday life. No chaos whatsoever. If it doesn't even seem to bother people if things suddenly disappear one morning, why even make it (as the author) so the thing disappears for everyone? Just say that it will become invisible/unusable/untouchable for the individual who makes the deal and you won't have that major plot hole about the world appearing unchanged after
f*cking CLOCKS
have vanished. Then, why does the main character not try to make actual useless things disappear? The devil ultimately decides, yes, but he doesn't even try. Obviously the plot wouldn't work this way because no one actually ponders over the question if making an automatic apple peeler disappear is worth it to extend your life. Still, to avoid this issue as the author, you could have just made the rule different. "Only important things". Or "only things everyone uses" or something like that. Furthermore, the main character is very reluctant about making things disappear for everyone. It seems he does not understand at all the extent of his responsibility. "One day of my life and no one can ever eat chocolate again? Yeah whatever go ahead."
The DEVIL has to talk him out of it because he considers it too big of a waste!
This is also incredibly selfish. He made
movies, phones and clocks
vanish. Not only do people cherish these things deeply, there are entire businesses built on them, without them, entire systems collapse, but not only does this seemingly not happen, but the narrator doesn't even consider it! He just thinks "it will be fine, whatever, they'll get over it, a day more of my life is more important." Excuse me? Also there are some other logic errors (e.g.
they're talking about phone calls after phones have disappeared
). 
I understand that all of this is to ensure the narrator is properly philosophizing about life and his place in it and its meaning, and not busy thinking about the consequences of his actions for the people around him, and since the point of the novel is to discuss the meaning of life, you could just look over these plot issues. I guess it's a matter of personal preference.

In summary, it's a great, short read for when you feel generally a bit lost in life and need some comfort and some things to ponder on. It's not a great piece of literature in my eyes, but nonetheless an enjoyable book.
Väter und Söhne: Roman by Ivan Turgenev

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funny reflective medium-paced

4.0

Unerwartet amüsant und nicht so trocken wie befürchtet, da zwar der Generationenkonflikt die Essenz des Werkes darstellt und vielen Szenen irgendwie unterliegt, aber wenig konkret über politische Vorstellungen der beiden Parteien geschwafelt wird, sondern eher Taten und Verhaltensweisen für sich sprechen lassen. Hat mir durchaus gefallen!
Siddhartha by Hermann Hesse

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inspiring reflective
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Ich liebe Hesse, ich liebe seine Gedankengänge, die meinen so ähnlich sind, ich liebe die Art, wie er Dinge beschreibt. Auch Siddhartha habe ich geliebt, ein Quell der Weisheit, ein Atemzug der Erkenntnis. 
Zunächst hat mich doch etwas gestört, es waren nämlich die ständigen Gemütswandel des Siddhartha. Seine Erkenntnis ist nicht geradlinig, es scheint als würde er, einem Schiffskutter im Sturme gleich, ständig von einer Philosophie und Lebensweise zur nächsten geschleudert, und gar nicht aufbauend auf seinem Wissen und seiner vorherigen Erkenntnis sich entwickeln. Besonders sein jahrelanger Ausflug zu Kamala schien mir erst seltsam platziert und eine zu törichte Handlung für jemanden, der doch gerade die Essenz des Lebens erkannt zu haben schien und sonst auch eine gewisse Weisheit in sich trägt. 
Doch es war gerade für solch einen Weisen dieses Hinabsinken zur Welt der Gelüste nötig, um sich von dem Ich vollständig trennen zu können, um die Welt als Ganzes zu erkennen, die Einheit, die Gleichzeitigkeit. Das wird im Verlauf des Werkes ersichtlich.
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge by Rainer Maria Rilke

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dark reflective
  • Plot- or character-driven? Character

4.0

Es ist ein seltsames Schuldgefühl in meiner Brust, als hätte ich verbotenerweise in das Herz eines Menschen geschaut und all seine Geheimnisse gesehen, ohne sie erkannt zu haben. Als hätte er sein Herz kurz geöffnet und in der Eile vergessen zu schließen, und als hätte ich zufällig sein Inneres gesehen, Bruchstücke nur, aber doch das Ganze. Und es ist ein Spiegel meiner tiefen Ängste gewesen darin, ganz nah, und gleichzeitig ganz fern von mir, in einer anderen Welt. Und nichts davon kam mir bekannt vor, aber dann kam mir alles recht bekannt vor, und ich habe nichts verstanden davon. So war es.

Es liest sich ähnlich wie Der Ekel von Sartre, nicht gut also. Man liest lange daran und man kann soviel Brot auf einmal nicht kauen, wie Rilke einem in jeder Passage serviert, und vieles bleibt liegen oder wird undurchkaut in großen Stücken hinuntergewürgt. Bei diesem Werk muss man es machen wie die wiederkäuenden Giraffen. Das Gelesene immer wieder lesen, und neu verstehen und neu interpretieren.

Unverständliches, welches nicht anders kann, als unverständlich zu sein, da es seine Natur ist. 
Der Untertan by Heinrich Mann

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3.5

Sehr wichtiges zeitgeschichtliches Zeugnis. Blendende Satire des politischen Geschehens, sehr interessante Charakterisierung des Diederich. Allerdings ätzend trocken und unmöglich ziehend. Hätte man um ein Drittel kürzen können, und hätte trotzdem die Essenz des Werkes zu Genüge übermittelt.
Nineteen Eighty-Four by George Orwell

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dark reflective

4.0

Not a fear-inducing prediction of the future, but rather a thought-provoking warning. Orwell reveals excellently the dangers of a society in which the power of a ruling class is misused to strip the people from their freedom and joy to the point of sheer loss of their humanity.
Selbstbetrachtungen by Gernot Krapinger, Marcus Aurelius

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inspiring reflective

4.0

Very interesting approach to the universe, the body and soul as well as what everything is made of. Reasonable ideas, good mantras to follow for a harmonious life in a community, which are still, to this day, important principles.
The character of this work is very repetitive, but considering Marcus Aurelius wrote this for himself as a sort of mental training rather than for an audience, it's nothing you could hold against him.
Nothing revolutionary, nonetheless interesting ideas and almost timeless principles worth integrating in one's own life style.