Vor mittlerweile zwei Jahren habe ich mein erstes, und wohl auch das bekannteste Buch von T. J. Klune gelesen. Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte überzeugt vor allem durch die Vielzahl an bunten und liebenswerten Figuren. Auch in Das unglaubliche Leben das Wallace Price mangelt es an ihnen nicht. Denn obwohl Wallace zu Beginn absolut unausstehlich ist, handelt der Roman von einer Charakterentwicklung, durch die er zu sich, zu Anderen, zur Welt findet. Im Laufe der Geschichte arbeitet er sein Leben auf, erlernt Empathie neu, und er knüpft Freundschaften (oder sogar etwas mehr) mit denen um sich herum.
Viel anderes bleibt ihm auch gar nicht übrig. Denn wenn man mit Nelson (mit einem Gehstock bewaffneter und höchst selbstbewusster Gespenstergroßvater), Apollo (Nähe suchender Schlabberhund), Mei (frisch gebackene Fährfrau mit schrecklichem Musikgeschmack) und Hugo (geduldiger Fährmann und Teeexperte mit einer eigenartigen Anziehungskraft auf Wallace) zusammenlebt, kann man trotz gewissen Startschwierigkeiten gar nicht anders. Natürlich merkt man, was T. J. Klune bezwecken will. Der Zuneigung, die man dieser Familie gegenüber empfindet, konnte ich mich deshalb aber nicht erwehren – und das möchte ich auch gar nicht.
An manch anderer Stelle ist mir die Message des Ganzen aber doch etwas zu doll geworden. Das Leben, der Tod, das Leben nach dem Tod: Das sind natürlich alles riesige und gewichtige Themen. Da kann es passieren, dass die Moral hinter der Geschichte ein wenig idealisierend wirkt. Dieser Kritikpunkt ist allerdings nur sehr klein, denn der Autor hat auf jeden Fall versucht, ein umfassendes Bild von all diesen großen Themen und Gefühlen zu malen. Neben den Hauptcharakteren, von denen ich bereits geschwärmt habe, kommen nämlich verschiedenste Gäst*innen in Charons Fähre (die Teestube). An einzelnen Personen werden verschiedene Schicksale, verschiedene Arten zu sterben, zu trauern und zu leben, aufgezeigt. Dieser Ansatz ist wirklich schön und sorgt für etwas, das ich idealisierte Authentizität nennen würde.
Andererseits wirkt die Handlung so etwas zusammengeschnipstelt. Sie ist allgemein eher ruhig, beschränkt sich aus weltenaufbautechnischen Gründen zumeist auf die Teestube. Das schafft an einzelnen Stellen Längen. Da sie sich aus so vielen Geschichten unterschiedlicher Menschen zusammensetzt, die aber doch irgendwie mit Wallace verknüpft werden müssen, fehlt zudem manchmal der Zusammenhang. Auch das Ende wirkt in Bezug auf auf einen logischen Plot etwas mangelhaft.
Wiederum fällt es mir schwer, mir all diese Dinge anders zu wünschen. Denn wie erwähnt ist T. J. Klune ein Genie, wenn es darum geht, seinen Leser*innen Emotionen zu entlocken. Obwohl nicht viel passiert, und die schweren Thematiken auf liebe- und hoffnungsvolle Weise behandelt werden, habe ich die letzten 100 Seiten Tränen in den Augen gehabt.
Teilweise habe ich sie auch vergossen, und da ging es meistens um die Liebesgeschichte. Neben Wallace selbst, entwickelt sich nämlich auch zwischen ihm und Hugo etwas, und … Bei einer Lovestory zwischen zwei Menschen, die bereits durch ihre Form der Existenz getrennt sind, ist Herzschmerz doch bereits vorprogrammiert. Obwohl Wallace‘ Charakterentwicklung wie die Gesamthandlung nicht immer nachvollziehbar ist, wird aus ihm unvermeidlich eine liebenswerte Person. Hugo ist es von Anfang an, und auch er hat seine (Vor-)Geschichte. Mann muss ihn einfach ins Herz schließen. Ganz fest. Wenn sich also diese beiden ineinander verlieben – auch wenn es zum Glück nicht der Hauptplot ist (das wäre langweilig) -, dann berührt das einfach.
Klunes Schreibstil ist ebenso gemütvoll (ja, ich habe verzweifelt nach einem Synonym für „herzerwärmend“ gesucht) wie seine Figuren. Obwohl einfach zu lesen, strahlt er viel Charakter aus. Das liegt an der liebevollen Wortwahl, an den manchmal flachen, aber doch genialen Wortspielen (die meistens von Nelson kommen) – ich liebe Wortspiele -, und am Lächeln, das irgendwie hinter jeder Zeile steckt. Nicht selten verzieht sich das auch zu einem Grinsen: Es gibt einiges an Humor, der einen guten Kontrast zur thematischen Schwere bietet. Zum Teil fand ich ihn allerdings zu einfach, zu gewollt. (Ja, haha, ein erwachsener Mann/Geist trägt einen Bikini, lass uns zwei Seiten darüber kaputtlachen!!)
Fazit:
Das unglaubliche Leben des Wallace Price ist ein kurzweiliger Roman voll Tiefe, Leichtigkeit und Liebe. Wer über gefundene Familie, alltägliche und universale Fragen lesen will, und dabei nichts gegen ein wenig Kitsch hat, dem kann ich ihn auf jeden Fall empfehlen.
Da Nationalismus und Militarismus hier naturgemäß eine prominente Rolle spielen, war die Handlung nicht ganz meins. Der Zeit und vor allem der Interpretationsfähigkeit der Geschehnisse wegen, besonders aber aufgrund des genialen kleistschen Schreibstils, hat mich Prinz Friedrich von Homburg doch sehr überzeugt.
Sind das Kindermärchen? Durchaus. Habe ich diese Sammlung trotzdem sehr geliebt, und hat mich Andersens ebenso poetischer wie humorvoller und kindlich-kluger Schreibstil dennoch berührt und unterhalten? Durchaus. Klar, mache Märchen waren mehr Meins wie andere, was auch mit den zum Teil schwierigen moralischen Aussagen zusammenhängt. Alles in allem sind diese Geschichten aber einfach schöne Metaphern, und haben meistens auch eine liebe Message, liebe Figuren, selbstbewusste Mistkäfer und dichtbegeisterte Heinzelmännchen.
Die Prämisse dieses Buches hat sich sehr spannend angehört. Eine nicht wirklich paranormale, aber doch unheimliche Geistergeschichte, gepaart mit Mystery. In der Realität hat der Gruselfaktor bei mir allerdings nicht wirklich gegriffen. Der Schreibstil ist nämlich sehr direkt, macht Dinge etwas zu offensichtlich. Allerdings baut er so auch eine interessante Atmosphäre auf, denn Rebecca spielt im Sommer auf einem weitläufigen Anwesen, einem riesigen Herrenhaus umgeben von Wald und Meer. Die zahlreichen Schilderungen dessen lassen einen wirklich eintauchen, und übermitteln eine paradoxe sommerlich-angespannte Stimmung. Ehrlich gesagt habe ich die erste Hälfte vor allem als Metapher fürs (Ehe-)Frau-Sein und (soziale) Ängste gesehen, und mit dieser Interpretation konnte mich die relativ ereignislose Handlung doch mitnehmen. In der zweiten Hälfte wurde es dann spannender, wenn auch nicht völlig unvorhersehbar. Alles in allem ist dieser Roman sehr ruhig, für Grusel oder Spannung würde ich ihn also nicht lesen. Und auch nicht für sympathische Charaktere, denn besonders aus heutiger Sicht konnte ich weder Maxim noch die Protagonistin leiden, und besonders ihre „Liebesgeschichte“ nicht. Allerdings sind die Figuren trotzdem irgendwo interessant, und so hatte ich trotz der Kritikpunkte eine gute Zeit beim Lesen und kann das Buch durchaus empfehlen.
It's a good book. Some scenes/quotes really hit, but all in all I found the philosophical aspect a little overdone, a little too pretentious. I found Miles and Chip to be insufferable at times, and the whole friendship thing felt less deep than we are told it is. Objectively, John Green can write, subjectively, I disliked most characters in this book, except for Takumi and Lara. Also, the way Alaska is described is quite uncomfortable at times, men-writing-women-like. But okay, blame it on Miles. All in all, it was good to read and you can't say the characters aren't realistic.
If you want to read this for the plot - don‘t. If you want to read it because of the characters … I would recommend this either. At least not, if you want to like them. Because, though it might seem strange, in my opinion one of the best parts of this book was the developments of the characters in terms of likability. I liked all of them as I didn‘t know them at all and with every page I read I began to detest every one of them a little more. While I wouldn‘t call every single person of in this book a bad person, some certainly are. And I was so here for it, because it felt like hating them more meant understanding them more.
If you want to read this book because of the vibes - definitely. They‘re there, yet I wouldn‘t expect too much of the academia and a little more of the dark aspect. Not to say that academia isn‘t a reoccurring theme, because it is, but there really aren‘t that many lessons or anything. It‘s more about the whole setting, and the motives of the characters yet in a more abstract way.
I also loved the writing, because it is beautiful and meaningful and often SO pretentious - and it knows it is and it‘s okay because it romanticises and critiques its own style and contents at the same time. (I actually think that‘s the essence of the whole dark academia genre.) I flew through the pages, and especially the first part of the novel was SO addictive. You know what‘s going to happen from page one and still you become more interested with every page. And sometimes you can‘t even tell what draws you too the pages, yet there is something. Unfortunately, this lacked a bit in the second half. Especially towards the end, there were some parts which really grabbed me, but there were also long passages which I wasn‘t interested in. At some point, this narrative just turns into a fever dream/nightmare/sequence of drug abuse, and partly this became a tiring. But also not entirely.
I‘m not sure what to think about the ending. I think it‘s quite a realistic one (even though realistic might not 100% mean explainable), especially what is explained in the epilogue. Yet I‘m not really content with it, I would have hoped for something better for them, which is weird because I don‘t like them. But you can‘t just read 600 pages about those people and not foster a certain affection (I don‘t think that‘s the right word) for those horrible human beings. But yes, especially for Francis I just wished for something better. Mmh … But I don‘t think that‘s the book‘s fault.
In the end, I‘m pretty sure I‘ll have to read this again.
P.S.: I never answered the question „Are the flaws of the main character(s) a main focus of the book?“ more confidently. And now I‘ll put this book in my shelf right next to The Picture of Dorian Gray
I loved this - it is a mixture of beauty and silly cute love confessions, and rage, and a deep sense of injustice, and of longing and sadness and loss. Ooh, I love poetry and I loved this collection that documents an existence. Also: I found a whole lot of brilliant writers of whose works I need to read more! The only thing is that I would have liked a little context to the poems at times. But in the end, this is a collection of great pieces of emotion, and love and literature.
Kleists Schreibstil ist immer noch ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sind die Sätze nicht selten überkomplex (und der Satzbau auch irreführend, daher war ich sehr dankbar für die Anmerkungen in dieser Edition, die das aufgezeigt haben). Andererseits liebe ich diese Sätze auch (solange sie in sich sinnvoll sind), weil sie Geschehnisse und Gefühle auf eine (aus heutiger Sicht) unkonventionelle Weise beschreiben und so subtil eine neue Perspektive darauf geben. Es war also eher die Komplexität in Bezug auf die Handlung, die mein Leseerlebnis etwas erschwert hat: Es tut mir leid, aber die Grenzen und Politik, Adelstitel und Regelungen des zerstückelten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation des 16. Jahrhunderts gehen eben nicht so ganz in meinen Kopf. Wenn also ewig lang ebendiese Dinge aufgezählt werden, dann führt das zu gewissen Verständnisproblemen. Das ist vor allem in der zweiten Hälfte der Fall, während in der ersten viel mehr passiert, das richtig mitreißend ist. Kleist beschreibt die Geschehnisse dabei auch so bildlich, dass tatsächlich ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Besonders geht es in „Michael Kohlhaas“ aber natürlich um ihn selbst. Obwohl alles andere als sympathisch - ich glaube, für Männer des 16. Jahrhunderts die von Männern des 19. Jahrhunderts geschrieben wurden, ist das kaum möglich -, ist die Mischung aus Mitgefühl, die man als Leser*in aufgrund der verwehrten Gerechtigkeit, dem Mitfiebern, dass man trotz seiner Schandtaten bis zu einem gewissen Punkt empfindet, gegenüber der Verachtung, die man seiner Selbstüberschätzung und eigenen Ungerechtigkeit irgendwann fühlt, einfach spannend. Insgesamt also nicht das einfachste Buch, das ich der zweiten Hälfte auch die ein oder andere Länge aufweist; gleichzeitig aber überraschend fesselnd und nimmt mit in eine mittelalterlich-neuzeitliche Welt von Rittern, Junkern und Rosshändlern.
Die Marquise von O…: Schwierige Handlung, wirklich unangenehm zu lesen. Am schlimmsten ist natürlich das Ende. Lässt man es so stehen und zieht die offensichtlichste Moral daraus, dann könnte ich wirklich wenig mit dieser Novelle anfangen. Ich bin allerdings der Meinung, dass man das Ganze auch kritischer, reflektierter und realistischer betrachten könnte. Das Ding hat kein „Happy End“, bei weitem nicht. Vielleicht hat Kleist es zu seiner Zeit als solches gesehen, man weiß es nicht. Aus heutiger Sicht hat das Werk, dass durchaus durch spannende Charaktere und einen einnehmenden Erzählstil begeistert, aber das Potential, neu verarbeitet bzw. interpretiert zu werden. Letztendlich kann ich also nicht sagen, dass ich es nicht mochte, ich finde nur, dass es heute nicht so stehen bleiben sollte. (Vielleicht hätte ich mir deshalb gewünscht, das Nachwort in dieser Ausgabe wäre von einer weiblichen Person geschrieben worden …) Das Erdbeben in Chili: Hier wiederum finde ich die Moral, auch wenn sie sehr (vielleicht etwas zu) offensichtlich sein mag, sehr gelungen. Zugleich lässt sich dieser Erzählung aber auch als spannende, fesselnde Story lesen, denn Kleists Beschreibungen des Erdbebens, der Gefahren und Katastrophen, ist bildlich und mitreißend. Vor meinem inneren Auge ist ein Kinofilm abgelaufen, und das in kunstvoller Sprache.