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travelartandbookblogger's reviews
80 reviews
What Are You Going Through by Sigrid Nunez
challenging
reflective
sad
medium-paced
4.0
Was fehlt dir von Sigrid Nunez fühlt sich irgendwie nicht an wie ein Buch. Es ist keine Biographie, aber es liest sich so normal, unspektakulär, ungeordnet wie das Leben selbst.
Eine Ich-Erzählerin aus New York begleitet eine krebskranke Freundin auf ihrem letzten Lebensweg. Immer wieder gibt es Rückblenden zu vergangenen Erlebnissen, Begegnungen und Gesprächen der Erzählerin. Literarische Einflüsse, anthropologische und philosophische Überlegungen und Fragestellungen.
Was fehlt dir offenbart unsagbare Wahrheiten beziehungsweise Wahrnehmungen und ist damit wohl näher am echten Leben dran als jedes andere literarische Werk, das ich bisher gelesen habe.
The Last Day of a Condemned Man: Le Dernier Jour d'Un Condamne by Victor Hugo
sad
fast-paced
4.0
Der letzte Tag eines Verurteilten von Victor Hugo aus dem Jahr 1828 ist eine Erzählung, bestehend aus kurzen Kapiteln geschildert aus der Ich-Perspektive, eines männlichen, nicht namentlich genannten Erzählers, der eines unbekannten Verbrechens für schuldig befunden wurde und in Bicêtre auf sein Urteil - Tod durch Guillotine - wartet.
Tagebuchartig bekommen wir Einblicke in seine Gedanken und vor allem Ängste. Herzzerreißend fand ich besonders die Szene, als er zum letzten Mal seine Tochter Marie sehen durfte, und diese ihn, aufgrund des Bartwuchses und der heruntergekommenen Kleidung, nicht erkannt hat: »Marie, ich bin dein Papa.« Sie stieß einen Ruf des Erstaunens aus. Ich fügte hinzu: »Willst du, daß [sic] ich dein Papa bin?« Das Kind wandte sich ab. »Nein, mein Papa war viel, viel schöner.«
Victor Hugo war überzeugter Gegner der Todesstrafe, hat mit seinem Werk die Anzahl der Hinrichtungen in Frankreich erheblich gesenkt und Menschen auf der ganzen Welt zum Nachdenken über die Todesstrafe gebracht.
99 seichte Fragen für tiefgründige Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern by Ralph Caspers
funny
inspiring
reflective
fast-paced
5.0
99 seichte Fragen für tiefgründige Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern von Ralph Caspers hat mich als großen Wissen macht Ah!-Fan mindestens so gut unterhalten wie 99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern.
Der Aufbau ist derselbe: auf tausendmalgestellte, kuriose oder nie darüber nachgedachte Fragen wie Was ist Glück?, Welches Regal zu Hause ist total überflüssig? oder Wer hat die allererste Frage gestellt? liefert Ralph Caspers Antworten, Denkanstöße, Erfahrungsberichte - die mich stellenweise echt zum Nachdenken gebracht und berührt haben und definitiv für interessante Gespräche sorgen können.
An alle Türsteher, die diesen wunderbaren Autor und Moderator nicht in den Club gelassen haben - shame on you!
Gestapelte Frauen by Patrícia Melo
fast-paced
5.0
TW: Femizide, N-Wort, Violencia de género, Vergewaltigung, Misogynie, Rassismus
„Taita Gomes war gerade in der Küche, als ihr Mann nach Hause kam und ihren neunjährigen Sohn dabei ertappte, wie er ein Videospiel spielte, was er ihm ausdrücklich verboten hatte. »Du spielst nur, wenn ich es dir erlaube«, hatte er gesagt. Dann ging der Mann, den Jungen an der Hand, die Waffe in der anderen, in die Küche und schoss seiner Frau in den Kopf; dabei sagte er zu seinem Sohn: »Damit du lernst, nie wieder ungehorsam zu sein.«“
Ich wünschte, Gestapelte Frauen von Patrícia Melo wäre nur ein fiktiver Roman. Die Geschichte der Femizide recherchierenden Staatsanwältin, die selbst von ihrem Exfreund geschlagen wurde und gestalkt wird, und deren Mutter von ihrem Vater ermordet wurde, mag erfunden sein. Aber die immer wieder eingestreuten, kurzen, namentlichen Erwähnungen getöteter Frauen und die Begleitumstände ihrer Ermordung sind es nicht.
Schonungslos detailliert zerfließen die Grenzen von Realität und Fiktion. Ich habe Tränen der Verzweiflung, der Hilflosigkeit, der Wut gespürt - Patrícia Melo schreibt so auf den Punkt vom Versagen des Systems, über die Geschichte Acres in Brasilien, die Situation der Indígenas - was das Patriarchat für bestialische und entmenschlichte Folgen hat.
Super wichtiger Roman, der mich wirklich sehr mitgenommen hat...
Das Wunder von R. by Francesca Cavallo
5.0
Das Wunder von R. von Francesca Cavallo ist eine wundervolle, mit liebevollen Illustrationen von Verena Wugeditsch geschmückte Weihnachtsgeschichte, die ich, falls ich einmal welche haben sollte, meinen Kindern auf jeden Fall vorlesen werde.
Die beiden Frauen Dominique und Isabella sind Mamas von Manuel, Camila und Shonda. Sie stammen aus einem Land, in dem der Präsident diese Lebensform als illegal erklärt hat. Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt - kurz vor Weihnachten - muss die Familie überstürzt ihre Heimat verlassen und in R. Fuß fassen.
Francesca Cavallo, die bekannt für ihre Literatur für Kinder, die den Respekt für Diversität und für die Gleichberechtigung der Geschlechter fördert, ist, lebt selbst in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. In ihrer Kindheit hätte sie sich Geschichten gewünscht, die vom vermeintlichen Normbild einer Familie abweichen.
Die Protagonist*innen dieser Weihnachtsgeschichte haben sehr mit Fremdenhass zu kämpfen, es ist aber gleichzeitig auch eine Geschichte vom Mut, unser Herz für das zu öffnen, was wir nicht kennen. Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass hinter dem Weihnachtsmann eine wissenschaftlich begabte Weihnachtsfrau steckt, welche die spannendsten Erfindungen zutage fördert. Vielen Dank für diese wertvolle Weihnachtsgeschichte!
Die beiden Frauen Dominique und Isabella sind Mamas von Manuel, Camila und Shonda. Sie stammen aus einem Land, in dem der Präsident diese Lebensform als illegal erklärt hat. Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt - kurz vor Weihnachten - muss die Familie überstürzt ihre Heimat verlassen und in R. Fuß fassen.
Francesca Cavallo, die bekannt für ihre Literatur für Kinder, die den Respekt für Diversität und für die Gleichberechtigung der Geschlechter fördert, ist, lebt selbst in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. In ihrer Kindheit hätte sie sich Geschichten gewünscht, die vom vermeintlichen Normbild einer Familie abweichen.
Die Protagonist*innen dieser Weihnachtsgeschichte haben sehr mit Fremdenhass zu kämpfen, es ist aber gleichzeitig auch eine Geschichte vom Mut, unser Herz für das zu öffnen, was wir nicht kennen. Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass hinter dem Weihnachtsmann eine wissenschaftlich begabte Weihnachtsfrau steckt, welche die spannendsten Erfindungen zutage fördert. Vielen Dank für diese wertvolle Weihnachtsgeschichte!
Die Krone der Schöpfung by Lola Randl
5.0
Die Krone der Schöpfung von Lola Randl ist eine tagebuchartige, zynische - zuweilen makabere - aber sehr unterhaltsame Kurzzusammenfassung des vermaledeiten Jahres 2020 rund um der/die/das Coronavirus.
Sämtliche Ereignisse wie die Panikmache, das Hamstern, das die-Großstadt-verlassen, das Heimwerken/Renovieren, das Essverhalten, Corona-Warn-App, Homeoffice & Homeschooling, die Misere der Selbstständigen, Abstandsregelungen, aber auch Leichenübschuss und Coronababyboom, der Tönnies-Skandal und Trumps wahnwitzige Idee, sich doch Desinfektionsmittel zu injizieren, die Verwendung von Kriegsvergleichen und -metaphern und Verschwörungstheorien, werden noch einmal intensiv nachgefühlt.
Zum einen tut es weh, den Finger in die Wunde gelegt zu bekommen, zumal zum jetzigen Zeitpunkt ein Ende dieser Situation noch nicht in Sicht ist, zum anderen beschreibt die Ich-Erzählerin alles mit einer Leichtigkeit, humoristisch, sodass es im Grunde à la „das kann doch alles bloß ein schlechter Scherz sein“ schon wieder gute Unterhaltung ist.
Ein richtiges Fazit liefert der Roman nicht, aber das haben wir ja auch noch selbst nicht wirklich gefunden. Mein persönliches: sehr gute Unterhaltung, die das gesamte Jahr noch einmal aus einer nicht ganz so ernst zu nehmenden Perspektive Revue passieren lässt - bestes Gefühl: Buch zuklappen, Horror-Jahr abhaken! :D 2021 bitte sei uns milder gesonnen !
Sämtliche Ereignisse wie die Panikmache, das Hamstern, das die-Großstadt-verlassen, das Heimwerken/Renovieren, das Essverhalten, Corona-Warn-App, Homeoffice & Homeschooling, die Misere der Selbstständigen, Abstandsregelungen, aber auch Leichenübschuss und Coronababyboom, der Tönnies-Skandal und Trumps wahnwitzige Idee, sich doch Desinfektionsmittel zu injizieren, die Verwendung von Kriegsvergleichen und -metaphern und Verschwörungstheorien, werden noch einmal intensiv nachgefühlt.
Zum einen tut es weh, den Finger in die Wunde gelegt zu bekommen, zumal zum jetzigen Zeitpunkt ein Ende dieser Situation noch nicht in Sicht ist, zum anderen beschreibt die Ich-Erzählerin alles mit einer Leichtigkeit, humoristisch, sodass es im Grunde à la „das kann doch alles bloß ein schlechter Scherz sein“ schon wieder gute Unterhaltung ist.
Ein richtiges Fazit liefert der Roman nicht, aber das haben wir ja auch noch selbst nicht wirklich gefunden. Mein persönliches: sehr gute Unterhaltung, die das gesamte Jahr noch einmal aus einer nicht ganz so ernst zu nehmenden Perspektive Revue passieren lässt - bestes Gefühl: Buch zuklappen, Horror-Jahr abhaken! :D 2021 bitte sei uns milder gesonnen !
Alte Sorten by Ewald Arenz
4.0
Alte Sorten von Ewald Arenz ist ein Roman, der zwei Leben porträtiert. Liss ist eine erwachsene Frau, die alleine einen Hof bewirtschaftet, mit Kartoffeln, mit Bienen, Trauben, Birnen. Wie sie das alles ohne Hilfe bewerkstelligt, darauf gibt das Buch keine Antwort. Sally ist 17, aus einer Klinik geflohen; sie findet Unterschlupf bei Liss.
Interessant und spannend, wie die beiden Perspektiven sich abwechseln, und wie man von Kapitel zu Kapitel die Schutzpanzer der beiden abschabt, bis schließlich alle Geheimnisse der Vergangenheit auf dem Tisch liegen. Es war ein super schönes Leseerlebnis dabei zu sein, wie die beiden Frauen sich annähern, sich öffnen, sich wichtig werden.
Womit der Roman überzeugt ist vor allem die Sprache: „Sie beobachtete gerne die Leute, die auf den Friedhof gingen. Wenn man hierherkam, war alles klar. Auf beiden Seiten. Die einen waren tot. Die anderen kamen zu Besuch. Man konnte sich nicht mehr missverstehen.“ oder „Liss hatte Wörter in der Brust und im Hals; zu viele, die sich aneinander vorbeidrängen wollten, jedes wollte vorne sein, und sie blockierten sich so alle gegenseitig.“ Aber auch die entschleunigende, wohltuende Idylle in der Natur, das Grundstück, der Garten, die unberührten Früchte, das autarke Leben - so viel Freiheit, Schönheit, Gesundheit.
Doch all das ist nur Fassade, Trugbild: was sich als frauenfeindliches Patriarchat zunächst leise durch die strikte Trennung der Geschlechter in den Sitzbänken der katholischen Kirche ankündigt, mündet in lebenslange Unterdrückung durch den eigenen Vater, welche nahtlos übergeht in eine verursachte Unmündigkeit durch den gewalttätigen Ehemann. Wird auf die Katastrophe ein Happy End folgen?
Was dem Roman auf jeden Fall fehlt, ist eine Triggerwarnung: ich würde es beispielsweise niemandem empfehlen, der große psychische Probleme hat oder sich ritzt - man könnte sich durch die bewusst eingesetzten Provokationen des Autors nicht ernstgenommen fühlen.
Interessant und spannend, wie die beiden Perspektiven sich abwechseln, und wie man von Kapitel zu Kapitel die Schutzpanzer der beiden abschabt, bis schließlich alle Geheimnisse der Vergangenheit auf dem Tisch liegen. Es war ein super schönes Leseerlebnis dabei zu sein, wie die beiden Frauen sich annähern, sich öffnen, sich wichtig werden.
Womit der Roman überzeugt ist vor allem die Sprache: „Sie beobachtete gerne die Leute, die auf den Friedhof gingen. Wenn man hierherkam, war alles klar. Auf beiden Seiten. Die einen waren tot. Die anderen kamen zu Besuch. Man konnte sich nicht mehr missverstehen.“ oder „Liss hatte Wörter in der Brust und im Hals; zu viele, die sich aneinander vorbeidrängen wollten, jedes wollte vorne sein, und sie blockierten sich so alle gegenseitig.“ Aber auch die entschleunigende, wohltuende Idylle in der Natur, das Grundstück, der Garten, die unberührten Früchte, das autarke Leben - so viel Freiheit, Schönheit, Gesundheit.
Doch all das ist nur Fassade, Trugbild: was sich als frauenfeindliches Patriarchat zunächst leise durch die strikte Trennung der Geschlechter in den Sitzbänken der katholischen Kirche ankündigt, mündet in lebenslange Unterdrückung durch den eigenen Vater, welche nahtlos übergeht in eine verursachte Unmündigkeit durch den gewalttätigen Ehemann. Wird auf die Katastrophe ein Happy End folgen?
Was dem Roman auf jeden Fall fehlt, ist eine Triggerwarnung: ich würde es beispielsweise niemandem empfehlen, der große psychische Probleme hat oder sich ritzt - man könnte sich durch die bewusst eingesetzten Provokationen des Autors nicht ernstgenommen fühlen.
Der Zopf by Laetitia Colombani
3.0
Der Zopf von Laetitia Colombani ist ein Roman, der drei fiktive Frauenschicksale, die ein wenig überspitzt und vor allem sehr eurozentrisch dargestellt werden, nach und nach wie die drei Strähnen eines Zopfes miteinander verwebt.
Smita lebt in Indien. Sie ist eine Dalit, eine Unberührbare, somit gehört sie zu den Alleruntersten des Hinduismus und sie muss wie eine Sklavin wortwörtlich die Scheiße ihrer Nachbar*innen entsorgen, während ihr Mann Nagarajan auf Rattenjagd geht. Für ihre Tochter Lalita wünscht sie sich eine bessere Zukunft, weswegen sie all ihre Ersparnisse in deren Schulbildung investiert. Aus religiösen Gründen spenden arme Hindus den Göttern das Wertvollste, was sie haben: ihr Haar.
Giulia lebt in Italien, auf Sizilien, und genießt als Tochter eines Industriellen, der Echthaar zu Perücken verarbeitet, einen gewissen Wohlstand. Nach einem Unglück ist sie plötzlich für das sizilianische Familienunternehmen verantwortlich und muss erkennen, dass sich die Familie auf einmal vor dem finanziellen Ruin wiederfindet, wenn sie nicht schnell einen Ausweg aus der Misere findet.
Sarah arbeitet als erfolgreiche Partnerin in einer Anwaltskanzlei. Sie schafft es, Karriere mit drei Kindern und zwei Exmännern unter einen Hut zu bringen. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Sie wird durch die Chemotherapie nicht nur ihre Haare verlieren.
Was mir persönlich an dem Buch gut gefallen hat, waren die Schicksale von Smita und Sarah - in diesen Kapiteln habe ich immer mitgefiebert, wie sich die Handlung weiterentwickeln wird, wohingegen mich Giulias Kapitel so gar nicht bewegen konnten und für mich eher die anderen beiden Handlungsstränge unterbrochen haben. Außerdem bin ich mir schon unsicher, wie glaubwürdig die Charaktere gezeichnet sind. Man merkt dem Roman meiner Meinung nach sehr an, dass die Autorin aus Europa und aus der Filmbranche stammt. Als Film würde mich die Story wahrscheinlich mehr mitreißen, also ich könnte mir auf jeden Fall eine Verfilmung vorstellen.
Smita lebt in Indien. Sie ist eine Dalit, eine Unberührbare, somit gehört sie zu den Alleruntersten des Hinduismus und sie muss wie eine Sklavin wortwörtlich die Scheiße ihrer Nachbar*innen entsorgen, während ihr Mann Nagarajan auf Rattenjagd geht. Für ihre Tochter Lalita wünscht sie sich eine bessere Zukunft, weswegen sie all ihre Ersparnisse in deren Schulbildung investiert. Aus religiösen Gründen spenden arme Hindus den Göttern das Wertvollste, was sie haben: ihr Haar.
Giulia lebt in Italien, auf Sizilien, und genießt als Tochter eines Industriellen, der Echthaar zu Perücken verarbeitet, einen gewissen Wohlstand. Nach einem Unglück ist sie plötzlich für das sizilianische Familienunternehmen verantwortlich und muss erkennen, dass sich die Familie auf einmal vor dem finanziellen Ruin wiederfindet, wenn sie nicht schnell einen Ausweg aus der Misere findet.
Sarah arbeitet als erfolgreiche Partnerin in einer Anwaltskanzlei. Sie schafft es, Karriere mit drei Kindern und zwei Exmännern unter einen Hut zu bringen. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Sie wird durch die Chemotherapie nicht nur ihre Haare verlieren.
Was mir persönlich an dem Buch gut gefallen hat, waren die Schicksale von Smita und Sarah - in diesen Kapiteln habe ich immer mitgefiebert, wie sich die Handlung weiterentwickeln wird, wohingegen mich Giulias Kapitel so gar nicht bewegen konnten und für mich eher die anderen beiden Handlungsstränge unterbrochen haben. Außerdem bin ich mir schon unsicher, wie glaubwürdig die Charaktere gezeichnet sind. Man merkt dem Roman meiner Meinung nach sehr an, dass die Autorin aus Europa und aus der Filmbranche stammt. Als Film würde mich die Story wahrscheinlich mehr mitreißen, also ich könnte mir auf jeden Fall eine Verfilmung vorstellen.
Fast ein neues Leben: Erzählungen by Anna Prizkau
5.0
Das literarische Debüt „Fast ein neues Leben“ von Anna Prizkau besteht aus 12 kurzen, aber sehr emotional berührenden Erzählungen einer Ich-Erzählerin, die aus einem alten Land ins neue kommt und an verschiedenen Etappen ihres Lebens prägende Erfahrungen gesammelt hat, an denen sie uns teilhaben lässt; wie kleine persönliche Anekdoten, die man sich erzählen könnte, um sein Gegenüber zu schockieren, um die Stimmung ins Nachdenkliche kippen zu lassen, aber nicht chronologisch erzählt - mal ist sie erwachsen, mal Kind, mal Teenager, mal eine heranwachsende Frau.
Wiederkehrend sind die non-funktionale Beziehung ihrer Eltern, das Verhältnis zu ihrem Vater und die Diskrepanz der beiden Länder. Wir begegnen Intoleranz und Unverständnis, aber auch Diskriminierung, Rassismus, sexueller Belästigung, psychischen Problemen. Dem großen Bedürfnis nach Integration, Dazugehören - auch durch unlautere Mittel.
Besonders glänzt das Werk für mich durch die Nähe zur Realität: Rassismus funktioniert nämlich auf beiden Seiten und ich finde es bewundernswert, dass Anna Prinzkau eine Protagonistin geschaffen hat, der ohne Frage schlimme Dinge widerfahren, die selbst aber auch nicht frei von Vorurteilen und Fehlern ist - regt total zur Selbstreflexion an!
Wiederkehrend sind die non-funktionale Beziehung ihrer Eltern, das Verhältnis zu ihrem Vater und die Diskrepanz der beiden Länder. Wir begegnen Intoleranz und Unverständnis, aber auch Diskriminierung, Rassismus, sexueller Belästigung, psychischen Problemen. Dem großen Bedürfnis nach Integration, Dazugehören - auch durch unlautere Mittel.
Besonders glänzt das Werk für mich durch die Nähe zur Realität: Rassismus funktioniert nämlich auf beiden Seiten und ich finde es bewundernswert, dass Anna Prinzkau eine Protagonistin geschaffen hat, der ohne Frage schlimme Dinge widerfahren, die selbst aber auch nicht frei von Vorurteilen und Fehlern ist - regt total zur Selbstreflexion an!
Ohne Schuld by Charlotte Link
2.0
Das Hörbuch Ohne Schuld von Charlotte Link ist Teil einer Reihe, von der ich aber bislang noch nichts gelesen oder gehört habe, weswegen mir sämtliche Charaktere vollkommen unbekannt waren und ich deren Agieren nur für dieses Buch schildern kann. Zunächst werden wir unmittelbar Zeug*in eines Einsatzes, Familie White, der bedauerlicherweise schief geht: Der Familienvater erschießt Frau und Kinder, der leitende Kommissar Caleb ist alkoholkrank, wurde aufgrund eines Promillegehalts von 1,7 suspendiert und durch seinen Kollegen Robert ersetzt. Wie Caleb als Held gefeiert und Robert als Verräter verachtet wird, ist nur ein Ereignis von vielen, die mir beim Hören des Buches missfallen sind.
Nicht ganz leicht, rein auditiv die verschiedenen Perspektiven und Handlungsstränge umreißen zu können, aber ich dachte mir: lasse ich mich darauf ein, eine Geschichte muss ja erst einmal aufgebaut werden, und viel Handlung, viel Action klingt ja in einem Kriminalroman schon recht vielversprechend, ebenso die unterschiedlichen Charaktere, die großes Potential durchblicken ließen: die geheimnisvolle Xenia, der zerrissene Robert, die ihr Leben umkrempelnde Kate, die allseits beliebte Sophia, der gefallene Caleb. Auch die Erzählstimme von Claudia Michelsen empfand ich als sehr angenehm.
Und jetzt kommt das große ABER: wenn man als Leser*in bzw. Hörer*in bereits mehr weiß, als die Ermittler*innen oder die Handlung so so vorhersehbar ist, muss man irgendwie anders Spannung aufbauen oder durch etwas anderes glänzen, das hat der Krimi für mich leider nicht getan. Ein paar Szenen waren ganz nett beschrieben, wie beispielsweise die erste Szene Sophias, nachdem sie wieder bei Bewusstsein ist oder kurz vor Schluss die Verfolgungsjagd, wenn man sich die Frage stellt, ob die Entführten denn noch gefunden werden. Aber das reicht leider einfach nicht, und dann noch nicht einmal ein Happy End, sondern ein furchtbar grausames, halb offenes Ende, und dass der Prolog mit Familie White dann schlussendlich rein gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatte… Tut mir ehrlich leid, aber das war für mich ein Fail auf ganzer Linie leider :/
Nicht ganz leicht, rein auditiv die verschiedenen Perspektiven und Handlungsstränge umreißen zu können, aber ich dachte mir: lasse ich mich darauf ein, eine Geschichte muss ja erst einmal aufgebaut werden, und viel Handlung, viel Action klingt ja in einem Kriminalroman schon recht vielversprechend, ebenso die unterschiedlichen Charaktere, die großes Potential durchblicken ließen: die geheimnisvolle Xenia, der zerrissene Robert, die ihr Leben umkrempelnde Kate, die allseits beliebte Sophia, der gefallene Caleb. Auch die Erzählstimme von Claudia Michelsen empfand ich als sehr angenehm.
Und jetzt kommt das große ABER: wenn man als Leser*in bzw. Hörer*in bereits mehr weiß, als die Ermittler*innen oder die Handlung so so vorhersehbar ist, muss man irgendwie anders Spannung aufbauen oder durch etwas anderes glänzen, das hat der Krimi für mich leider nicht getan. Ein paar Szenen waren ganz nett beschrieben, wie beispielsweise die erste Szene Sophias, nachdem sie wieder bei Bewusstsein ist oder kurz vor Schluss die Verfolgungsjagd, wenn man sich die Frage stellt, ob die Entführten denn noch gefunden werden. Aber das reicht leider einfach nicht, und dann noch nicht einmal ein Happy End, sondern ein furchtbar grausames, halb offenes Ende, und dass der Prolog mit Familie White dann schlussendlich rein gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatte… Tut mir ehrlich leid, aber das war für mich ein Fail auf ganzer Linie leider :/