muyelinh's reviews
79 reviews

Im Schatten des Drachen by Julie Kagawa

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adventurous dark medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.0

Hat es schon mal einen Abschlussband einer Trilogie gegeben, der auf den ersten 200 Seiten gar keine Finalvibes versprüht? Jetzt schon, und ich verstehe nicht ganz, wie man es schaffen kann, den Weg zum Ende so unnötig in die Länge zu ziehen. Bereits am Ende von Band 2 sind die Voraussetzungen für den Showdown gesetzt, aber die Helden müssen sich zunächst trotzdem noch durch unzählige namenlose Gegner schnetzeln. Und allerlei andere Dinge unternehmen, um ein bisschen Weltuntergangsstimmung zu erzeugen. Das hätte aber auch durch mehr Fokus auf der Endschlacht hervorragend funktioniert. Und dann hätte man sich vielleicht die pathetischen Monologe sparen können, die das Buch bis dahin durchziehen. Und es ist wirklich keine Übertreibung, dass diese schwülstigen Reden hier eindeutig im Übermaß verwendet worden sind. Irgendwann musste ich wirklich mit den Augen rollen.

Am Ende meiner Review zu Band 2 habe ich angedeutet, dass ich bei gewissen Figuren hoffe, dass sie in Band 3 noch eine wichtigere Rolle spielen. Das waren Ayame, die Sasori-Zwillinge und Iesada. Leider wird jeder (!) einzelne von denen bei seinem oder ihrem ersten richtigen Auftritt gekillt. Da war die Enttäuschung dann doch ziemlich real.


Um einen Mathelehrer aus meiner Stufe zu zitieren: War aber ja nicht alles ganz schlecht. Nach wie vor besticht Julie Kagawa durch große Kreativität bei der Erschaffung und Implementierung von Dämonen. Ich habe wieder so ein bisschen Inuyasha-Feelings gehabt, und das ist schonmal ein guter Grundstein. Insgesamt ist auch das Ende passend umgesetzt. Die rasanten Actionsequenzen würden sich sicherlich gut in einer filmischen Adaption machen! Auch wenn zum Schluss hin große Befriedigung über einen Ausgang, der sich zudem tatsächlich einiges traut, vorherrscht, ist dieser Band wegen des belanglosen Anfangs leider der schwächste seiner Reihe. 
Im Schatten des Schwertes by Julie Kagawa

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adventurous dark slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.25

Nachdem der Dämon Hakaimono sich befreien und den Körper seines Wächters Tatsumi übernehmen konnte, sind die Kräfteverhältnisse im Kampf um die Drachenschriftrolle stark in eine gefährliche Richtung gekippt. Yumeko und ihre Bande suchen weiter nach dem letzten Teil, doch der Dämon und andere verfolgen das selbe Ziel.

Auch, wenn die Dämonenjagd in diesem Band aus Ermangelung eines Dämonenjägers keine so große Rolle mehr spielt, gab es immerhin erneut viele interessante Yokai und damit einhergehend erfrischende Abwechslung. Ebenso gefallen haben mir ein sich im Hintergrund aufbauender Plot um Seigetsu, über den man nach wie vor fast gar nichts weiß, und die Episoden im Kage-Territorium.

Ansonsten spielt sich viel auf einer abstrakten Gedankenebene ab, wenn es darum geht, Tatsumi zurückzuholen. Ich hatte das Gefühl, dass zum Einen oft bereits bekannte Sachverhalte wiederholt wurden, um emotionale Bedeutung zu vertiefen, was nicht so sehr hingehauen hat, und zum Anderen auch die Charaktere kaum eine Weiterentwicklung erfahren haben, sondern sich in ihrem Handeln sehr verfestigt haben. Dadurch war vieles nicht mehr überraschend, und so war es schwer, Begeisterung für diese Geschichte auf einem hohen Level zu erreichen.

Viele Stränge sind noch offen. Ich hoffe bei bestimmten Figuren sehr darauf, dass sie im Showdown noch eine größere Rolle spielen. Mal schauen, ob das klappt. 
Im Schatten des Fuchses by Julie Kagawa

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adventurous lighthearted slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

Ein schalkhaftes Fuchsmädchen trifft einen schweigsamen Dämonenjäger, und gemeinsam gehen sie auf die Suche nach einer antiken Schriftrolle, die einen mächtigen Drachen beschwören kann - wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Das ist die Prämisse der dreiteiligen "Schatten-Saga", die vor dem Hintergrund des fiktiven, aber stark an das japanische Mittelalter angelehnten Kaiserreiches Iwagoto Menschen und Dämonen aufeinandertreffen lässt.
Das Buch wird in wechselnden Perspektiven erzählt, meist aus der Sicht der Halbfüchsin Yumeko, die isoliert in einem Kloster aufwuchs und bei einem Dämonenangriff ihr gesamtes Umfeld verliert, und des Samurai Tatsumi, der auf einer Mission für den mysteriösen Schattenclan unterwegs ist und dabei eine Klinge mit sich führt, die dazu bestimmt ist, Dämonen zu töten.
Beide sind direkt sympathisch. Vielleicht auch, weil vieles aus dieser mit Dämonen gespickten Welt mich an meine Lieblingsanimeserie "Inuyasha" erinnert. Die beiden Protagonisten erinnern doch stark an Shippo und Sango aus der Serie, und wie dort besteht ein Großteil der Handlung daraus, verschiedene Dämonen zu bezwingen, während die Suche nur eine übergeordnete Rahmenhandlung vorgibt. Leider geht der Fokus der Geschichte in teilweise ausschweifenden Beschreibungen etwas verloren, und auch die einzelnen Begegnungen mit Feinden, die aber zur Gesamthandlung nichts beitragen und sich eher wie Filler lesen, haben dazu geführt, dass ich doch relativ lange gebraucht habe, um den Band abzuschließen. Auch wenn man schon mitfiebert, ist es natürlich oftmals nicht schwer zu erraten, wie die einzelnen Episoden ausgehen, was auch der Spannung eher abträglich ist.

Es gibt aber auch einige Ideen, die mich an der Konzeption dieses Fantasywerkes geradezu begeistert haben, weil sie dann doch noch einmal etwas anderes sind als das, was man aus dem Genre so kennt:

  - Tatsumi kämpft stumm gegen einen Dämon an, der in seine Klinge gebannt wurde, und darf deshalb keine Gefühle zulassen. Dies und der Konflikt, dass beide Hauptfiguren mehrere essenzielle Informationen voreinander verbergen, erzeugen eine neue Dynamik und von dem tatsächlichen Plot unabhängige Spannung
 
  - Die Kamaitachi ("Sichelwiesel") der Windhexe Kazekira haben es mir richtig angetan, das war mal was ganz anderes als die Dämonen, die man schon zuhauf gesehen hat

  - Die Antagonisten, insbesondere die grausame Lady Satomi, sind für ein Jugendbuch doch recht blutig unterwegs und damit auch für mich als etwas über der Zielgruppe Lesenden ziemlich glaubwürdig. Das gilt auch für den Schreibstil, der eine gute Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Lockerheit beibehält.
 

Da das Buch mit einem tatsächlich ziemlich unerwarteten Twist abschließt, wird die Reise bald weitergehen. 
Dunkle Schatten by Elizabeth Lim

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adventurous dark emotional slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

2.75

"Mulan" von 1998 ist ein zeitloses Meisterwerk und wohl der populärkulturelle Einfluss, der meine Kindheit am stärksten geprägt hat. Innerhalb einer Reihe, aus der ich nur diesen Band kenne, versucht sich das vorliegende Buch an einem Alternativszenario: Shang wird hier von Shan-Yu nicht nur leicht, sondern sehr schwer verletzt, und Mulan muss in die Unterwelt Diyu reisen, um seinen Tod zu verhindern.

Nicht unbedingt ein Szenario, auf das ich im Bezug auf den Film von selbst gekommen wäre, und deshalb möchte ich zuerst einmal die Kreativität der Autorin loben, sich eine neue Umwelt und zahlreiche neue Figuren auszudenken. Außerdem mochte ich, dass der Aspekt von Mulans Tarnung und ihrem schlechten Gewissen deswegen, der im Film sehr gerafft abgehandelt wird, hier eine sehr elementare Rolle spielt und viel mehr Tiefe verliehen bekommt.

Ansonsten muss ich festhalten, dass ich definitiv das eine oder andere Jährchen oberhalb der Zielgruppe vor mich hin lese und deshalb mit dem Sprachstil nicht wirklich etwas anfangen konnte. Der besondere Humor aus dem Film fehlt größtenteils, weil Mushu als Begleiter hier von Shangs Beschützer ShiShi ersetzt wird, der nicht ansatzweise so lustig ist. Die Geschichte schlägt also einen deutlich düstereren Ton an. Um zu funktionieren, sind die Gefahren allerdings nicht bedrohlich genug. Ich hatte so gut wie nie das Gefühl, dass es jetzt wirklich brenzlig für die Helden werden würde. Deswegen hat sich der ganze Spaß dann auch etwas gezogen und ich ca. einen Monat gebraucht, um das in ziemlich großer Schrift gefasste Buch abzuschließen.

Ich kann nachvollziehen, dass andere das Buch feiern, persönlich hat es mein Verhältnis zu "Mulan" als Geschichte nicht nachhaltig beeinflusst. 
Heilige Mörderin by Keigo Higashino

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challenging informative mysterious tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

3.0

Ein Geschäftsmann wird durch mit Arsensäure vergiftetetem Kaffee tot in seiner Wohnung aufgefunden. Schnell kommt heraus, dass nur seine Ehefrau Ayane Mita, von der er sich trennen wollte, weil diese keine Kinder bekommen kann, ein Motiv für die Tat hat. Doch Ayane nimmt diese Verdächtigungen gelassen hin und kooperiert gerne mit der Polizei, denn sie war zum Tatzeitpunkt verreist und hat dadurch ein wasserdichtes Alibi. Fieberhaft versucht das bekannte Team um Professor Yukawa, herauszufinden, wie der Wasserfilter trotzdem vergiftet werden konnte. Doch Ayane die Tat nachzuweisen, scheint unmöglich. Ist das der perfekte Mord?

Mein Herz blutet bei dem Gedanken, dass dieser Krimi für mich nicht mit den beiden Meisterwerken "Verdächtige Geliebte" und "Unschuldige Täter" des selben Autors mithalten kann, und ich schiebe gleich vorweg, dass die Bewertung auch darunter gelitten haben mag, dass ich das Buch nicht in einem Rutsch, sondern über einen ziemlich langen Zeitraum verstreut gelesen habe.

Schlussendlich muss ich aber konstatieren, dass sowohl Plot als auch Figuren, zwei Elemente, die jedes gute Buch ausmachen und die Higashino in seinen anderen Bänden zur Perfektion ausgebildet hatte, hier einfach deutlich zurückstecken.
Es gibt keine wirklich atemberaubende Wendung in diesem Fall. Zudem konzentriert sich der Plot auf die Auflösung, wie es gelingen kann, eine Vorrichtung so zu präparieren, dass sie just im rechten Moment ihre Wirkung entfaltet, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Die Auflösung gefällt mir und ist gewohnt ausgeklügelt. Jedoch ist die Tötungsart in diesem Fall eben nicht besonders spektakulär. Und da die ansonsten auftauchenden Fragen doch eher nebulöser Natur sind, entwickelt sich ein Gefühl, dass man sich als Leser ständig im Kreis dreht und immer wieder die selben Fakten und Erkenntnisse durchkauen muss. Auf Dauer war das etwas ermüdend.

Und auch die Charaktere haben mich an dieser Stelle stark enttäuscht. Higashinos Kriminalromane lebten zuvor von den wirklich großartigen Protagonisten, deren Schicksal und verzweifelter Kampf zweier Parteien auf Augenhöhe dem Leser richtig an die Nieren geht. Hier ist hingegen eine ungekannte Distanz zu spüren. Yukawa bleibt sehr blass und verklausuliert, sodass man schnell keinen Bock auf ihn hat. Ich mag seine praktische Ader, wie in "Unschuldige Täter" deutlich lieber. Kusanagi war schon in den anderen Bänden nicht gerade die Ausgeburt der Kompetenz, aber hier ist er ein Trottel, der auch ziemlich nervt. Einzig Utsumi hat mir gefallen. Nachdem sie in den anderen Bänden keine große Rolle spielte, treibt sie hier die Dinge voran und erringt sich Sympathien.

Das größte Problem ist aber Ayane Mita selbst. Auch hinter ihre Fassade wird nur sehr spärlich geblickt, und das unterscheidet sie von allen anderen Figuren in den Yukawa-Romanen, die auf der "anderen Seite" standen. Dadurch, dass man sie fast nur von außen betrachtet, kann man nicht mit ihr mitfiebern wie etwa mit Yasuko Hanaoka in "Verdächtige Geliebte", sondern man bleibt gleichgültig, was leider viel Reiz aus der Sache nimmt.

Insgesamt leider ein mittelmäßiger Krimi und damit für Higashino-Verhältnisse doch eine große Enttäuschung. Mal schauen, wie die Bücher um seinen anderen Kommissar, Kyoichiro Kaga, so sind. Die Rezensionen lassen wieder Großes erahnen, aber vielleicht wird es auch helfen, mit etwas zurückgeschraubten Erwartungen an dieses Leseerlebnis heranzugehen. 
Die Drachenkämpferin: Die komplette Trilogie by Licia Troisi

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adventurous dark inspiring fast-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.75

Es gibt da eine Figur aus meiner Kindheit, die mein Fantasy-Herz zum Schlagen gebracht hat und die Harry Potter oder Eragon, die ich ungefähr zur selben Zeit gelesen habe, in meiner Erinnerung ziemlich in den Schatten gestellt hat. Das ist Nihal aus dem Land des Windes, eine Halbelfe mit blauen Haaren, violetten Augen, einem ziemlich überhitzten Trotzkopf und irgendwann dann auch einem Drachen, der dieser Trilogie ihren Namen verleiht.

Der eine Grund, der mich zu diesem Buch zurückgezogen hat, ist das wundervolle Cover des ersten Bandes (https://www.google.com/search?sca_esv=584247228&sxsrf=AM9HkKm_hEsC-LjkOhZBEhHsxRxStyDfOQ:1700561464433&q=die+drachenk%C3%A4mpferin+im+land+des+windes&tbm=isch&source=lnms&sa=X&ved=2ahUKEwjAhYaQ7dSCAxWHTaQEHTpJAo4Q0pQJegQIDBAB&biw=412&bih=784&dpr=2.63#imgrc=lx4-CBvGt5gESM), welches leider für diese sehr kostengünstige Ausgabe nicht übernommen wurde. Der andere ist die bereits angesprochene Protagonistin. Ich kann durchaus nachvollziehen, wenn jemand bei Nihals ständigem Hang zur Selbstzerstörung frustriert die Augen verdreht, aber ich liebs einfach. Dass dieses Mädchen für lange Zeit zwar eine durchaus mit sich hadernde Person, aber trotzdem eine forsche Draufgängerin verkörpert, hat mich mit 12 richtig abgeholt, und tut es zu einem gewissen Grad noch heute.

Zunächst zur Story: Nihal lebt mit ihrem Vater, einem Schwertschmied, recht unbeschwert in einer Turmstadt, während drumherum ein Krieg der "freien Länder" gegen den "Tyrannen" tobt. Sie freundet sich mit einem Magier namens Sennar an, und als ihre Stadt in einem verheerenden Angriff zerstört wird, versucht sie, Aufnahme im Orden der Drachenritter zu finden, um den Tyrannen zu stürzen.
Das alles geht in einem sehr ansprechenden und ziemlich flotten Schreibstil vonstatten, bei dem die Kampfaction sehr viel ausmacht. Die Reihe war perfekt, um sie, während man krank auf dem Sofa liegt, innerhalb einiger Tage komplett wegzulesen. Und auch, wenn mich der leise Verdacht beschleicht, dass ich damals aus Unkenntnis nur den ersten Band gelesen habe, ist mein Bedürfnis nach Nostalgie befriedigt worden. Es hat durchaus viel Spaß gemacht!

Nichtsdestotrotz muss ich natürlich bekennen, dass diese Reihe einige, teilweise massive Schwächen aufweist. Natürlich ist hier sehr viel Klischee im Spiel. Die toughe Protagonistin ist natürlich die letzte ihrer Art, und nicht nur äußerst stark und geschickt, sondern auch wunderschön. Im Kontrast dazu ist der Tyrann, der erst ziemlich zum Schluss auftritt, das pure Böse, der selbst geschaffene Ungeheuer namens Fammin in den Kampf schickt und die eroberten Landstriche total verwüstet, sodass dort nichts mehr gedeiht. Insgesamt hat die ganze Geschichte einen sehr düsteren Ton, jedoch macht das blindwütige Zerstören des Tyrannen aus rationaler Sicht halt keinen Sinn. Auch Nihals Lehrmeister, der Gnom Ido, fügt sich auf sehr verbrauchte Weise in die Rolle der Entwicklungsfigur ein, die unserer hassenden Furie beibringt, dass man stattdessen lieber aus Liebe kämpfen sollte.
Und natürlich kann die Rettung dann nur über ein einzigartiges Artefakt kommen, dessen Aktivierung man durch acht MacGuffins vollziehen muss, deren Suche den Großteil des letzten Teils einnehmen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Drachen keine besonders große Rolle spielen, wie man dem Titel entnehmen könnte. Zunächst einmal trägt Nihals Drache den Namen Oarf, was klingt, als könnte jemand sein Mittagessen nicht bei sich behalten, des weiteren sind Drachen hier nach meinem Empfinden eher Werkzeuge als eigenständige Figuren. Das hat Eragon dann doch wesentlich facettenreicher hinbekommen.

Was außerdem sehr stört ist die Tatsache, dass Nihal zu Beginn der Geschichte in einen Ritter verschossen ist, der altersmäßig fast ihr Vater sein könnte und obendrein mit ihrer Magiermeisterin zusammen ist. Das war ein Plotpoint, der total fragwürdig war und den ich absolut nicht ernst nehmen konnte. Vielleicht bin ich ja das Problem, aber für mich denken Teenager halt einfach nicht so. Um auszudrücken, dass Nihal wegen Zurückweisung traurig und Sennar auf ihren Schwarm eifersüchtig ist, hätte ein gleichaltriger Protagonist, ein Schüler von der Drachenakademie, genau so gut herhalten können. Stattdessen diese weirde Schwärmerei für einen deutlich Älteren... Ich fands einfach dämlich.

Mit dieser Geschichte hat die italienische Autorin Licia Troisi sicherlich nicht das Rad neu erfunden oder ein zeitloses Meisterwerk geschaffen. Erfahrene Leser des Genres werden hier vielleicht nicht auf ihre Kosten kommen. Ich hingegen hab mein Ziel, etwas abzuschalten und mich in meine frühe Lesephase zurückzuversetzen, erreicht. 
111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben. Eine Liebeserklärung an den großartigsten Fußballverein der Welt by Kalla Wefel

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informative relaxing fast-paced

1.5

Wollten Sie schon immer mal Erörterungen irgendwelcher ihnen unbekannter Menschen über Theaterbesuche, den Lebensstil von Jägern und Sammlern oder die Finanzexzesse des FC Bayern München lesen? Dann ist dieses Buch ein guter Griff. Denn die beiden Autoren dieses Werkes beginnen jeden einzelnen Absatz viel zu abstrakt, schwafeln über die unnötigsten Dinge herum, um dann kurz vor knapp doch noch irgendwie den halbherzigen Schlenker zum VfL Osnabrück zu wagen. Oft ist diese Vorgehensweise so eklatant, dass es den Verfassern sogar selber auffällt: "Muss dieser gesamte Sermon in einem Buch stehen, in dem Gründe aufgezählt werden, warum es sich lohnt, ein Fan des VfL Osnabrück zu sein?" (S. 263). NEIN, eigentlich nicht.
Dass es dennoch so ist, ist ziemlich bedauerlich, da eigentlich genug Referenzwerke vorlagen, um zu schauen, wie man es besser macht. Die Version des 1. FC Nürnberg schafft es jedenfalls, ohne viel Schnickschnack und stattdessen mit bemerkenswerter Selbstironie auch bei mir, der kein leidenschaftlicher Fan, sondern lediglich leichter Sympathisant der Clubberer ist und jenes Buch nur aufgrund eines Missverständnisses besitzt, zu punkten.

Hätte ich den VfL nicht schon zuvor als meinen zweiten Herzensverein auserkoren, dieses Buch hätte mich definitiv keinen Schritt weiter dorthin gebracht. Denn neben dem eingangs erwähnten Dilemma, welches sich durch das ganze Buch zieht, sind manche Kapitel auch einfach nicht nur überflüssig, sondern richtig unangenehm. Gerade Peter von Koss tischt einige selbsterlebte Geschichten auf, in denen er unter anderem als Trotzreaktion im Stadion einen unbescholtenen Fan vollraucht oder Bananen in die Osnabrücker Umwelt schmeißt, die für mich als Unbeteiligten fehl am Platz sind und eher ein Grund, von einem Verein der solche Kerle als Fans hat, Abstand zu nehmen.
Ein womöglich interessanter Beitrag über zwei Wettbetrüger wird praktisch einfach ausgelassen, nämlich mit fünf Zeilen nichtssagend geheimnistuerisch abgegolten.
Und die Gründe 88-91 sind lediglich die Liedtexte von vier verschiedenen Versionen der Hymne. Dass es den Autoren, wie im Vorwort erwähnt, erstaunlich leicht gefallen sein soll, die 111 Gründe zusammenzusuchen, stelle ich unter diesen Umständen einfach mal infrage.

Natürlich sind auch einige Kapitel informativ, bisweilen sogar ganz nett, insbesondere unter der Rubrik "voll daneben", wobei ich finde, dass diese Begebenheiten noch weitaus humorvoller hätten erzählt werden können. Außerdem ist ausgiebiger Red Bull-Slander vorhanden.

Nichtsdestotrotz ist es ein Armutszeugnis, dass es im Jahr 2023 keine wenigstens halbwegs aktuelle Vereinschronik gibt. Dass dieses Fanbuch die Lücke nicht schließen kann, war mir klar, aber ein bisschen mehr VfL pur hätte der Sache sehr gut getan. So ist das Ergebnis eine arg wässrige Suppe ohne Zielgruppe. 
Blue Seoul Nights by Kara Atkin

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emotional relaxing sad slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

Endlich wieder Romance?! Meine Erfahrung mit dem Genre hält sich in Grenzen, und doch würde ich sagen, dass dieses Werk nicht der typische New-Adult-Bumsroman mit GROSSEM GEHEIMNIS und tonnenweise unnötigem Drama ist. Hier werden leise Töne angeschlagen, und auch wenn Traumata eine wichtige Rolle spielen, steht doch das Glück des Zusammenfindens zwischen Jade, die eingangs frisch nach Südkorea kommt, und Hyun-Joon, ihrem attraktiven und zugegebenermaßen wirklich charismatischen Love Interest, im Vordergrund.

Alle namentlich benannten Figuren in dem Buch sind sympathisch, und gerade zu Beginn macht die Story Spaß, wenn man Jade dabei begleitet, in ihrem neuen Umfeld klarzukommen, umgesetzt in einem authentischen Sprachstil. Das heißt aber nicht, dass es ein Wohlfühlbuch ist, denn eine schwere Vergangenheit nagt an der Protagonistin und verleiht ihrer Wahrnehmung der Welt und damit auch den Beschreibungen tiefe Melancholie.

Mit dem weiteren Verlautlf der Handlung wird alles noch etwas unaufgeregter, aber eine gewisse Anspannung bleibt, denn obwohl die Liebe zwischen den beiden, die in tollen Metaphern wie Jades "Mosaikherz" oder dem künstlerischen Bemalen der tristen Welt eingefangen wird, eine positive Note erblühen lässt, steigt auch der Druck, unter dem beide durch ihre zahlreichen Tätigkeiten und Verpflichtungen stehen, immer mehr an, bis es zum Finale kommt.

Der Titel "Blue Seoul Nights" ist insofern sehr gut gewählt, da er sowohl auf die ikonische Szene des Nachtspaziergangs der beiden verweist, als auch auf die Notwendigkeit, die eigene Beziehung wegen des akuten Zeitmangels in die Nacht verlegen zu müssen.

Gerade im mittleren Drittel des Buches plätschert die Geschichte in ziemlich ruhigem Fahrwasser. Ein bisschen mehr Spannungsmoment wäre nicht unbedingt schlecht gewesen. Dennoch ein recht überzeugendes Buch im Gesamtbild. 

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Die New York-Trilogie by Paul Auster

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challenging reflective tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

1.5

Im Idealfall ist der Kriminalroman eine der reinsten und faszinierendsten Formen des Geschichtenerzählens schlechthin. Die Vorstellung, dass jeder Satz wichtig ist, dass jedes Wort von Bedeutung sein kann, treibt den Autor zu Höchstleistungen. Und nur aus diesem Grund hat mich das Genre so interessiert. 

Paul Auster ist kein Kriminalschriftsteller, sondern in jeder Hinsicht ein Romancier im Kontext der postmodernen Literatur. Nur auf den ersten Blick beinhaltet dieser Band, der drei Geschichten zusammenfasst, "klassische, spannungsgeladene Kriminalgeschichte[n]". Stattdessen, so heißt es auf dem Buchrücken, "wird der Beobachter [...] in ein Spiel mit seinen eigenen Erwartungen verstrickt."

Man mag sich fragen, warum ich bis zu diesem Punkt bereits so viel in Zitaten spreche, und die Antwort ist, dass ich auf die Betrachtungsweise anderer zurückgreifen muss, da ich den Inhalt und die damit zusammenhängenden Botschaften dieses Werkes mit meinem konventionellen Blick auf Geschichten nicht hinreichend nachvollziehen kann.
Wie erzählt wird, scheint der Kern zu sein, anstelle eines konsistenten Plots.
Wie wird denn erzählt?
Im Buch selbst wird erwähnt, dass alle drei Geschichten eigentlich die selbe seien, und ich möchte mich deshalb eigentlich auch nicht mit dem Inhalt aufhalten, der sowieso nur als Rahmen zu dienen scheint. Als wiederkehrendes Motiv erscheint die Auseinandersetzung nach jemand anderem, einer Art Phantom, welche die Aufmerksamkeit der Protagonisten vollständig beansprucht und deren Leben umkrempelt. Dieser ganzheitliche Ansatz scheitert aber dahingehend, dass alles, was eine Wendung geben könnte, Zustände ändern würde, entweder gar nicht passiert, oder nicht gezeigt wird. Lediglich Blue in "Schlagschatten" ist ein Detektiv und nur zweitrangig ein Schriftsteller, und dementsprechend verhält sich auch niemand wie ein Detektiv, und die "Bösewichte" entpuppen sich letztendlich als zahnlos, sie wollen niemandem wehtun, und der Absturz der Protagonisten ist diesen selbst zuzuschreiben. Spannung kam nie auf, und fesseln konnte mich das Buch erst recht nicht.

Aber die Sprache !  Nun, abgesehen davon, dass ich sowieso ein Verfechter der These bin, dass eine interessante oder, Gott bewahre, sogar inspirierende Sprache niemals ausreicht, um einen schlecht oder nicht vorhandenen Plot auszugleichen - wohl selten habe ich derart unauthentische und dröge Dialoge gelesen. Kaum ein Satz fühlt sich so an, als könnte er in jedem Wort so gesagt worden sein, und diese Nicht-Sprache hat es kaum einmal versäumt, eine innere Distanz zu schaffen, die mir das Schicksal der Figuren weitgehend egal gemacht hat. Ich schweige am Liebsten auch von den Wort- und Sprachexperimenten, die für manche vielleicht Kunst in der Tradition eines Arno Schmidt, für mich hingegen unlesbar sind.

Unlesbar ist auch das richtige Stichwort für den Umgang mit Löchern in diesem Buch. Ich sage bewusst nicht Frauen, um mich so weit wie möglich der Denkweise der Handlungsträger anzupassen. Peter Quinn stellt sich seine Auftraggeberin, mit der ihn nichts verbindet, umgehend nackt vor. Blue bezeichnet seine Flamme als "zukünftige Mrs. Blue". Der namenlose Ich-Erzähler von "Hinter verschlossenen Türen" schießt den Vogel ab, für ihn sind Träger weiblicher Geschlechtsteile vollständig objektifiziert, und die Schilderungsweise ebensolcher Objekte bemisst sich ausschließlich daran, wie sexuell attraktiv sie sind. Wobei das auch wieder Nebensache ist, denn eigentlich ballert er jede. Sogar die Mutter seines Jugendfreundes (!)
Ich bin weiß Gott kein Hardcorefeminist. In einigen meiner Lieblingsbücher kommen sogar weitaus schlimmere Übergriffe vor. Aber dort spielen diese Szenen einen Teil der Geschichte, sie führen zu etwas hin, lassen die involvierten Frauen an ihrem Schmerz wachsen und als Subjekte große Emotionen ansprechen. Hier führen die Szenen hingegen nirgendwo hin, sie sind reiner Selbstzweck und vollkommen irrelevant.
Wer nach 1950 so schreibt, ist widerlich. Zumal die tiefe Einbindung des Autors in die Geschichte zumindest den Verdacht offen lässt, dass hier einiges nicht nur Fiktion ist.

Kommen wir zum Fazit und zu der Frage: Gibt es einen Sinn hinter der Geschichte? Nach der Lektüre glaube ich zu der Ansicht gelangt zu sein, dass dieses Buch ein Marionettenspiel ist, eine Auseinandersetzung des Autors mit dem Leser, in der Ersterer letztendlich einfach nur ein Spiel spielt. Mein Anhaltspunkt dafür ist, dass Paul Auster offenbar Themen, die ihn selbst bewegen, ohne Bindung und Erklärung in diese Geschichten einflicht, und das sind in erster Linie Debatten aus dem Kosmos eines hochgebildeten Schriftstellers.
Doch dort endet es nicht, Paul Auster tritt sogar selbst als Figur auf, um in einer Weise, die ich als unsäglich prätentiös empfunden habe, den Leser über die Autorenfiktionalität von Cervantes aufzuklären (nur eine von vielen belehrenden Passagen über Literatur, die von Krimis so weit entfernt ist wie Kapstadt von Hammerfest).
Ich komme nicht umhin, zu denken, dass Paul Auster das, was er schreibt, selbst für ziemlich heißen Scheiß hält. Es liegt für mich persönlich eine gewisse Arroganz des Autors darin, vom Leser ein Vorwissen zum Verständnis der eigenen Werke zu verlangen. Es mag dies der Kern der Postmodernen Literaturtheorie sein, doch für mich sollte ein gutes Buch eigenständig funktionieren.

Die "New York-Trilogie" liest sich wie ein literaturstudentischer Solo-Kreiswichs, der die Erkenntnisgewinne "Hinter verschlossenen Türen" des hermetisch abgeriegelten Zimmers des Schriftstellers feiert. Das ist sicher für eine gewisse Bubble das Elixier guter Literatur und hat damit auch definitiv eine Daseinsberechtigung. Was ich aber nicht verstehe, ist, wie so ein Buch es geschafft hat, so eine Massenware zu werden, dass die vorliegende Ausgabe bereits die 25. Neuauflage dieses modernen Klassikers darstellt. 
Zieht den Bayern die Lederhosen aus!: das FC-Bayern-Hassbuch by Niclas Müller, Torsten Geiling

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funny informative lighthearted fast-paced

3.75

Als passionierter Bayern-Hasser habe ich dieses schmale Büchlein aus einem Bücherschrank entwendet. Meine Hoffnung, tatsächlich auf Hass zu stoßen, wurde auch nicht enttäuscht. Auf launige Art werden hier die schönsten Fehltritte und die lächerlichsten Possen dieses Drecksvereins aufs Korn genommen. Sehr gelungen vor allem die ätzenden und konsequent durchgezogenen Neologismen bei der Benennung handelnder Personen, u. A. der "Firlefranz", das deutsche "Zum Hals-Raushängeschild" sowie die in jedem Kontext beibehaltene Bezeichnung eines bekannten mittelfränkischen Cholerikers als "Lodda". Auch die Feststellung, Giovane Elber sei "der Roberto Blanco des deutschen Fußballs" hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Dadurch, dass das Buch schon 2002 erschienen ist, sind natürlich viele schöne Momente (Finale dahoam, 2:5 im Pokalfinale, 0:5 gegen Gladbach und weitere) nicht präsent. Gleichzeitig hätte die in den letzten Jahren erfolgte Monopolisierung des deutschen Fußballs durch den FC Bayern sicher Anlass zu noch weitaus giftigerer Auseinandersetzung geboten. Eine Neuauflage im Jahr 2023 könnte 500 Seiten füllen.

Nichtsdestotrotz ist es so, dass vieles in diesem Band wenig bis keine Substanz hat, angefangen bei den Statistiken bis hin zu Seiten, in denen dann doch gute Bayernspieler genannt werden (samt Aufforderung, diese Seiten herauszureißen, okay?!) und zahlreichen Verweisen auf das eigene Werk, die ich als störend empfand. Ein lustiger Jux für zwischendurch ist es durchaus, aber keine Bibel für die Rechtgläubigen abseits des Satansbratens aus Großkotzistan.